Man hat’s nicht leicht in Tansania…

7 Jan

Reisebericht von Tom

Nachdem wir ein wunderschönes Weihnachtsfest in Kenia verleben durften, scheint uns unser Glück danach in Tansania ein wenig verlassen zu haben. Wir hatten leider einen ziemlich furchtbaren „Rutsch“ nach 2011. Auch sonst haben in der letzten Woche einige Sachen leider nicht wie gewünscht geklappt. Aber nun erst mal der Reihe nach…

Am 30. Januar 2010 haben wir nach genau 30 Tagen Kenia verlassen, weil wir bei der Einreise für eben diese 30 Tage 40 US$ Strassenbenutzungsgebühr („Road Tax“) bezahlt hatten und nicht für 1 oder 2 Extra-Tage in Kenia nochmal den gleichen Preis bezahlen wollten. Da wir Dank der Informationen aus unserem Reiseführer wußten, dass der Eintritt in die tansanischen Tier-Nationalparks für unseren Rhino extrem teuer ist (300 US$ nur für das Fahrzeug pro Tag), hatten wir ja unsere Ost-Afrikanischen Safaris samt und sonders in Kenia gemacht; dort hatte die Gebühr für das Fahrzeug nur ca. 10 US$ betragen. Für Tanzania standen nun erst mal „Berge“ auf dem Programm; die werden ja bekanntlich in der Mehrzahl eher erwandert als erfahren 🙂

Aber vorher wollten wir natürlich noch ein schönes Sylvester bzw. Neujahr verbringen. Nachdem die erste Nacht in Tanzania im einem „Snake Park“ in der Nähe von Arusha zwar ganz OK war, wir aber nicht unbedingt in der Gesellschaft von Schwarzer Mamba (giftigste Schlange Afrikas) und Gabun-Viper (auch nicht viel besser) „reinfeiern“ wollten, haben wir dann recht viel Mühe darauf verwendet, einen schönen Campingplatz in Arusha für die Sylvester-Nacht zu finden. In unserem Navigationsprogramm wurde ein Campingplatz an einem kleinen See (Lake Doluti) ca. 10 km ausserhalb Arushas sehr empfohlen. Dort angekommen, waren wir auch recht angetan, weil sich direkt neben dem Campingplatz ein schönes Open-Air Restaurant (so eine Art afrikanische Biergarten) befand, wo schon nachmittags nette Musik lief und wo wir dann den Abend verbringen wollten.

Aber vorher wäre doch zur Entspannung ein kleiner Spaziergang rund um den See ganz nett, dachten wir uns… Dieser war nicht gross, so dass man bestimmt in ca. 1 Stunde rumkommt. Leider stellte sich schnell heraus, dass der See in einem kleinen Naturschutzgebiet liegt. Man konnte uns am Eingangstor zwar nicht sagen, was an diesem Naturschutzgebiet denn so besonders wäre (Flora, Fauna oder vielleicht was anderes?), aber trotzdem wollte man erst mal 12 US$ Eintritt pro Person. Nein Danke, so wichtig war uns der kleine Spaziergang dann doch nicht.

Am frühen Abend wurde bei uns am Campingplatz dann eine Musikanlage aufgebaut und der Besitzer informierte uns, dass auch dort am Platz abends „reingefeiert“ werden würde. Na gut, warum nicht, dann könnten wir ja auch noch ein bißchen tanzen, falls es nach dem Dinner in dem Restaurant doch nichts wäre…

Leider stellte das angedachte Restaurant nebenan seinen Betrieb um ca. 19 Uhr wegen offensichtlichem Strom-Mangel ein, als man bei uns auf dem Campingplatz zum Sound-Check ansetzte und wir uns gerade „fein“ gemacht hatten … Mist, nix ist mit nett Essen im Restaurant! Also hat Dag noch schnell etwas Leckeres aus dem gezaubert, was unsere Vorräte im Rhino so hergaben! Danach gingen wir dann zur „Open-Air-Disco“ bei uns auf dem Campingplatz. Leider war die Musik dort aber so dermassen laut (wie im Rockkonzert direkt vor der größten Box) und gleichzeit so verzerrt und übersteuert, dass wir uns nach ein paar Minuten dort ernsthafte Sorgen um unseren Gehörsinn machten und wir auch kein Wort miteinander sprechen konnten. Dann haben wir uns lieber in unseren Rhino verzogen, wo wir aber leider trotz Fenstern zu, Ohrenstöpseln drin und Schlaftablette wegen der ohrenbetäubenden Musik bis ca. 4 Uhr morgens kaum ein Auge zugemacht haben… Das war, jedenfalls für mich, der größte Reinfall zu Sylvester seit ich Alkohol trinken darf 🙂

Am nächsten Morgen haben wir uns dann beim Campingplatz-Besitzer beschwert, weil er uns nicht bereits bei der Anreise am Nachmittag auf die Party am Abend wenigstens hingewiesen hat (eine „Warnung“ wäre wohl besser gewesen…). Grosszügig hat er dann die Übernachtungsgebühr von 6 US$ pro Person auf 5 Dollar gesenkt. Letzten Endes waren wir aber so sauer, dass wir nach längeren Diskussionen gar nichts gezahlt haben…

Also wurde erst mal der Camping-Platz gewechselt. Am 1. Januar haben wir uns drei verschiedene Campingplätze in Arusha angeschaut und sind dann schließlich im „Maasai Camping“ gelandet, nicht zuletzt, weil wir dort ein anderes Overlander-Päärchen aus England (Er) bzw Sambia (Sie) getroffen haben, die mit ihrem Unimog Wohnmobil auf dem Weg nach Sambia waren.

Massai Camping

Mit den beiden haben wir dann auch nett im Campingsplatz-Restaurant zu abend gegessen bis dann…. um ca. 22 Uhr wieder die Party losging!!! In Tansania gibt es nämlich ZWEI Neujahrs-Parties: eine am 31.12 und eine am 1.1… Gottseidank waren wir auf diesem Platz mit unserem Rhino etwas weiter von der Musikanlage weg und die Mukke war auch nicht ganz so extrem laut wie die Nacht zuvor, so dass wir Dank Öhrenstöpseln und dem Schlafmangel aus der Vornacht doch noch das ein oder andere Auge zumachen konnten…

Als nächstes stand dann (nach einem „Rhino-Reparatur-Tag“ – die Zentralschmierung hatte den Geist aufgegeben – also wurde von mir alles manuell abgeschmiert) unsere lange geplante Besteigung des Ol Doinyo Lengai in Nord-Tansania in der Nähe des Lake Natron an. Majestätisch und als perfekter Kegel ragt dieser „Heilge Berg der Maasai“ aus der umgebenden knochentrockenen Ebene hervor – wahrlich ein Bild für die Götter. Seht selbst:

Lengai2

Der Berg bildet den nördlichen Abschluss der Vulkan-Kette im tansanischen Hochland und gilt als einer der aktivsten und außergewöhnlichsten Vulkane der Erde. Er ist zuletzt mindestens 2006, 2007 und 2008 mehrmals ausgebrochen. Den Weg dorthin beschreibt unser Reiseführer aus dem Loose-Verlag wie folgt: „Die Anfahrt geht über wilde Schotter- und Sandpisten, durch Schlaglöcher und tiefe Flussbetten – oft ist die Piste gar nicht deutlich erkennbar. Es bedarf schon eines routinierten und ortskundigen Off-Road-Fahrers, um in diesem schwierigen Terrain sicher ans Ziel zu gelangen„. Na, das hört sich doch mal interessant an, dachten wir uns, genau unsere Kragenweite! 🙂

Da für die 1-tägige Besteigung des Berges die Mitnahme eines Maasai-Bergführers dringend angeraten wurde, erkundigten wir uns schon vor Ort in Arusha in einem der zahlreichen Reisebüros, ob wir schon einen Führer aus Arusha mitnehmen sollten. Dort wurde uns aber geraten, da wir ja ein eigenes Offroad-Fahrzeug haben und den Weg zum Berg ja kennen, uns erst vor Ort einen Führer zu suchen; diese würden auf den zwei Camping-Plätzen, die als Basislager dienen, erfahrsgemäß bereits in grösserer Anzahl auf uns warten.

Gesagt, getan, geht es am 4. Januar auf Richtung Nord-West, Lake Natron (grüner Track auf der Karte oben). Die ersten 100 km sind guter Asphalt, und ab dann geht es für weitere ungefähr 100 km (ca. 4 Stunden) über eine Offroad-Piste, immer scharf am afrikanischen Grabenbruch entlang Richtung Norden. Dank unseres hervorragenden Navigationsprogramms „Tracks4Africa“ ist die Piste überhaupt nicht schwer zu finden und sie ist tatsächlich sehr abwechlungsreich! Steinpiste wechselt sich ab mit Sand und Steppe, wir überfahren einige erkaltete Lava-Felder und ausgetrocknete Flussbetten. Zeitweise kommt in der Steppe sogar echtes „Paris-Dakar-Feeling“ auf:

Paris - Dakar - Feeling

Nach ca. 60 km (2 h) auf der Piste kommt die erste „Zahlstation“ – die örtlichen Maasai erheben dort eine Art „Strassenbenutzungsgebühr“. Für uns noch keine grosse Überraschung. Laut unseres Loose-Reiseführers (Jahr 2008) beträgt diese 5 US$. Unser extra für unser Afrika-Tour angeschaffter Reisefüher „Berge Afrikas“ (Jahr 2006) zu dem Thema Kosten: „Wird nur der Ol Doinyo Lengai besucht, so sind dafür keine Gebühren an die Behörden zu bezahlen“ Und weiter: „Am Ol Doinyo Lengai hebt die lokale Dorfgemeinschaft der Massai einen Betrag von US-$ 10 bis US- $ 20,- pro Person ein. Diese Kosten decken auch die Begleitung durch einen jungen Massai-Krieger während der Besteigung.“

Tatsächlich werden an der ersten Zahlstation von uns 40 US$ verlangt. 10 pro Person und 20 für unser Fahrzeug. Na ja, was solls, das ist uns ja in Afrika nun schon öfters passiert, dass die Kosten sich innerhalb von 2 Jahren (von 2008 bis 2010) verdoppelt haben. Diesmal haben sie sich halt verachtfacht (von 5 $ auf 40 $) … Also Maul halten, zahlen und weiterfahren. Immerhin erhalten wir eine Quittung.

Nach weiteren 30 km (1 h) dann die nächste Zahlstation. OK, auch dieser zweite Zahlstation war im Loose-Reiseführer erwähnt. Hier will man von uns 20 U.S.$, ohne näher spezifizieren zu können, wie dieser Betrag sich zusammensetzt. Man weist lediglich darauf hin, dass hier ein neuer Verwaltungsdistrikt beginnt und dies steht auch so auf der Quittung, die wir wieder bekommen. Nach dem Abkassieren fragt man uns dann auch noch nach Trinkwasser für die Besatzung des einsamen Zahlpostens (2 Männer und ein paar Kinder), wovon wir natürlich ein paar Liter kostenlos abgeben.

Nach diesem Zahlposten geht der schwierige Teil der Offroad-Piste eigentlich erst los. Nun sind wir näher am Berg und fahren bergauf und bergab entsprechend langsam durch einige Bachtäler und erkaltete Lavaströme. Nach weiteren ca. 1,5 h sind wir dann fast an unserem Tagesziel angekommen. Der in unserem Navi-System genannte Campingplatz „Waterfall Campsite“ liegt nur noch ca. 3 km entfernt und es ist nun auch schon 17 Uhr, also nicht mehr lange bis zur Dunkelheit. Da taucht doch tatsächlich am Wegsrand noch eine DRITTE Zahlstation auf!

Und hier sind die Gebühren echt der Hammer: 15 US$ pro Person und 150 US$ für unser Fahrzeug!!! Und dies für die „nur“ 3 km zum Campingplatz… Das schlägt doch dem Fass den Boden aus!! Besonders frech finden wir, wie offensichtlich hier die Touristen abkassiert werden. In der ausgehängten Gebührenordnung von 1998 steht ausdrücklich: Einheimische „Trucks“ (> 2 to) kosten 5.000 Tansania-Schilling (ca. 3 US$), Ausländische Trucks (> 2 to) aber das 50-fache, nämlich 150 US$!

Natürlich sind wir uns sofort einig, dass wir das NICHT bezahlen werden. Wir sind bereit, noch einmal (zum dritten Mal) etwas zu bezahlen, aber nicht so überzogen viel. Nach ca. 20 Minuten fruchtlosen Verhandlungen mit dem lokalen Abkassierer parken wir den Rhino neben dem Zahlhäuschen und ich fahre per Fahrrad zum nahegelegenen Campingplatz, um dort einen lokalen Führer zu organisieren. Ich habe die schwache Hoffnung, dass wir mit einem Führer in der Nacht einen „Offroad“-Weg zum Berg finden werden, der an der Zahlstation vorbei führt.

Weil der Weg zum Campingplatz über eine Sandpiste führt, auf dem das Fahrrad immer wieder einsinkt, dauert das aber doch ein bißchen länger als ich gedacht habe. Ich finde zwar einen Maasai, der unser Bergführer sein will, aber aufgrund seiner schwachen Englisch-Kentnisse kann ich ihm das eigentliche „Kosten“-Problem mit unserem Truck nicht klarmachen. Trotzdem kommt er, zusammen mit seinen Kumpels, mit mir zusammen zurück zur Zahlstation.

Dort ist inzwischen auch die Polizei in Form eines in Tarnuniform und mit Gewehr bewaffneten „Soldaten“ (?) eingetroffen, den der Abkassierer per Mopped hatte holen lassen. Leider ist dieser Polizist (oder Soldat?) trotz unserer widerum freudlichen Verhandlungsversuche nicht bereit, uns für weniger Geld passieren zu lassen. An der Zahlstation über Nacht stehen bleiben dürfen wir aber auch nicht, weil das kein Parkplatz sein. Und wenn wir zurückfahren wollen, sollen wir nicht hier in der Wildnis übernachten, weil das „nicht sicher“ sein. Und die wilde Offroad-Strecke Nachts und im Dunkeln zurückzufahren, ist natürlich auch keine machbare Alternative.

Also eigentlich erpresst man uns, den unverschämten „offiziellen“ Preis zu bezahlen!

Ein zufällig vorbei kommender einheimischer „Tour-Operator“ (Reiseveranstalter) mit Touristen in einem Toyota Landcruiser will noch vermitteln, und tatsächlich bietet man uns jetzt an, für unseren Rhino nur 75 US$ zu bezahlen. Wir sind aber in der Zwischenzeit so sauer, dass wir eigentlich gar keine Lust mehr haben, diesen Idioten überhaupt irgend etwas zu bezahlen, und so treten wir dann den Rückweg an. Inzwischen ist es 18:45 Uhr und wir haben noch ca. 15 Minuten Zeit, vor Einbruch der totalen Dunkelheit einen Übernachtungsplatz in der Wildnis zu finden. Ca. 3 km vom Zahlposten entfernt finden wir dann auch einen Platz zwischen zwei an der Strasse stehenden Sträuchern, die uns wenigstens etwas Sichtschutz bieten bzw. unseren Rhino ein wenig verstecken:

Versteck in der Steppe

Unglücklicherweise fahren wir unseren Rhino beim Rangieren zwischen den Bäumen auch noch im lockeren Sand fest! Aber diesmal haben wir etwas gelernt: gar nicht erst lange noch tiefer festfahren durch wilde, aber nutzlose Freifahr-Versuche, sondern direkt etwas Sand wegschaufeln, Sandbleche drunterlegen und schwupps, ist die Karre schon beim ersten Versuch wieder raus aus dem Sandloch!

Da wir beide aufgrund der Erlebnisse an der letzten Zahlstation nicht besonders hungrig sind, macht Dag uns im Rhino nur einen kleinen Snack zu essen. Ein paar Minuten später hören wir draussen ein Motor-Geräusch. Ich gehe raus und dort kommt der Polizist/Soldat von der Zahlstation mit dem Mopped an und will wissen, warum wir hier stehen, das wäre nicht erlaubt. Ich mache ihm klar, dass wir im Dunkeln niemals diese Offroad-Piste zurückfahren werden, da wir uns dabei nur das Auto kaputt machen würden. Dann behauptet dieser Kerl doch tatsächlich, in diesem Fall (falls wir tatsächlich dort übernachten wollten) müßten wir eine Übernachtungsgebühr an die Dorfgemeinschaft bezahlen!!! Ich entgegne nur, dass ich hier ÜBERHAUPT nichts mehr bezahle und lasse den Idioten einfach im Dunkeln stehen.

Am Abend im Rhino haben Dag und ich dann viel diskutiert, wie wir uns in diese mißliche Lage reinmanövriert haben, was wir eigentlich „falsch“ gemacht haben. Eigentlich sind wir aber zu der Meinung gekommen, dass wir nichts falsch gemacht haben; wir haben die Tour gründlich vorbereitet, viele verfügbaren Informationen gesammelt (aus zwei Reiseführern und aus einem lokalen Reisebüro) und bei der fraglichen dritten Zahlstation redlich versucht, einen Kompromiss auszuhandeln. Wir haben unserer Meinung nach einfach Pech gehabt…

In der darauffolgenden Nacht haben wir dann, wie Ihr Euch sicher denken könnt, nicht gerade gut geschlafen. Angst vor Tieren haben wir in unserem Rhino natürlich nicht, aber unser „toller“ (ironisch!) Loose-Reiseführer sagt zum Thema Sicherheit in der Region: „Hier im Hinterland besteht die Gefahr von Überfällen, besonders durch organisierte Banden aus Kenia oder Somalia. Für die lokale Polizei ist dieses Gebiet aufgrund der Unzugänglichkeit schwer zu kontrollieren“. (Klar, die besteht ja auch nur aus geldgierigen Idioten…) Ich habe nachts einen Laster vorbeifahren gehört und Dag vier. Nun könnt Ihr Euch sicher denken, wer schlechter geschlafen hat… War schon ziemlich ungemütlich.

Morgens um 6 Uhr sind wir dann aufgestanden, haben schnell eine Kleinigkeit gefrühstückt und sind dann losgefahren, um wenigstens noch etwas vom schönen Morgenlicht auf der Strecke ausnutzen zu können. Damit haben wir dann auch tatsächlich noch viele schöne Bilder bzw. Videos machen können, von denen wir zwei hier beifügen:

Rhino vor Lengai

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Auf der Rückfahrt haben wir dann auch noch einen einheimischen LKW auf der Piste gefunden, der wohl in der vorherigen Nacht an unserem Rhino vorbeigefahren war und dann später nachts mit kaputtem Kühler-Ventilator „in the middle of nowhere“ liegengeblieben war. Die Jungs hatten aber wohl schon Hilfe losgeschickt (jemand sollte ein passendes Ersatzteil [Ventilator-Schraube] aus dem 6 h entfernten Arusha organisieren), so dass wir die Pechvögel nur mit Wasser versorgen konnten und einen der Truppe bei uns im Auto mitgenommen haben.

Nach nochmal einer Stunde später treffen wir dann zwei weitere Besatzungs-Mitglieder des havarierten LKW, die bei Anbruch des Morgens schon mal zu Fuss ins 40 km entfernte Dörfchen Engaruka aufgebrochen waren. Zu unserer Überraschung spricht einer der beiden augenscheinlich Lokals (=Farbigen) Deutsch! Es stellt sich heraus, dass er seit 20 Jahren in Hamburg-Harburg lebt, dort Musiker und Musik-Produzent ist und nur gerade auf „Heimaturlaub“ in Tanzania. Seinen Bruder hat es auch noch dabei, aber der spricht leider kein Deutsch… Also sammeln wir die beiden auch noch ein (zu Fuss hätten sie es an dem Tag vermutlich kaum ins nächste Dorf geschafft) und nehmen alle drei bis nach Mto wa Mbu mit, wo wieder die Teerstrasse beginnt.

Heute haben wir uns von dem ganzen Stress erst mal auf einem schönen Camping-Platz am Mount Meru erholt und quasi „zur Entspannung“ ein paar Stunden lang die Unmengen von Staub aus dem Rhino entfernt, die bei unserem Ol Doinyo Lengai-Offroad Abenteuer auf unerklärlichen Wegen ins Fahrzeug gelangt sind.

IMG 1431

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„Geschaffte“ Grüsse aus Arusha senden Euch

Tom & Dag

7 Antworten to “Man hat’s nicht leicht in Tansania…”

  1. Caroline 7. Januar 2011 um 12:09 #

    Auweia, das war ja eine Tour…. Tut mir leid, schon wieder
    musstet Ihr einen Berg „canceln“. Die Kostenseite in Afrika scheint
    ihre eigene Dynamik zu haben… Ich wünsche Euch viel Glück für die
    Weiterreise und passt bloß auf Euch auf !!!! Die Fotos sind toll
    !!!! Afrika pur ! Ganz liebe Grüße aus Düsseldorf im Regen und bei
    4 Grad. Zum Glück haben wir jetzt unsere Flüge nach Kapstadt
    gebucht, im März. Ein High-Light in Aussicht !!!! Eure
    Caro

    • gotoafrica2010 7. Januar 2011 um 20:19 #

      Hallo Caro,
      zur Dynamik der Kostenentwicklung in Afrika hier mal ein paar Fakten:
      8 Tage Simien Mountain Trekking in Äthiopien: ca. €135 insgesamt, d.h. €17 pro Tag
      5 Tage Mount Kenya Trekking in Kenia: ca. €520 insgesamt, d.h. €104 pro Tag
      4 Tage Mount Meru Trekking in Tansania (machen wir ab morgen): €770 insgesamt, d.h. €190 pro Tag

      Leider haben wir uns vom absolut niedrigen Preisniveau in Äthiopien etwas in die Irre führen lassen. Wir hielten dann den „nur“ 6 mal so hohen Tagespreis in Kenia schon für überteuert. Inzwischen bedauern wir, dass wir dafür den Mt. Kenya nicht gemacht haben, denn hier in Tansania wir es nur NOCH teurer.

      Na ja, was solls, inzwischen haben wir die Kröte geschluckt und gehen ab morgen für 4 Tage auf den Mt. Meru (kleiner Bruder von Kilimandscharo…), für insgesamt €900… Dafür haben wir nun einen Ranger, einen Guide, einen Koch und zwei Träger auf unserer „Expedition“… Schlanker ging das hier leider nicht zu organisieren!

      Viele Grüße
      Tom

  2. Rolf 7. Januar 2011 um 14:21 #

    Beim Lesen des guten Berichtes ist mir etliche Male durch
    den Kopf gegangen: man hats wirklich nicht leicht in Tansania; aber
    leicht hat’s einen! Trostworte helfen Euch nicht,wir sagen
    trotzdem: Kopf hoch, denn nach Regen scheint die Sonne. Auch weil
    wir Dich, Dagmar,beim nächsten Staubsaugen, lieber lachend statt
    mit einem besorgten Gesicht sehen. Bessere Reiseumstände wünscht
    Rolf.

  3. Ingo 8. Januar 2011 um 23:30 #

    Ich habe in den letzten Monaten mehrere Reiseberichte von anderen Afrikareisenden gelesen. Die lila Kuh z.B. , einer auf einem Fahrrad durch Afrika, andere mit dem Landy, mit LKW usw. Die Länder waren auch gemischt, auch „eure“ Länder waren dabei, Marokko, Äthiopien, Tansania, pipapo.

    Es wurde auch über Road-Tax oder willkürliche Polizei-Abzocke berichtet. Anfangs haben die Leute noch die geforderten Gebühren gezahlt. Später hatte einer in Marokko mit dem Polizisten, der wegen angeblichem zu schnellem Fahren Geld haben wollte, gehandelt. Oder gesagt, er zahle nichts, sonst würde er mal mit dem Vorgesetzten sprechen. Es hat geklappt! Danach hat der Polizist mit seiner Masche bei „leichteren Opfern“, d.h. unerfahrenen Touristen weitergemacht.
    Ein anderer hat am Grenzübergang die Road-Tax einmal bezahlt, danach erfahren, dass es so etwas offiziell gar nicht gibt. Danach war er schlauer und hat nach Verhandlung wenig oder nichts mehr bezahlt.

    Auszug aus:http://www.pistenkuh.de/1/reiseberichte/tansania.html
    „Dann die Road-Tax und hier beginnen die Diskussionen. 100 USD sei der Tarif, um die Straßen vier Wochen befahren zu dürfen. Mein Argument, dass es sich um ein Privatfahrzeug und nicht um ein kommerziellen Lastwagen handelt, interessiert wenig. Pkw zahlen nur 20 USD für vier Wochen. Die Tonnage sei ausschlaggebend, so der Krawattenträger. Wir bleiben freundlich aber hart, die Gegenseite auch. Ein weiterer humorloser Uniformierter mischt sich ein und will das „Verständigungsproblem“ lösen. Plötzlich ist von Hubraum die Rede und Fahrzeuge mit solch großen Motoren wie unseres, müssen 100 USD zahlen. Die Zeit vergeht, das Verständigungsproblem und meine Hartnäckigkeit bleibt. Inzwischen sind wir im Büro des Chefs angelangt, der hat im Moment ganz andere Probleme. Sein Computer hat einen Virus und er kann sich nicht mehr in sein Dienstprogramm einloggen. Der IT-Experte ist vor Ort, schaltet den Rechner aus und bootet neu. Gleiches Problem. Der IT-Experte schaltet wieder den Rechner aus und bootet neu, so könnte ich mich etwa 20 Minuten lang wiederholen und ich weiß nicht, wie lange der Mann vom Fach schon vor unserem Eintritt ins Büro das Problem auf diese Weise lösen will. Wir sitzen auf der Ledercouch und nehmen es locker, sehen es wie ein Theaterstück, bei dem wir in der ersten Reihe sitzen und sogar gelegentlich mitspielen dürfen. Der Experte gibt auf, morgen will er es – wahrscheinlich auf die gleiche Weise – erneut probieren. Für heute muss der Chef auf seinen Computer verzichten.
    Der Chef hört uns kurz an und spricht das letzte Wort: „You pay 100 Dollar US.“
    Okay, das Spiel ist verloren, geht es mir durch den Kopf, aber einfach so die Karten bzw. die 100 USD auf den Tisch werfen, will ich auch nicht. Wenigstens noch etwas Arbeit machen.
    „Kann ich die Regelung und Gebührenordnung mal sehen, einige sagen es ginge nach Tonnage, andere sagen es ginge nach Hubraum.“
    Der Buchhalter muss antreten. Die Buchhaltung ist im Nachbarbüro und durch die geöffnete Tür sehen wir, wie er Aktenordner durchsucht, aber nichts passendes findet. Der Chef wird sauer. Jetzt suchen drei Mitarbeiter in diversen Ordnern, ohne Erfolg.
    Plötzlich erinnert sich einer von ihnen. Kurzes Gespräch mit dem Chef, dessen Stirnfalten sich etwas glätten. Und dann wird mir heiß. Unseretwegen wird ein Hocker herbeigebracht und das Bild des Präsidenten von der Wand genommen. Das ist noch nicht oft passiert, man erkennt an der helleren Wandfarbe deutlich, wo es gehangen hat. Und man wird es nicht glauben, aber hinter dem Präsidenten hängt die Gebührenordnung.
    Der Chef liest laut vor: „commercial vehicels like busses, trailers, tanker, lorries and other commercial vehicels pay 100 USD. Private vehicles like pick-ups, limousines, vans and other private vehicles pay 20 USD.“
    Schweigen im Raum, alle starren zum Chef. „You have to pay 20 Dollar US.“
    Jetzt bloß keine Schadenfreude zeigen, auf gar keinen Fall grinsen oder eine dumme Bemerkung machen, sondern eine Formulierung finden, die es ihm ermöglicht, vor seinen Mitarbeitern sein Gesicht zu wahren. Also bedanken wir uns für seine Gastfreundschaft, entschuldigen uns für die Zeit, die wir in Anspruch genommen haben danken ihm, dass er unser Problem so schnell, korrekt und souverän aus der Welt geschafft hat. Zum Schluss noch gute Wünsche für seine Frau, Kinder und Familie und nichts wie weg.
    Die Gebührenordnung war Trumpf und so haben wir 80 USD gespart, mit 50 Minuten Einsatz.“

    Es scheint ein beliebtes Mittel zur persönlichen Bereicherung zu sein, Wegegebühren zu verlangen. Oft hören sich die Forderungen willkürlich an. Eine moderne Wegelagerei. Ein besonders dreistes Beispiel sind die 150 Dollar, die nur Ausländer (also ihr) bezahlen solltet. Das hatte ich wohl auch nicht gemacht.

    Was tut man generell? Das kommt wohl auch immer auf die Situation an. Für uns sind 5 oder 10 Dollar nicht so viel, aber für die Wegelagerer eine Menge. Deshalb wäre ich auch bei niedrigen Beträgen skeptisch und würde versuchen zu verhandeln. So lernt man vielleicht auch, wie man das am besten macht. Vielleicht gibt man vor, nicht so viel Geld zu haben.

    Horrende Forderungen würde ich auf jeden Fall ablehnen und wenn nötig zurück fahren, oder vielleicht einen anderen Weg suchen. Oder sich mal in der nächst größeren Stadt danach erkundigen.

    Grüße: Ingo

  4. Johannes Schimann 9. Januar 2011 um 17:52 #

    Hallo, habe Euch heute, 9.1., am Camping der Meru Mbega Lodge gesehen und wollte Hallo sagen. leider wart Ihr aber nicht da, vielleicht klappt es ja noch, wohne ganz in der Nähe. Tansania ist halt manchmal hart, aber es ist auch ein schönes Land. Auch ich ärgere mich oft über die „Muzungu-Preise“, aber ich sage dazu halt nur, das ist die sogenannte direkte Entwicklungshilfe.

    Hannes

  5. pia 13. Januar 2011 um 12:14 #

    Jambo nach Tansania,

    im September 2010 haben wir 2 Wochen Urlaub im Nördlichen Tansania gemacht. Alles schön gebucht von Deutschland aus. Das war schweine Teuer und hat alles super geklappt (wenigstens etwas). Ich hab auch noch nie für 2 Wochen so viel Geld ausgegeben.

    Ich wollte umbedingt auf den Heiligen Berger Massais und wir haben bestiegen. Leider ist seit dem Ausbruch 2008 nur noch ein Loch zu sehen und nicht mehr die weisse grosse Fläche mit den aufragenden Kaminen. Trotzdem war der Berg das absolute Abenteuer.

    Am Kraterrand Beim Abstieg konnte schon dann die Flugroute berechnet werden, falls man ins stolperen geraten sollte und über unseren Bergschuhabdrucke der Nacht hatten sich noch ein paar Löwentatzen dazugesellt.

    Also laßt den Kopf nicht hängen, weiterhin viel Erfolg bei Eurer Expedition.

    Viele Grüße aus dem regnernischen Deutschland

  6. swen gamon 31. Januar 2011 um 09:50 #

    Hi,

    die Abzockerei da unten ist wirklich sehr ärgerlich und eine sehr schlechte Vesitenkarte für diese Länder. Am Mt. Kenia habe ich leider auch einiges an Geld leigenlassen müssen.

    Gleiches am Kili: Das Personal wird von der Nationalparkverwaltung „verordnet“. Die damit zusamenhängenden Trinkgelder, die am Kili zu bezahlen sind sind dann auch wieder echt hart. Zu zweit haben wir dann 400$ Trinkgelder bezahlen „dürfen“.

    Doch da ist wenigstens eineges an Leistung dahinter. Eure Lengai-Erfahrung ist wirklich eine Sauerei!
    Ich wäre auch wieder gegangen.

    Ich hoffe Die weitere Resie wird wieder „günstiger“. Die „Schweiz“ Afrikas ist ja nun wohl schon hinter Euch!

    vlg, Swen.

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