Zu Wasser und aus der Luft – das Okawango Delta

26 Jul

Von jedem auf unserer Reise besuchten Land hatte ich ein Bild im Kopf. Eine Vorstellung dessen, was ich dachte, was uns erwarten würde. Von Botswana hatte ich Bilder des Okawango Deltas im Kopf und da ganz besonders Luftaufnahmen, die die Größe des Deltas zeigen.

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Der Okawango entspringt in Angola und ist mit 1.430 Kilometern der drittgrößte Strom des afrikanischen Kontinents. Rund 100 Kilometer weit fließt er in Botswanas Norden ungehindert in Richtung Süden. Doch dann fächert er sich plötzlich in unzählige Kanäle auf, das Okawango-Binnendelta. Dieses Delta, mit einer Ausdehnung von über 15.000 Quadratkilometern (in der Literatur finden sich sogar Angaben bis zu 20.000 Quadratkilometer), ist das größte Delta der Erde und gilt als eines der letzten Tierparadiese Afrikas. Und plötzlich endet dieses saftig grüne Delta von Schilf und Papyrus. Die Kalahari verhindert, dass der Okawango seinen Weg ins Meer findet. Denn in dieser Wüste verdunsten 95 % der Wassermenge und versickern weitere 2 % im Sand.

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Nun sind wir in Botswana angekommen und ich versuche meine Bilder zu finden. Maun, die „Safari-Hauptstadt“ des Landes, bildet dafür den idealen Ausgangspunkt. Überall werden Flüge in kleinen 3, 5 oder 7sitzigen Maschinen angeboten. Wir finden eine Fluggesellschaft die einen guten Eindruck macht. Um möglichst günstig fliegen zu können suchen wir uns in unserem Camp noch zwei weitere Interessenten. So starten wir dann am späten Nachmittag mit einer 5-sitzigen Cessna zu unserem einstündigen Rundflug über das Delta.

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Der Flughafen von Maun gilt als der am stärksten frequentierte Flughafen Afrikas. Es gibt eine kurze Passkontrolle sowie einen Sicherheitscheck und schon dürfen wir zu Fuß über das Rollfeld zur Maschine gehen. Unser südafrikanischer Pilot begrüßt uns, erzählt uns kurz wie die Türen in der kleinen Maschine sich öffnen lassen „im unwahrscheinlichen Falle eines Absturzes“ und wie man die Hosenträgergurte anlegt. Und dann rumpeln wir über die Startbahn. Schon kurz nach dem Abheben decken sich meine Bilder. Unter uns liegt ein riesiger grüner Teppich, der von blauen Fäden durchzogen ist. Kaum hat sich das Auge an die Umgebung gewöhnt, entdecken wir auch schon die ersten Tiere. Natürlich nur die großen – Elefanten.

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Dann aber auch rötlich schimmernde Flecken von Gazellen und einmal sogar drei Giraffen. Ich fotografiere und versuche mit dem Weitwinkel das Panorama zu fassen. Für mich ist es nicht zu fassen. So entstehen zwar ein paar nette Bilder, aber wie so häufig werden die tollsten Bilder im Kopf gespeichert. Die Stunde Flug ist dann auch wie im „Fluge vergangen“ und wohlbehalten landen wir wieder in Maun.

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Mann, war das schön. Schön, das erlebt zu haben und auch ein wenig, einen lange gehegten Wunsch abzuhaken. Aber noch einen weiteren Wunsch werden wir uns erfüllen. Wir wollen mit einem Einbaum, einem Mokoro, einen mehrtägigen Ausflug ins Delta machen. Auch dies ließ sich in Maun gut organisieren und schon am nächsten Tag starten wir früh morgens vom Camp. Wir haben lediglich ein Boot und einen sogenannten Poler gebucht und werden drei Tage und 2 Nächte im südlichen Delta verbringen. An der Mokoro-Stadtion, so ein wenig ähnelt es dem Busbahnhof eines Dorfes, begrüßt uns Galaxi und verstaut unser Gepäck im Mokoro.

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Wir fragen ihn, ob er unser Poler sei, denn wir haben uns ja eingelesen in das Thema Einbaum-Tour. Nein, er wäre unser Guide. Sagt es und stakt uns hinaus in den Flussarm. Im Gespräch stellt sich dann heraus, dass Galaxi, der mit richtigem Namen Galeitsiwe heißt, schon seit seiner Kindheit polt. Das ist nichts Besonderes, aber dass er sich Guide nennen darf liegt daran, dass er eine Guide-Lizens hat. Und das ist etwas Besonderes, denn er kann weder lesen noch schreiben. Aber dafür kennt er jeden Vogelruf und jede Tierspur, wie wir in den nächsten Tagen erfahren werden.

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Die heutigen Einbäume sind aus Fieberglas. Früher wurden sie natürlich aus Bäumen in einem Stück gearbeitet. Aber ein Boot, mit einer Lebensdauer von rund fünf Jahren, musste aus dem Baumstamm eines 100-500 Jahre alten Baumes gearbeitet werden. Außerdem haben die modernen Boote den Vorteil, dass sie sich nicht mit Wasser vollsaugen. Anders aber als bei einem modernen Kanu gibt es keine festen Sitze. Dadurch lassen sich die Boote flexibel als Lastkähne oder als Passagierboote für maximal 2 Personen einsetzen.

Immer dann, wenn wir in unseren Berichten von „kalt“ sprechen, lachen sich zu Hause wahrscheinlich alle tot. Aber glaubt es oder glaubt es nicht, das Wasser des Flusses ist kalt und wir sind froh, dass wir unsere Isomatten als Sitze benutzen. Man sitzt normaler Weise direkt auf dem Boden und schiebt sich zur Isolation ein trockenes Grasbüschel unter den Po. Langsam finden wir unsere bequemste Sitzhaltung und das fast lautlose Dahingleiten macht uns schläfrig. Aber geschlafen wird nicht, denn dafür ist die Tour viel zu spannend. Wann werden wir die ersten Elefanten sehen? Taucht vielleicht mal ein Flusspferd oder ein Krokodil neben dem Boot auf? Lachend beruhigt uns Galaxi. Damit kein Flusspferd neben uns oder unter uns auftaucht, fährt er immer über möglichst flaches Wasser, denn so eine Begegnung ist nicht ganz ungefährlich. Und Krokodile werden wir wahrscheinlich nicht sehen, da denen hier im südlichen Teil die Sandbänke im Fluss fehlen, auf denen sie gerne in der Sonne liegen. Aber dafür sehen wir unsere ersten Elefanten, die durchs Wasser von Insel zu Insel laufen. Auf den Inseln stehen Makalanipalmen, deren Früchte für sie eine besondere Leckerei sind. Die Elefanten stellen sich an den Stamm der Palme, gehen mit dem Rüssel so weit wie möglich nach oben und wackeln dann so lange an der Palme, bis die Früchte, die etwas Tennisball groß sind, runter fallen.

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Dann erreichen auch wir unsere Insel, wo wir für die nächste Tage unser Zelt aufschlagen. Faul verbringen wir den Nachmittag im Schatten eines großen Baumes, bevor wir dann wieder mit dem Mokoro zur Abendsafari aufbrechen. Auch hier sehen wir wieder Elefanten und uns erstaunt der Respekt den Galaxi vor ihnen hat. Drehen sie sich zu uns oder nehmen sie die Witterung auf, vergrößert er schnell den Abstand zwischen uns.

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Wieder im Lager angekommen, zünden wir das Feuer an, welches die ganze Nacht brennen wird und uns vor den wilden Tieren schützt. Und dass es viele wilde Tiere gibt, hören wir dann im Konzert der Nacht. Die Grillen zirpen wie fast den ganzen Tag und mit Beginn der Dämmerung werden sie von dem hellen Klackern der Glockenfrösche unterstützt. Elefanten schlurfen durchs Wasser und trompeten in die Nacht. Weit entfernt ruffeln Hippos. Ein Leopard bellt heiser in der sternenklaren Nacht.

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Schweigend hören wir den Geräuschen der Nacht zu und löffeln unsere Nudeln. Da fällt es auch fast gar nicht auf, dass die Champignonsuppe aus der Tüte kommt und die Nudeln ein wenig angebrannt sind. Nach dem Spülen und einer Katzenwäsche schlüpfen wir schon in unser Zelt und machen es uns im Schlafsack gemütlich. Ein Blick auf die Uhr sagt uns, dass es noch nicht einmal 9 Uhr sind. Egal, hier im Busch geht man nach seiner inneren Uhr ins Bett. Wir lauschen noch ein wenig und bekommen gerade noch das Lachen der Hyänen mit, als wir auch schon einschlafen.

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Auf der Isomatte fühlt sich die Nacht immer lang an – mit fast 10 Stunden Schlaf war sie es dann auch. Das Feuer brennt immer noch und nach einem heißen Kaffee geht es dann zur Morgenpirsch. Mit dem Mokoro fahren wir auf eine andere Insel und machen uns dort auf Fährtensuche. Aber zuerst gibt es noch eine Sicherheitseinweisung für den Fall, dass wir gefährlichen, wilden Tieren begegnen. Bei Löwen brauchen wir nur ganz ruhig stehen bleiben; bei Elefanten im Zickzack weglaufen und hoffen, dass man selbst schneller als 40 Stundenkilometer läuft. Den Leoparden nicht in die Augen schauen und auch auf keinen Baum klettern, denn das können die schneller und besser als wir. Und Flusspferden darf man nicht den Weg zum Wasser abschneiden. So weit so gut. Damit sind wir dann wohl optimal auf unseren Fußmarsch vorbereitet, zumal uns ja Galaxi begleitet, der nicht einmal ein Messer in der Tasche hat und für Raubtiere wahrscheinlich deswegen uninteressant ist, weil er kaum 50 Kilo auf die Waage bringt.
Wir finden frische Zebraspuren und kurze Zeit später auch die dazugehörende Herde. In der aufgehenden Sonne sehen wir eine Herde Lechwe Moorantilopen durchs Wasser springen. Dann zeigt uns Galaxi einen alten Termitenbau und an Hand der Spuren, dass dort in der letzten Nacht ein Elefant geschlafen hat. Die legen sich nämlich auf die Seite und benutzen den Termitenbau als Kopfkissen. Bei einer Fußsafari sind die Tiere zwar weiter entfernt als bei einer Safari mit dem Auto, aber es ist viel spannender. Hungrig und zufrieden begeben wir uns dann wieder in unser Lager.

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Faul verbringen wir den Nachmittag wieder lesend, dann Abendpirsch, kochen und dann wieder schön früh ins Bett. Morgens wieder früh raus und als wir alles gepackt haben, kommen noch zwei Elefanten zum Abschied vorbei.

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Spektakulär waren unsere Tage im Delta nicht, aber sehr schön. Sicherlich hatten wir auch viel Glück mit unserem Guide Galaxy, der uns viel gezeigt und erzählt hat. Denn auch wenn es in Botswana die höchste Wildtierdichte Afrikas gibt, so ist das Land doch so riesig und wir haben nur einen ganz kleinen Teil davon auf dieser Tour gesehen.

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3 Antworten to “Zu Wasser und aus der Luft – das Okawango Delta”

  1. Gerd 26. Juli 2011 um 17:15 #

    Hallihallo,

    Erster! Wieder ein umwerfender Bericht. Nun mit Fahrzeugen zu Land, Wasser und der Luft. Was kommt denn als nächstes? Ein Ritt auf dem Meteoriten ins All?

    Die Bilder lassen sich an wie aus dem Film „Jenseits von Afrika“, irre!

    Gerd

  2. Cristina and David 26. Juli 2011 um 19:21 #

    Hello! Hope you are doing fine!? we are now back in Sweden and since three days trying to understand that all this stuff in the cartongs… is needed! hard to understand that… life in a VW is much easier and nicer… even if its really great to meet all friends!
    Take care!
    We are sorry that our german is so bad so we cant read your blog, but we can look at the nice pictures

    / cristina and David

  3. Rolf 27. Juli 2011 um 15:12 #

    Hallo Reisende!

    Gerade dieser Bericht ist neben all den anderen guten Schilderungen, die Garantie dafür, daß selbst wenn Ihr einhundert Jahre und hoffentlich noch älter werdet, Eure „Afrikaver-
    rücktheit“ nicht geringer wird. Gute Reise weiterhin. Rolf.

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