1000 km Offroad in Tansania

25 Aug

Reisebericht von Tom

Nachdem auf unserer „Hinfahrt“ nach Kapstadt ja doch alles ganz gut geklappt hatte und wir inzwischen natürlich auch eine Menge Reise- und Rhinoerfahrungen gesammelt haben, hatten wir uns für die „Rückfahrt“ nach Hause eine Strecke ausgesucht, die selbst für afrikanische Verhältnisse als wirklich absolut untouristisch bezeichnet werden kann und wo sich kaum mal ein Reisender hinverirrt: West-Tanzania.

Tracks to Kigoma

In unserem immerhin fast 500 Seiten starken Tansania-Reiseführer wird diese Region, die fast so gross ist wie Deutschland, mit ganzen 10 Seiten bedacht. Die Hauptattraktion der Gegend ist (ausser dem Tanganyika-See natürlich), der Katavi-Nationalpark. Dieser ist so gross wie die Serengeti, wird aber während eines ganzen Jahres von weniger Leuten besucht als die Serengeti an einem Tag.

Los gehts in Mbala im äußersten Norden Sambias. Bis dorthin hatte uns noch eine gute Teerstrasse gebracht. Da der sambische Zöllner an der Grenze zu Tansania vor einiger Zeit gestorben ist (kein Witz!), müssen die Ausreiseformalitäten in Mbala bzw. die Zollformalitäten für unseren Rhino im 30 km entfernten Mupulungo erledigt werden. In Mupulungo ist ganz schön was los, ne Menge Menschen auf der Strasse. Bei einer Polizeikontrolle werden wir dann gebeten, ganz schnell an die Seite auf das Gelände einer Tankstelle zu fahren, denn wir müßten dem Präsidenten von Sambia Platz machen!

Erst wollten wir es ja nicht glauben, aber dann war es tatsächlich so: direkt neben der Tanke war der örtliche Sportplatz und dort traf soeben der sambische Präsident zu einer Wahlkampfveranstaltung ein! Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Verstanden haben wir von den Reden zwar nicht viel, aber die Gestik, Mimik und der Sprachstil der Redner erinnerte uns doch ein wenig an die nicht so ruhmreiche Deutsche Vergangenheit in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Nach Erledigung der Grenz- und Zollformalitäten ging es dann zu den Kalambo-Wasserfällen, die unmittelbar an der Grenze zu Tansania liegen (nur 30 km Offroad entfernt…). Diese 200 m hoher Fälle sind immerhin die zweithöchsten in ganz Afrika und die Eintrittspreise spiegeln ganz gut die lokalen sozialen Ungleichheiten: „Residents“ (d.h. Sambia’ner) zahlen 5000 Kwatcha (entspricht 1 US$), Non-Residents (d.h. Touristen) zahlen 15 US$.

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Am nächsten Tag ging es dann weiter über die Grenze zu Tansania. Über unsere Erlebnisse ab dort bis zur „Lake Shore Lodge“ direkt am Lake Tanganyika hatte Dag in ihrem letzten Reisebericht „Ein Wink des Schicksals“ ja schon ausführlich geschrieben.

Nach 3 wunderschönen Tagen reißen wir uns dann endlich von der Lake Shore Lodge los. Für die letzte Nacht hatten wir sogar ein kostenloses Upgrade bekommen, von Rhino-Camping auf Luxus-Chalet direkt am Strand, weil Chris und Louise so davon beeindruckt waren, dass wir immer noch auf Hochzeitreise sind. Da haben wir uns natürlich ganz besonders wohl gefühlt!

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Wie sich am Abreisetag dann herausstellte, konnten wir unsere in der Luxus-Lodge vollaufgeladenen Batterien (unsere, nicht die vom Rhino!) gleich mal gut brauchen. Es standen uns ca. 200 Offroad-km bis zu unserem nächsten Ziel bevor, dem Katavi-Nationalpark.

Nach nur 30 km unterwegs dann gleich mal die erste Überraschung: wir hören beide plötzlich, dass unser Rhino irgendwie „anders“ klingt als normal und halten gleich an, um die Ursache zu suchen. Die ist schnell gefunden, es ist wieder mal der 20 mm Bolzen abgeschert, der das obere Auge eines Dämpfers am Fahrwerk befestigt.

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Der ein oder andere Go-to-Africa Stammleser wird sich vielleicht dunkel daran erinnern, dass uns das vor 9 Monaten in Nord-Kenia schon mal passiert war, damals allerdings bei einem anderen Dämpfer. Seit damals haben wir glücklicherweise einen passenden Ersatzbolzen nebst U-Scheiben und Mutter dabei! Als Problem stellt sich heraus, das abgebrochene Ende des Bolzens rauszuschlagen, aber mit viel Gedult, Eiscrack-Spray, purer Gewalt (5 kg Vorschlaghammer) und mit Hilfe der lokalen Bevölkerung (vorbeikommende LKW Besatzung) gelingt es uns irgendwann, den Burschen aus seiner Hülse zu treiben. Zwei Stunden später sind wir wieder unterwegs.

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Es geht dann weitere 4 Stunden gut voran, bis sich 50 km vor unserem Tagesziel der Rhino auf einer Bergabstrecke auf einmal nicht mehr richtig lenken läßt. Ich denke noch „Sch…, die Lenkung ist gebrochen“; es stellt sich dann aber nach dem Anhalten heraus, dass wir wieder mal eine Reifenschaden haben, aber diesmal richtig: der rechte Hinterreifen ist ein Totalschaden.

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Na ja, beim Räderwechsel haben wir ja inzwischen einige Übung… Als zusätzliche Schwierigkeit kommt diesmal hinzu, dass der Rhino ganz gut bergab steht, doch irgendwie schaffen wir es trotzdem, den Schluffen zu wechseln. Aufgrund dieser beiden Zwischenfälle schaffen wir es nur gerade „aus der letzten Rille“ zu unserem geplanten Stop für die Nacht, dem Katavti Hippo Garden Hotel & Campsite in Sitalike.

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Am nächsten Morgen in Mpanda dann Reifenwechsel in einer Reifen-„Fachwerkstatt“ 🙂 Leider ist unser letzter verbliebener Ersatzreifen, der nun auf die Ersatzfelge montiert wird, auch nicht mehr gerade in einem tollen Zustand. Es ist der Reifen, an dem in Botswana die Lauffläche vom einem spitzen Baumstumpf durchbohrt worden ist. Immer noch zu sehen an einem ca. 10 cm langen Riss quer über die Lauffläche, der nur von innen notdürtig mit einem Flicken repariert worden ist. Diesen Ersatzreifen möchte ich eigentlich nicht mehr benutzen müssen – vor allen nicht auf einer Schotter-Piste… In Deutschland würde er sofort entsorgt werden, aber wir haben hier einfach nichts anderes und unsere Reifengrösse werden wir auch vor Narobi wohl nicht mehr kriegen!

Nach dem Reifenwechsel steht uns dann die schwerste Etappe unserer West-Tanzania Durchquerung bevor: 300 km über eine kaum befahrene Piste von Mpanda nach Kigoma. Wir hoffen die ganze Zeit nur, dass nun bitte, bitte nichts mehr am Rhino kaputt geht, und ganz besonders bitte, bitte kein Reifen!!! Irgendwie und dank unserer extra-vorsichtigen Fahrweise klappt dass dann auch, und nach einer weiteren Übernachtung „im Busch“ haben wir dann gestern (Dienstag, der 23. Aug) Kigoma wohlbehalten erreicht.

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Hier sind wir dann gleich auf das uns schon mehrmals von anderen Reisenden empfohlene „Jacobsen Beach Camp“ gefahren und sind auch wirklich nicht enttäuscht worden: Robinson-Feeling am roten Strand des glasklaren, 26 Grad warmen Sees, angenehme Temperaturen tagsüber und nachts und erst mal GAAANZ viel Erholung! Auf dem Bild unten ist übrigens im Hintergrund zwischen den Bäumen auch ein bißchen vom Rhino zu sehen…

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Hier bleiben wir erst mal ein paar Tage, bevor wir uns dann auf die letzten 300 km Piste bis zur Grenze von Ruanda machen, wo dann die Teerstrasse wieder anfangen soll!

Viele Grüße an alle Go-to-Africaner!

Tom & Dag

Eine Antwort to “1000 km Offroad in Tansania”

  1. Johannes Schley 29. August 2011 um 16:49 #

    So nun bin ich mal der erste, der antworten darf. Es ist wirklich fantastisch Eure Berichte zu lesen und die Videos anzusehen. Besonders Tansania, das für mich immer wieder das abenteuerlichste und zu gleich schönste Land Afrikas ist. Mich hat es sehr gewundert, dass Ihr nun wieder auf östlicher Route zurück fahrt, aber das hat bestimmt einen guten Grund. So hoffe ich für Euch ohne weitere Reifenpanne oder Fahrwerks Probleme voran zu kommen und wünsche eine gute Reise. Geniest es noch in vollen Zügen. Wenn Heimweh erwacht, weicht Melankolie. Das wünsch ich Euch jedenfals.
    Bis dann Johannes

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