Auf den Spuren afrikanischer Expeditionen

2 Aug

Eine besondere Leidenschaft meiner kindlichen Leselust, war das Lesen von Expeditionsberichten. Polarmeer, Antarktis, Himalaya und auch ein wenig Afrika – die Berichte von Nansen, Scott, Hillary und Stanley wurden von mir verschlungen. Auch heute finde ich diese Berichte noch spannend, besonders immer dann, wenn wir selbst zu kleinen „Expeditionen“ aufbrechen. Goretex-geschützt, mit gutem Schuhwerk und Leichtgewichtzelt erleben wir unsere Reisen mit Karten und GPS unterstützt auch als großes Abenteuer. Aber wie anders haben die Forscher damals den Kontinent erlebt.

All tracks in Africa up to Livingstone

Während der letzten Monate unserer Reise waren wir schon an einigen historischen Orten dieser Afrika-Expeditionen und gerade hier in Botswana begegnen wir immer wieder der Geschichte der Entdeckung des Kontinents.

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Der bekannteste Afrika-Forscher des 19. Jahrhunderts war sicher der Schotte David Livingstone. Er kam aus einfachen Verhältnissen und da seine Eltern sein Studium nicht bezahlen konnten, so hat er sich dazu das Geld selbst verdient. Als er sein Studium beendet hatte, ließ er sich direkt als Arzt und Missionar nach Afrika verschiffen. In Gabarone (roter Stern) gründete er zusammen mit seiner Frau Mary, die Tochter eines Missionars, die erste Mission Botswanas. Gabarone war dann auch die Basisstation seiner dann folgenden Forschungsreisen. Von dort durchquerte er 1852 die Kalahari und 1853 führte ihn seine erste Sambesi Expedition zu den Quellen des Sambesi, wobei der die Victoriafälle (roter Stern) entdeckte.

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Er kehrt 1857 als gefeierter Mann nach England zurück und veröffentlichte ein Jahr später sein erstes Buch. Bei seiner 2. Sambesi-Expedition entdeckt er den Nyassasee (roter Stern), den heutigen Malawisee. Als seine Frau 1862 stirbt, bricht er zu weiteren Erkundungen des Nyassasees auf und kehrt 1864 wieder zurück nach England, wo er ein weiteres Buch veröffentlicht. Mit 53 Jahren erhält er den Auftrag der Royal Geographical Society die Quelle des Nils zu finden. Er bricht auf und lässt für Jahre nichts mehr von sich hören. Die New York Times beauftragt daraufhin den Journalisten Henry Morton Stanley mit der Suche nach ihm. Dieser bricht von Bagamoyo (roter Stern) , im heutigen Tansania, auf in Richtung Westen und findet Livingstone am 10. November 1871 in Ujiji(roter Stern) am Lake Tanganyika. Dieser ist von Krankheit gezeichnet und weißhaarig und es fallen die berühmten Worte „ Dr. Livingstone I presume?“

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Seine letzte Reise unternimmt er 1872 zum Bangweulu See (roter Stern) und stirbt am 1. Mai 1873 in Ulala, im heutigen Samiba. Sein Leichnam wird nach England verschifft und im April 1874 in der Londoner Westminster Abbey ehrenvoll beigesetzt. So endet ein ereignisreiches Leben.

Aber in seinem Umfeld wuchsen auch weitere Forscher heran. Zum Beispiel der fast 20 Jahre jüngere John Thomas Baines. Sein beruflicher Hintergrund war ein anderer als bei Livingstone. Er war Marinemaler und arbeitete 1853 bei seiner ersten Expedition an einer Karte des Niltals. Danach ging er für 2 Jahre nach Australien und begleitete eine Nordaustralienexpedition als Zeichner und Lagerverwalter. Auf Livingstone traf er 1857 und begleitet ihn auf der 2. Sambesi-Expedition. Doch das verlief nicht besonders glücklich. Der Bruder Livingstones beschuldigte ihn irrtümlich des Diebstahls und so musste er die Expedition verlassen. Obwohl Livingstone später einsah, dass die Beschuldigungen falsch waren, unterließ er eine Rehabilitation.

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Zusammen mit dem Händler und Entdeckungsreisenden James Chapman plante er dann eine Durchquerung des afrikanischen Kontinents auf dem Wasserweg. Er wollte mit eigens konstruierten Booten den Sambesi unterhalb der Viktoriafälle flussabwärts bis zum indischen Ozean befahren. Die Boote wurden von Walvis Bay/Namibia auf Ochsenkarren durch die Kalahari transportiert. Baines und Chapman reisten nach Norden um die Boote in Empfang zu nehmen. Auf diesem Weg entstand am 22. Mai 1862 Baines berühmtes Bild der sieben Baobabs, welches in einem Londoner Museum hängt. Heute heißen diese Bäume „Baine´s Baobabs“ (roter Stern) oder auch „Seven Sisters“ und liegen hier in Botswana im Nxai Pan Nature Reserve. Gerne hätten wir diese Bäume uns angeschaut, aber wegen die Preispolitik der Nationalparks (150 Euro pro Tag für unseren White Rhino + Eintritt + Campinggebühren) haben wir das gelassen.

Bei Baines Expediton lief dann aber alles schief. Erst viele Monate später kamen die Boote an und die ausharrende Mannschaft war von Krankheit und Versorgungsproblemen geplagt. Es kam zum Streit und so gaben Baines und Chapman die Reise 1863 auf. Baines kehrte Jahre später nach England zurück, denn Erkrankungen beendeten seine Abenteuerlust. Ein letztes Mal reiste er 1868 nach Afrika und versuchte sich erfolglos im Goldsuchergeschäft, starb aber 1875 im Alter von 55 Jahren in Durban/Südafrika.

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Aber auch nach Chapman wurde ein Baobab benannt. „Chapman´s Baobab“ (roter Stern) ist ein gewaltiger Baum mit einer siebenfachen Stammverzweigung und erhielt den Namen, da man die eingeritzten Initialen „J.C.“ ihm zuschreibt. Bekannt wurde dieser Baum weil er auch als „Post Office Tree“ im letzten Jahrhundert von Reisenden genutzt wurde. Diese legten Nachrichten in eine Höhle im Inneren des Stammes. Der Stammumfang dieses ehemaligen Postamtes beträgt 25 Meter. Wir haben ihn besucht und weil es dort so schön war, sogar in seinem Schatten unser Lager für die Nacht aufgeschlagen.

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Unweit davon steht noch ein weiterer Riese, den wir uns natürlich auch angesehen haben. Green´s Baobab (roter Stern). Die Brüder Charles und Frederick Green waren Händler und Jäger und versahen den Baum mit der Inschrift „Green´s Expedition 1858-1859“. Auf dem Baum befindet sich auch noch eine historische Signatur „H.v.Z. 1851-52“, die dem Gründer der Stadt Ghanzi, Hendrik van Zyl zugeschrieben wird. Vor rund einhundert Jahren gab es hier sogar noch Unmengen an Flusspferden, so alte Berichte. Heute gibt es weit und breit kein Wasser mehr und es weiden Kühe auf den Wiesen.

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An diesen Affenbrotbäumen kann man sich wirklich sattsehen. Die imposanten Riesen, die teilweise bis zu 3.000 Jahre alt sind, speichern enorme Mengen an Wasser. In Dürreperioden nutzen die Elefanten dies und setzen dann den Bäumen mit ihren Stoßzähnen schwer zu.
Die historischen Bilder von Baine´s Baobab weisen kaum Veränderungen auf, so dass die Bäume für die Botswaner auch für die Zeitlosigkeit der Landschaft stehen und Mut machen für ein langes Überdauern in der Zukunft. Liebevoll nennen die Botswaner die Bäume „up-side-down-Bäume“, da sie so aussehen, als wäre die Baumkrone eigentlich die Wurzeln.

Und da ja fast alles in Afrika mit einer Geschichte erklärt wird, erzählt man hier ein Märchen der San (eingeborene Buschmänner), dass es eigentlich keine jungen Baobabs gibt. Gott soll immer wieder ausgewachsene Exemplare auf die Erde schleudern, die dann wegen des ungünstigen Schwerpunkts mit dem Kopf nach unten fallen.

Und hier noch ein Camp-Tip für Botswana-Reisende. Baobabs satt kann man sehen im Camp „Planet Baobab“ (schwarzer Kreis), unweit von Gewta, an der Strecke Maun-Nata. Sechs Riesen stehen direkt im Camp und werden abends sogar beleuchtet. Hier die Koordinaten: S 20º11.344´, E 25º18.330´sowie die Internetadresse www.uncharted-africa.com

Planet Baobab

 

2 Antworten to “Auf den Spuren afrikanischer Expeditionen”

  1. Rolf 3. August 2011 um 14:43 #

    Gut der Bericht! Dank der darin enthaltenden Fleissarbeit weckt er fast Vergessenes wieder auf und erweitert positives Wissen. Anerkennenswert. Rolf.

  2. Jürgen 20. März 2013 um 10:48 #

    Schöner Bericht 🙂 Der Link zum Boabab-Camp funktioniert aber nicht, richtig ist http://www.unchartedafrica.com/

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