Von Labilela über Addis Abbeba nach Jima

25 Nov

Reisebericht von Tom

Hallo liebe Go-To-Africa Gemeinde,

seit dem letzten Reisebericht aus Lalibela (das war die Stadt mit den vollständig aus Stein gehauenen Kirchen) haben wir uns ein ganzes Stück Richtung Süden fortbewegt. Nach einem 5-tägigen Aufenthalt in Addis Abbeba (der Hauptstadt von Äthiopien) sind wir heute abend in Jima angekommen (ca. 350 km süd-östlich von Addis) Jima ist die „Kaffee-Hauptstadt“ von Äthiopien.

Tracks Lalibela nach Jima

 

Nun aber erst mal schön der Reihe nach.

Nach der Abfahrt aus Lalibela haben wir einmal in Dessie (Dese) übernachtet und sind dann über den blauen Track auf dem Bild oben auf das Guassa Plateau gefahren. Dorthin führte eine ca. 80 km lange, ziemlich holprige Offroad-Piste ab der Hauptstrasse in Debre Birhan. Auf dem Guassa Plateau, das ca. 3500 m hoch liegt und ca. 100 qkm gross ist, sollten lt. unserem Reiseführer nämliche eine grössere Anzahl (20 – 50 Stück) der äußerst seltenen Äthiopischen Wölfe leben. Und eben diese wollten wir dort aufspüren.

Was aber leichter geplant als getan war. Als wir nämlich vor Ort angekommen waren, erzählte uns ein kanadischer Forscher, dass die Wolfs-Population aufgrund eines Virus in letzter Zeit drastisch zurückgegangen sei. Daher haben wir den Wolf leider nur auf dem unten abgebildeten Verkehrschild sehen können.

Wolf-Schild

Stattdessen konnten wir auf der Wolfs-Pirsch dann aber nach langer Suche wieder ein paar Gelada-Paviane aufspüren. Diese waren uns zwar im Simien Nationalpark schon in rauhen Mengen begegnet, aber hier auf dem Guassa Plateau waren sie wesentlich scheuer und deshalb auch schwieriger zu finden. Umso schöner war es dann, als wir endlich ein ganzes „Gelada-Rudel“ aufgespürt hatten und auch ausgiebig fotographieren konnten.

Das Guassa-Plateau selbst erinnert stark (man glaubt es kaum) an die Fjell-Landschaft in Nord-Skandinavien. Schaut doch mal selbst auf dem Photo mit dem schönen Stellplatz unseres Rhino.

Guassa Plateau

Weniger schön war, dass wir uns auf der Offroad-Piste hoch auf das Plateau einen spitzen Stein in einen Hinterreifen gefahren haben, die daraufhin die Luft von sich ließ. Den fälligen Räderwechsel haben wir aber diesmal in unter einer Stunde hinbekommen – in der ägyptischen Wüste hatten wir dafür wegen zu „kurzem“ Wagenheber noch 3 Stunden gebraucht. Wenn das mal keine Verbesserung ist? Siehe dazu auch das von Dag produziert Radwechsel-Video.

Von der Guassa Hochebene sind wir dann am Samstag, den 27. Nov schnurstracks nach Addis Abbeba gefahren, wo wir uns im Afrika-Fahrer Treffpunkt „Wim’s Holland House“ einquartiert haben (www.wimshollandhouseaddis.nl). Dort hat es uns so gut gefallen, dass wir gleich 5 Tage geblieben sind. Hier ein paar Bilder von Wim und seiner äthiopischen Frau Rachel, vom holländischen Bierlokal und von unserem Stellplatz.

Wim und Rachel

Holland House Restaurant

Stellplatz Holland House

Es gab In Addis auch viel zu erleben bzw zu erledigen. Am Sonntag haben wir uns den „Ethiopia Run“ angesehen. Das war so eine Art „Volkslauf“ in der Hauptstadt. Da Laufen aber in Äthiopien der mit Abstand wichtigste Volkssport ist, war die Teilnahme am Lauf entsprechen gross (bestimmt mehrere 10.000 Teilnehmer) und die Stimmung natürlich sehr afrikanisch ausgelassen.

Volkslauf in Addis

Am Montag stand dann die Reparatur des kaputten Reifens auf dem Programm und wir haben uns eine inzwischen leere Gasflasche auffüllen lassen, am Dienstag der Abschluss einer Afrika-Versicherung für unseren Rhino (endlich, wir waren nämlich seit Sudan, wie viele andere Reisende auch, ohne Haftpflicht Versicherung gefahren) und am Dienstag nachmittag mußten nochmal 2 Teile am Rhino geschweißt werden. Die Halterung für den Zusatztank hatten wir ja in Assuan/Ägypten schon mal schweissen lassen. Das war aber nicht sehr dauerhaft und nun haben wir uns eine hoffentlich bessere, etwas flexiblere Konstruktion dafür einfallen und anfertigen lassen. Außerdem war ein seitlicher Sandblechhalter (der über dem Tank) einseitig abgebrochen (dort hatte sich ebenfalls eine Schweissnaht der ständigen Rappelei über die Rumpelpisten ergeben) und das haben wir auch wieder dranschweissen lassen. Mal sehen, wie lange das jetzt hält…

Außerdem haben wir in Addis endlich mal wieder vernünftigen Internet-Zugang gehabt (wenn auch für teures Geld im Sheraton bzw Hilton Hotel), so dass wir dort endlich auch die bisher fehlenden Bilder zum Blog hochladen konten.

Schlussendlich können wir noch von einem versuchten Taschendiebstahl bei mir berichten. Es war der bereits im Reiseführer beschriebene Trick: Ablenken von der einen Seite und beklaut werden von der anderen: als wir durch die Stadt gingen, wurde ich von vorne von einem Mann angerempelt, was zuerst auch noch wie ein Zufall aussaht, weil es sich herzlich und ausgiebig dafür bei mir entschuldigte. Als er mich dabei dann aber recht fest am Arm festhielt, merkte ich, dass mir von der anderen Seite jemand an die Hosenbeintasche mit dem Geld ging. Dem habe ich dann mal ziemlich heftig auf die Finger geklopft, bzw ich habe versucht, seine Hand zu greifen, worauf derjenige auch sofort auf die andere Strassenseite geflüchtet ist. Ich bin ihm noch ein paar Meter hinterher gerannt, aber da ich nicht so recht wußte, wie es eigentlich weitergeht, wenn ich ihn erwische, habe ich dann von der Verfolgung abgesehen und nur laut gerufen, dass ich die Polizei verständigen würde. Tatsächlich haben wir dann nach nur einer Minute eine Polizeistreife getroffen, aber als wir dann zusammen in das Viertel gegangen sind, in das der Übertäter gelaufen war, war der natürlich schon über alle Berge. Geklaut worden ist Gottseidank nichts. Ich hatte zwar auch nur ungefähr €10 in der Hosentasche, aber die waren trotz nun offenem Reißverschluss noch drin. Das war uns aber eine ganz gute Lehre, auch in Zukunft nur gerade soviel Geld bei uns zu tragen, wie wir voraussichtlich an dem Tag brauchen und außerdem weiterhin immer auf der Hut zu sein.

Heute sind wir dann aus Addis weg in Richtung Jima. Jima ist die „Hauptstadt“ des äthiopischen Kaffee-Anbaugebiets, und Kaffee ist das wichtigste Export-Erzeugnis des Landes. Morgen wollen wir uns Jima anschauen und vielleicht auch den einem oder anderen Kaffee verkosten. Davon dann mehr im nächsten Reisebericht.

Viele liebe Grüße senden

Tom & Dag

12 Antworten zu “Von Labilela über Addis Abbeba nach Jima”

  1. Marion 25. November 2010 um 21:29 #

    Wäre ja spannend gewesen, die Wölfe zu sehen, obwohl sie auf dem Foto eher an ein Känguruh erinnern :-).
    Dann fiel auf , dass Ihr anscheinend bereits jetzt jegliches Zeitgefühl verloren habt, wenn ihr heute , Donnerstag 25.11. schon darüber schreibt, was ihr am Samstag 27.11. getan habt. Oder ist die Zeitrechung soooo anders als hier?
    LG, Marion

    • gotoafrica2010 25. November 2010 um 21:53 #

      Gut, dass vom Krankenbett aus noch die Übersicht vorhanden ist! Gute Besserung wünschen Dag und Tom

  2. Ingo Girod 25. November 2010 um 22:14 #

    Als nächsten Preis für ein Rätsel wünsche ich mir im Namen aller ein Pfund original äthiopischen Hochland-Kaffee – aber handgelesen und streichholzgeröstet…

  3. Gabi Mösta 26. November 2010 um 12:30 #

    Guten Morgen Ihr Lieben,

    hier hat es tatsächlich heute Nacht geschneit – liebe Grüße an Ingo, der vorausschauend, im Gegensatz zu mir, die Montage der Winterräder vor der Zeit, die der Kalender anzeigt, in die Tat umgesetzt hat – und ist auch entsprechend kalt geworden. Wie gerne wäre ich jetzt bei Euch in Afrika und würde afrikanisches T-Shirt-Wetter geniessen!!!

    Momentan komme ich mit dem Lesen Eurer Berichte kaum nach. Schön, dass Ihr uns so fleißig an all dem Erlebten teilhaben lasst! Dieser Niederländer Wim (geschätzte 75)muss ja ein toller Typ sein, dass er Germanys-Next-Topmodell Rachel (geschätzte 25) ehelichen durfte.
    Und ich stimme Marion zu, das Wolf-Warnschild erinnert eher an ein Känguruh, kein Wunder, dass diese exotische Kreuzung so langsam ausstirbt.

    Liebste Grüße aus dem winterlichen Deutschland sendet
    Eure Gabi

  4. Rolf 26. November 2010 um 18:05 #

    Guten Tag.
    Wieder ein wirklich toller Reisebericht. Doch sofort weiter zur Frau Marion, der ich mein Mitgefühl ausspreche
    und ein echtes „Gute Besserung“ zurufe und noch sage: ist ja halb so schlimm; habe Gleiches selbst erlebt,bin
    noch im Besitz beider Gehwarzen mit denen ich noch ganz gut rumturne. Also Kopf hoch!
    Der Ingo irritiert mich etwas. Wollte der doch großzügig
    auf die Teilnahme beim nächsten Rätsel verzichten – es
    solle doch jeder mal gewinnen können-. Nun aber gibt er
    sich so, als wäre der nächste Rätselsieg sein und der er-
    wünschte besondere Edelkaffee sein Preis. Da habe ich so
    meine Bedenken. Spielen sicherlich auch andere gute Rät
    sler mit, auch wenn Veranstalter und der evtl. Sieger verwandtschaftlich verbandelt sind. Höre ich da etwa eine
    Nachtigall pfeifen? Nichts für ungut. Allen freundliche Grüße. Rolf.

    • Ingo 28. November 2010 um 20:13 #

      Du hast recht, daran habe ich gar nicht mehr gedacht. Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil.
      (PS: Der Kaffee als Preis war eigentlich im Namen aller Miträtseler gedacht)

  5. Maike 27. November 2010 um 20:31 #

    Mensch, da werdet ihr ja noch zu Reifenwechsel-Rekordhaltern! 🙂
    Das mit Wim und seiner hübschen, jungen Gattin habe ich auch sofort gedacht, hihi. 😉
    habt ihr im holländischen Bierlokal auch ordentlich Bier getrunken? Bevor ihr gegen halb 10 ins Bett gegangen seid, natürlich. 😉
    Schade, dass das mit den Wölfen nicht geklappt hat. Aber so konnten sie euch auch nicht während der Foto-Pirsch überfallen o.ä.
    Wieviel Fotos habt ihr denn schon so gemacht? Müssen ja Massen sein.
    Mich hat auch die Erkältungswelle voll im Griff, aber langsam kommt ich auch in vorweihnachtliche Stimmung und genieße den Winter. Wenn der erste Schnee auch eher Schneematsch war…

    Liebe Grüße, Maike

  6. Heinz Freese 1. Dezember 2010 um 20:20 #

    Liebe Dagmar,
    Lieber Thomas

    zufällig bin ich auf eure Seite geraten und nun ist sie mein absoluter Favorit!

    So wie es aussieht,habt ihr einen ungewöhnlichen Kurs nach Süden gewählt.

    Bin sehr gespannt wie eure Tour weitergeht.

    Vielen Dank für die schönen Berichte

    und herzliche Grüsse aus dem kalten Norden und alles Gute für die weitere Reise.

    Heinz Freese

  7. Gabi Mösta 3. Dezember 2010 um 20:17 #

    Diesen Kommentar habe ich bereits am 26.11.2010 verfasst, er wartete seitdem geduldig auf die Freischaltung, die jedoch nicht erfolgte.
    Daher starte ich heute einen neuen Versuch:

    Guten Morgen Ihr Lieben,

    hier hat es tatsächlich heute Nacht geschneit – liebe Grüße an Ingo, der vorausschauend, im Gegensatz zu mir, die Montage der Winterräder vor der Zeit, die der Kalender anzeigt, in die Tat umgesetzt hat – und ist auch entsprechend kalt geworden. Wie gerne wäre ich jetzt bei Euch in Afrika und würde afrikanisches T-Shirt-Wetter geniessen!!!

    Momentan komme ich mit dem Lesen Eurer Berichte kaum nach. Schön, dass Ihr uns so fleißig an all dem Erlebten teilhaben lasst! Dieser Niederländer Wim (geschätzte 75)muss ja ein toller Typ sein, dass er Germanys-Next-Topmodell Rachel (geschätzte 25) ehelichen durfte.
    Und ich stimme Marion zu, das Wolf-Warnschild erinnert eher an ein Känguruh, kein Wunder, dass diese exotische Kreuzung so langsam ausstirbt.

    Liebste Grüße aus dem winterlichen Deutschland sendet
    Eure Gabi

    • Ingo Girod 3. Dezember 2010 um 22:29 #

      Der Kommentar wurde doch schon genehmigt, siehe oben.
      Aber doppelt hält auch besser…

  8. Marion 5. Dezember 2010 um 12:47 #

    Wir sind ein bisschen beunruhigt, da wir so lange nichts von unseren Abenteurern gehört haben. Ingo, weißt Du mehr?

    • Ingo 6. Dezember 2010 um 10:08 #

      Letzte Meldung am 3.12. bei mir aus Kenia (Siehe auch „Map“) Du kannst sie selber kostenlos „anfunken“ unter: https://sms.thuraya.com/
      Telefon: + 88216 55524733
      In der Regel klappt das.

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