Trekking durch das Simien-Gebirge (jetzt mit Bildern)

11 Nov

Reisebericht von Tom

Ethiopia Tracks to Axum

Oben unsere bisherige Reiseroute in Äthiopien. Die Farben des Tracks symbolisieren jeweils unsere Tagesetappen. Die Wanderroute in den Simien-Bergen (ungefähr in der Mitte zwischen Gonder und Aksum) ist nicht dargestellt.

Hallo liebe Leser,

nach einer längeren Pause gibt es nun endlich wieder mal einem ausführlichen und bebilderten Reisebericht von uns. Es kann sein, dass die Bilder erst etwas später folgen, weil die Internetverbindungen hier (und anscheinend in einem Grossteil von Äthiopien) so langsam sind, dass das Hochladen von Bildern immer mehrere Minuten pro Bild dauert. Unser aktueller Standort ist Axum ganz im Norden von Äthiopien, nahe der Grenze zu Eritrea. Wir stehen hier wunderschön und KOSTENLOS im Gartenpark des besten Hotels vor Ort, dem Yeha Hotel.

Im Park des Yeha Hotels

Die letzten Tage waren wir wandern in den Simien-Bergen, und davon möchte ich Euch nun berichten.

Die erste Frage war natürlich: wo lassen wir unseren Rhino während der mehrtägigen Wanderung? Das klärte sich aber schnell, den innerhalb des Simien-Nationalparks gibt es die Simien-Lodge (angeblich das höchstgelegene Hotel in Afrika) und dort auf dem Parkplatz konnten wir unseren Rhino sicher und bewacht stehen lassen.

Simien Lodge

Vorher haben wir uns in dem kleinem Ort Debark, wo sich die Nationalpark-Verwaltung befindet, noch einen „Scout“ und einen Esel mitsamt Eseltreiber besorgt. Die Scouts sind alle bewaffnet; unser Scout hatte nur eine UR-alte Flinte, aber andere Scouts hatten auch schon mal Kalaschnikows oder Maschinen-Pistolen.

Scout Angel

Die Aufgabe des Scout ist es, uns den Weg durch den Nationalpark zu zeigen und uns im Park zu beschützen (wovor, wissen wir aber nicht…). Gleichzeitig sorgt er auch dafür, dass Touristen im Park keinen Schaden anrichten, keine seltenen Tiere verscheuchen, usw. Die Mitnahme eines Scouts ist verpflichtend für jede Reisegruppe. Der Scout kostet nur ca. 2 € pro Tag.

Da wir nicht unser gesamtes Gepäck inkl. Zelt, Schlafsäcken, Isomatten, Kocher mit Kochgeschirr und Lebensmittel für 10 Tage (da kommt ganz schön was zusammen !!!) selber tragen konnten, war es natürlich naheliegend, einem Esel mitzunehmen. Und da wir nicht wissen, wie man den Esel versorgt, antreibt und wieder einfängt, wenn er mal wegläuft, gehörte natürlich auch ein Eseltreiber mit dazu. Esel und Treiber kosten ca. €3,50 pro Tag.

Eseltreiber

Nun aber zur Wanderung: der Simien-Nationalpark besteht aus einer Hochebene zwischen 3000 und 3600 m. Dazwischen gibt es riesige, canyonartige Schluchten, die zum Teil über 1000 m tief sind, und natürlich auch noch Berge, die bis zu 4500 m aufragen. Der Park ist (dünn) besiedelt und wird durch eine einzige Schotterstrasse und natürlich viele Wanderwege erschlossen. Es gibt im Park drei „Camps“, die eine Basis-Infrastruktur (Brunnen, Kochhütten und Plums-Klos) haben und die jeweils ca. einen Tagesmarsch voneinander entfernt liegen.

Camp Gich

Camp

Wir sind insgesamt 6 Tage lang im Park gewandert und hatten dort bei bestem Wetter eine ganz tolle Zeit. Unten ein Bild von der Wanderung durch die Gras-Steppe – ein Gefühl fast wie im Film „Jurassic Park“.

Jurassic Park Steppe

Aber so schön es auch tagsüber war, nachts im Zelt war es einfach s..kalt. Sobald die Sonne abends unterging, fiel die Temperatur rapide ab und es wurde sehr schattig. Temperatur-Unterschied fast 30 Grad: ca. 25 Grad tagsüber und bis zu minus 3 Grad nachts. Nachts im Zelt haben wir mit fast allem an Kleidung geschlafen, was wir dabei hatten, aber immer noch gefroren. Das Klima in meinem Schlafsack („Komfortbereich“ angeblich bis zu minus 5 Grad) wurde eigentlich erst dann erträglicher, als ich eine SIGG-Flasche als Wärmeflasche mit reingenommen habe (Dagmar’s Idee!).

Saukalt im Zelt

Besonders erwähnen möchten wir den grandiosen Aussichtsberg „Immet Gogo“. Dort hat man eine tollen Ausblick auf das äthiopische „Tiefland“ (was aber immer noch 1000 m hochliegt) und das sogenannte „Schachbrett der Götter“.

Printen auf dem Imet Gogo

Dort hat man den Eindruck, dass die weiter unten liegenden Spitzen und Berge versteinerte, überdimensionale Schachfiguren sind, die die Götter vor Jahrtausenden dort hinterlassen haben. Kommt auf dem Bild leider nicht so richtig rüber 🙂

Der höchte Punkt, den wir erreicht haben, war der 4430 m hohe „Bhawit Peak“.

Auf dem Bhawit Peak

Unser ursprüngliches Ziel, den Ras Dashen, haben wir gar nicht erst im Angriff genommen. Man hätte nämlich an unserem letzten Tag des Hinwegs vom 4200 m hohen Bhawit Pass erst mal wieder 1400 hm in ein Flusstal hineinabsteigen müssen, um von dort dann wieder 1800 hm auf dem Ras Dashen aufzusteigen. Das hätten wir ja vielleicht noch geschafft (natürlich mit einem zusätzlichen Tag), aber auf dem Rückweg noch einen Tag später hätten wir dann wieder durch das Flusstal hindurch von 2800 m auf den 4200 m hohen Bhawit Pass aufsteigen müssen. Das erschien uns doch zu sehr eine unnütze Plackerei. Vor allem, weil die Aussicht auf dem nur 100 m niedrigeren Bhawit Peak mindestens genausogut wie vom Ras Dashen war.

Im Simien-Park gibt es ausser der sehr eindruckvollen Landschaft, auch noch einige sehr seltene Tiere, die teilweise endemisch sind, d.h. es gibt sie nur hier im Park und sonst nirgendwo auf der Welt. Es sind dies die grasfressenden „Geladas“ (eine Affenart), Simien-Steinböcke, den Simien-Fuchs und den Äthiopischen Wolf. Lämmergeier und andere Greifvögel gibt es auch. Wir haben massenhaft Gelades gesehen und natürlich auch fotografiert. Diese leben in Gruppen von mehreren Dutzend Tieren, sind ganz friedlich und überhaupt nicht menschenscheu.

Geleda Gruppe

Geleda mit Jungem

Geleda

Zusätzlich haben wir am vorletzten Tag der Wanderung hoch im Gebrige (>4000 m) auch noch gleich eine ganze Gruppe von Simien-Steinböcken beobachten können. Diese kamen zuerst hoch über uns über einen Berggrat und haben sich dann als ganze Gruppe geschlossen auf unser Versteck am Strassenrand zubewegt. Dies war natürlich auch eine ganz tolle Erfahrung.

Äthiopischer Steinbock

Am letzten Tag der Wanderung haben wir zusammen mit zwei anderen Wander-Pärchen ein Festessen für unsere Begleit-Crew, also die Guides, Scouts, Eseltreiber und Köche, gegeben. Für insgesamt 18 Personen wurden zwei Ziegen gekauft, geschlachtet, auf dem offene Feuer zubereitet und verspeist! Ich hatte Dag noch gefragt, von den noch lebenden Ziegen ein Fotos zu machen, aber das hat sie nicht übers Herz gebracht 🙂

Abschiedsessen

Insgesamt war die Simien-Wanderung wirklich wunderschön und zweifellos der Höhepunkt unserer bisherigen Afrika-Reise.

Abendstimmung

Während der Wanderung haben wir Susanne und Harold aus Bremen kennengelernt. Wie die meisten Reisenden in Äthiopien sind die beiden naturverbunden und schon viel in der Welt rumgekommen. Darüber hinaus haben wir noch viele anderen Gemeinsamkeiten entdeckt. So haben die beiden im Herbst 2009 die gleiche Berg-Wanderung im Himalya gemacht, die wir im Frühjahr 2009 gemacht hatten. Nach Abschluss der Wanderung sind wir dann gemeinsam im Rhino in 2 1/2 Tagen bis nach Axum weitergefahren, bevor die beiden leider zurück nach Addis Abbeba fliegen mußten.

Harold, Susanne, Tom, Dag

Die Fahrt von Debrak nach Axum war auch sehr spektakulär, führte sie doch über eine fast durchweg unbefestigte, ca. 150 km lange Piste von der Simien-Hochebene steil hinab in das Tiefland und danach wieder bergauf. Unser Reiseführer-Buch über Äthiopien beschrieb diese Route sogar als „die dramatischste und furchterregenste in ganz Afrika“. Da wir noch nicht in ganz Afrika waren, können wir das natürlich nicht bestätigen, aber es war schon sehr spannend! Eine Schotter-Spitzkehre folgte auf die nächste und innerhalb von 70 km Stecke hatten wir 2000 Höhe verloren.

Weiter nördlich in der Provinz Tigray wurde mitten im Gebirge eine neue Strasse in den Berg gebaut. Nachdem wir dort einige Zeit vor der gesperrten Baustelle gewartet hatten, durften wir dann zusammen mit zwei anderen Minibussen und einem Toyota die provisorische Strecke befahren, die die Planierraupe erst gerade vorher für uns freigeräumt hatte.

Durch die Baustelle

Vom Gefühl her so ähnlich, als ob man bei Rheinbraun durch den Braunkohle-Tagebau fährt, aber irgendwie „echter“ 🙂

In Axum angekommen, habe ich mich dann noch in ein Abenteuer ganz anderer Art gestürzt: ich bin nämlich mal zu Barbier gegangen, um die Mähne kürzen zu lassen und den Bart zu stutzen.

Beim Barbier

Der Bart ist ganz gut geworden, aber zum Haarschnitt habe ich mir schon einige „nette“ Kommentare von Dag anhören dürfen. Gemein, oder? Na ja, mit 0,50 € fürs Bart- und Haareschneiden zusammen habe ich wenigstens keinen Touristenzuschlag zahlen müssen, denke ich… 🙂

Viele Grüße aus Axum

Tom (& Dag)

 

Eine Antwort zu “Trekking durch das Simien-Gebirge (jetzt mit Bildern)”

  1. Rolf 24. November 2010 um 12:17 #

    Ist Euer Reisebericht schon gute Hausmannskost, so wird
    nun durch die zugefügten Bilder ein mehrsterniges abge-
    stimmtes Menü daraus. Kocht fleißig weiter so.
    Rolf.

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