Reisebericht von Tom
Nun (Freitag, den 14.) sind wir endlich in Wadi Halfa (in Norden des Sudan) angekommen und warten auf unsere Fähre über den Assuan-Stausee, die uns nächste Woche Mittwoch nach Ägypten bringen soll.
Die letzten 5 Fahr-Tage im (Nord-) Sudan waren heiss und eintönig, auch weil wir den größten Teil der Strecke ja von Hinweg schon kannten. Was wir noch nicht kannten, waren die 300 km durch die „wüstigste“ Sand-Wüste von Khartoum nach Abu Dom. Besonders bemerkenswert war dort die Anzahl der kaputten Reifen am Strassenrand. Einmal haben wir (zum Zeitvertreib) auf 10 km 103 Reifenleichen gezählt, und am nächsten Tag sogar 143 Stück pro 10 km. Hochgerechnet auf die gesamten 300 km also insgesamt ca. 4000 kaputte Reifen. Das war für uns, mit unserer Phobie gegen Reifenpannen, eine echte Psycho-Folter :-). Anmerkung Dag: ausserdem gab es statistisch pro 10 Kilometer 3 Tierleichen (Schafe, Esel, Kamele udg.) sowie eine kaputte Windschutzscheibe.
Natürlich boten uns diese 5 eintönigen Fahrtage auch Gelegenheit, über unsere Afrika-Reise und besonders über unsere Rückreise nochmal nachzudenken. Wir sind inzwischen beide der Meinung, dass es ein Fehler war, nach der tollen Hinreise von Ägypten bis Kapstadt nochmal die Ostroute zurückzufahren. Das Verhältnis zwischen Ertrag der Reise (neue Erlebnisse und Eindrücke) und Aufwand (unsere Zeit und Energie) hat sich deutlich verschlechtert. Besser wäre es gewesen, nach dem Besuch der Victoria-Fälle oder spätestens nach der Kanu-Tour am Lower Sambesi River wieder südwärts gen Durban/Südafrika zu fahren, von dort aus unseren Rhino Richtung Heimat zu verschiffen und selbst nach Hause zu fliegen. Dann wären wir ein Jahr unterwegs gewesen und dies wäre wohl die optimale Reise-Dauer gewesen. Aber hinterher ist man halt immer schlauer…
Damals, vor 2 Monaten in Sambia, waren wir noch nicht soweit, wieder „nach Hause“ zu kommen und hatten uns noch viele spannende Afrika-Erlebnisse erhofft. Leider gab es aber ab dann für uns keine großen Highlights mehr – was sicherlich auch daran lag, dass wir zu dem Zeitpunkt schon gar nicht mehr richtig aufnahmefähig für Neues waren. Nord-Sambia war hauptsächlich Kilometer-Fresserei. In West-Tanzania am Lake Tanganyika hatten wir mit der Lakeshore Lodge in Kipili und dem Jacobsen Camp in Kigoma traumhafte Camps, aber die 1000 km Offroad dort waren schon sehr anstrengend. Ruanda dann, ein kleines Land, welches wir in nur 2 Tagen „abgefrühstückt“ haben, auch weil es dort keine Camps gab, das Land aber gleichzeitig so dicht besiedelt ist, dass wildes Campen nicht einfach möglich war. In Uganda hatten wir gehofft, mehr Ur- und Regenwald zu sehen, aber der ist wohl inzwischen größtenteils für die Landwirtschaft (z.B. Bananen-Plantagen) gerodet worden. In Kenia sind wir ja dann wieder in bekannte Gefilde eingebogen, und hatten dort zusammen mit Karl-Heinz am Tiwi Beach nochmal einen wunderschöne Woche!
Die weitere Rückfahrt durch bekannte Gegenden und Länder (Nord-Kenia, Äthiopien, Sudan) war für uns dann viel anstrengender als gedacht. Wer unseren Reisebericht der Rückfahrt über Nord-Kenia mit dem der Hinfahrt vor einem Jahr vergleicht, wird feststellen, wieviel schwerer uns die Rappelpiste diesmal gefallen ist. Bei uns ist einfach die Reise-Euphorie, Afrika-Begeisterung und Abenteuerlust verfolgen, die uns letztes Jahr (2010) noch über viele Anfangs-Schwierigkeiten hinweg geholfen hatte.
Besonders deutlich wurde das für uns in Äthiopien. Wenn uns auf der Hinreise Menschen nach dem „schönsten Land“ Afrikas fragten, hatten wir oft geantwortet, dass uns Äthiopien besonders gut gefallen hatte und wir deshalb 5 Wochen dort verbracht hätten. Auf dem Rückweg sahen wir das ganz anders: z.B. die „youyouyou-Rufe“ und die Bettelei der äthiopischen Kinder und teilweise auch der Erwachsenen, die wir auf dem Hinweg gar nicht so richtig wahrgenommen hatten, erschienen uns auf einmal einfach nur noch nervig. Da die Menschen in Äthiopien natürlich die Gleichen gebleiben sind, müssen wir uns wohl geändert haben…
In Sudan dann ähnliche Eindrücke: dass im Land überall Dreck rumliegt und viele Menschen hier einen etwas arroganten Eindruck auf uns als Fremde machen, war uns auf dem Hinweg nicht so aufgefallen. Tatsächlich sind wir nach einem Jahr unterwegs nicht, wie gedacht, Afrika-kompatibler geworden, sondern Afrika-untauglicher. Auch für uns selbst erstaunlich. Andererseits natürlich ein deutliches Zeichen unserer Afrika-Reisemüdigkeit. Aber auch ein deutliches Indiz dafür, dass Afrika nun wirklich kein „einfach“ zu bereisender Kontinent ist, und dass die Wahrnehmung und das Empfinden von Land und Leuten in Afrika ganz wesentlich von der eigenen Einstellung und Sichtweise abhängen. Das widerum gilt wahrscheinlich für vieles im Leben, aber für Afrika eben ganz besonders…
In Ägypten hoffen wir am roten Meer noch mal ein paar Tage ausspannen zu können, bevor wir danach in Riesenschritten gen Israel und dann nach Italien und Deutschland weiterreisen. Wir freuen uns jedenfalls nun beide RIESIG auf Deutschland, unser tolles Zuhause und auf Familie und Freunde!
Tom
PS: Dieses Jahr Auszeit ist für uns nach wie vor eine sehr wichtige Zeit. Wir wissen, dass so eine Reise etwas ganz Besonderes ist und wir die Afrika-Zeit mit allen Hochs und Tiefs nie vergessen werden. Auch wollen wir in diesem Artikel nicht nur klagend und jammernd gesehen werden, denn das wäre der Reise wirklich nicht angemessen. Vielmehr wollen wir Euch auch mal den manchmal gewünschten Blick „hinter die Kulissen“ gewähren.
Hallo
ja eure Ehrlichkeit das ihr Reise müde seid und es jetzt mit anderen Augen seht finde ich toll, aber da merkt man wieder alles was länger hat oder macht wird auch anstrengend.
Ich freue mich auch wenn ihr unversehrt wieder zuhause seid
Bis bald und gut Fahrt wünscht euch Rita
Mir fehlen jetzt schon die Reisebericht, welche fester Bestandteil meiner Pausenlektüre geworden sind. Auch wenn ihr weg seit kommt es mir gar nicht so vor. Eigentlich schade…
Dagmar, Thomas,
Nach all den bleibenden und sicher auch innerlich prägenden Eindrücken dieser einmaligen Reise ist auch schön zu hören, dass ihr euch auf eure Familie und Freunde in der Heimat freut. Wir alle haben und werden euch weiter begleiten – teils virtuell oder auch als Abschnittsmitfahrer.
Weiterhin gute Fahrt
Gerd
Hallo ihr Lieben!
Danke für diesen ehrlichen Bericht! Ich fand ihn besonders interessant zu lesen, weil ich mir auf meinen (im Vergleich natürlich sehr kurzen Reisen) dazu auch immer Gedanken gemacht habe.Immer habe ich soviele Leute getroffen, die ein halbes Jahr oder länger unterwegs waren und kaum zuhause angekommen dann am liebsten auch schon wieder weg wollten.
Ich habe mich immer gefragt, ob ich solche Reisen auch über einen so langen Zeitraum genießen könnte oder ob es mir dann nicht doch alles etwas zu anstrengend würde.
Schön ist jedenfalls Eure Freude auf zuhause, wir sind auch schon ganz gespannt auf Euch! 🙂
Liebe Grüße, Maike
Hallo Dagmar, hallo Thomas!
“ Halt Poohl “ ist nicht nur ein beliebter Karnevalsausruf am Niederrein, denke Ihr kennt ihn. Halt Poohl heisst auch: mach weiter; beisse dich durch; gib nicht auf; bleibe bei deiner Sache.
Dies wünscht Euch sehr herzlich Rolf.
Hallo ihr zwei,
danke für den Blick „hinter die Kulissen“. Als zuhause Gebliebene werde ich natürlich eure Reiseberichte vermissen, denn sie schaffen immer wieder eine schöne Anwechslung, wenn der Alltag mich mal wieder unzufrieden macht.
Allerdings kann ich auch gut verstehen, dass ihr eure Traumreiseauszeit nicht jeden Tag toll findet, so wie auch nicht jeden Tag Geburtstag und Geschenke toll sind!
Bestimmt werdet ihr auf dem Heimweg noch Begegnungen haben, die ihr später nicht missen wollt, und so – mit zeitlichem Abstand – der Rückreise auch noch viel Gutes abgewinnen könnt. Ich jedenfalls wünsche euch das!
Wir freuen uns schon auf euch zurück in Deutschland!
Weiterhin gute Reise, Elke
Liebe Dagmar, lieber Thomas,
mich hat dieser Bericht sehr beeindruckt. Und ich kann gut nachvollziehen, dass Reisen über so viele Monate eben was anderes als Urlaub ist und es auch Zeiten gibt, wo man sich nur noch auf zu Hause freut.
Ich wünsche euch eine unkomplizierte Weiterreise. Dieses Jahr kommt zu der Vorfreude auf Weihnachten (die, wenn man die Printen und Marzipankartoffeln in der Supermärkten sieht, ja schon im September beginnt) die Vorfreude auf eure Rückkehr.
Ich habe euch beide in den letzten 13 Monaten sehr vermisst und finde es schön, wenigstens Dagmars Stimme gehört zu haben bei den letzten beiden Videos.
Herzlichst grüßt euch eure Gabi
Ihr Lieben,
jetzt wird es Zeit, dass Ihr nach Hause kommt. Wir drücken die Daumen, dass doch noch das eine oder andere schöne Ereignis auf dem Weg liegt und wenn nicht – wir warten auf Euch und freuen uns, Euch bald wiederzusehen.
Alles Liebe, Marion
Danke für Eure Ehrlichkeit und Offenheit. Es tut gut, auch mal zu hören, dass nicht immer alles rosig ist, selbst wenn man auf einer Auszeit-Reise ist.
Ich wünsche Euch noch eine gute Zeit! Liebe Grüße Caroline
Hallo Ihr,
seit dem wir uns beim Reifenflicken in Ghanzi getroffen haben, verfolgen wir Euren Blog.
Eure Auszeit habe ich (Marianne) sehr beneidet. Dennoch könnte ich es mir über einen so langen Zeitraum nicht vorstellen, da bewundere ich Euch aufrichtig!
Ich bin auch der Meinung, dass man gerade in Afrika viele Dinge auf den zweiten Blick anders sieht. Jedes Land hat dort seinen eigenen Reiz und jedes ist auf seine Weise unterschiedlich. Einiges beginnt zu nerven – anderes ist ins Herz gebrannt und wird einen nie wieder loslassen. (Und die Herzenssachen wiegen (zumindest bei mir) echt, echt schwer ….. ) Ich bin mir auch sicher, dass Afrika Euch nicht loslässt und es Euch bald schon wieder dorthin zieht.
Sicher – mit Euren vielen Erfahrungen und dem Wissen, das ihr nun habt, wird es wieder völlig anders werden.
Ich wünsche Euch eine reibungslose Heimfahrt!
Hakuna Matata
Andreas und Marianne