Was ist Alltag? Zu Hause würde ich da an so wiederkehrende Dinge wie einkaufen, waschen, kochen und putzen denken. Aber auf einer Afrika-Reise? Da erlebt man doch ständig tolle Dinge und sieht viel Neues! Stimmt, aber Alltag gibt es auch dort. Wir müssen genauso einkaufen, waschen, kochen und putzen. Nur ist das hier alles ein wenig anders als zu Hause und darüber möchte ich gerne berichten.
Teil 1 – Wäsche waschen
Klar ist natürlich, dass wir im Rhino keine Waschmaschine haben. In Europa gibt es oft auf Campingplätzen oder auch in Städten, Münzwaschmaschinen mit denen man diese Arbeit erledigen kann. So aber nicht in Afrika. Bisher haben wir nur in Südafrika diese Maschinen gefunden und die haben dann meist nur mit kaltem Wasser gewaschen und ein kompletter Waschvorgang war schon nach rund 30 Minuten erledigt. Das Ergebnis war dann auch entsprechend weniger gut.
In allen übrigen Ländern die wir bisher bereist haben, kann man die Wäsche meist im Camp abgeben. Da die Camps aber über keine Waschmaschinen verfügen, wäscht das Personal die Wäsche dann von Hand. Das kostet dann für ungefähr eine Waschladung zwischen 2 und 4 Euro, bei recht gutem Ergebnis.
Ich gebe unsere Wäsche allerdings nur ab, wenn sie auch mit der Maschine gewaschen wird, denn mit der Hand kann ich sie ja auch waschen. Und das ist eine Wissenschaft für sich.
Das fängt erst einmal an mit dem Kauf von Waschpulver. Zu Hause greifen wohl die Meisten zu ihrem Lieblingswaschmittel, dass gibt es hier natürlich nicht. Allerdings ist die Auswahl groß und der eine oder andere bekannte Name wie „OMO“ oder „Sunil“ ist auch darunter. Bei näherer Betrachtung stellt man dann aber fest, dass es sich bei fast allen Pulvern um „Handwaschpuler“ handelt. Was ja auch kein Wunder ist, da ja hier fast niemand eine Maschine hat. Das Handwaschpulver zeichnet sich durch zwei Dinge ganz besonders aus. Zum ersten schäumt das Pulver hier wie die Hölle. Lässt man das Wasser auf das Pulver laufen, so hat man Schwierigkeiten unter dem Schaumberg später seine Wäsche zu finden. Außerdem hat es einen hohen Anteil an Bleichmittel, was mittelfristig aus jedem Schwarz ein attraktives „mittelgrau“ werden lässt.
Wie zu Hause auch sortiert man die Wäsche nach hell und dunkel, es entfällt aber die Sortierung nach der Waschtemperatur. Denn man nimmt was man kriegt. Das ist meistens kaltes Wasser und wenn man Glück hat auch mal warmes – heißes Wasser ist dann eher so selten wie ein Gewinn in der Lotterie. Daher heißt die Wasch-Regel Nummer eins: Gut eingeweicht ist halb gewaschen.
Unsere Klamotten sind häufig staubig und werden daher erst einmal kalt, ohne Waschmittel, eingeweicht.
Dann kommt der Haupteinweich-Gang mit Waschpulver und (hoffentlich) warmem Wasser.
Nach rund einer Stunde hole ich die Wäsche dann raus, wringe sie aus und dann kommen mindestens zwei Spülgänge. Ist die Wäsche aber stark verschmutzt, so werden die Flecken mit der Bürste bearbeitet. Das ist leider nicht gerade Material pflegend und wirkt sich zusammen mit der Bleiche so aus, dass die Stoffe immer dünner werden. Meine Mutter würde sagen „fadenscheinig“.
Im „normalen“ Leben kommt ja jetzt der Schleudergang. Hier in Afrika heißt es dann wringen bis zum letzten Tropfen, damit die Wäsche nicht ewig trocknet. Und das bei Temperaturen von bis zu 40 Grad – eine ganz schön schweißtreibende Sache.
Dann sucht man sich zwei Bäume oder Palmen und spannt die Wäscheleine und meist nach zwei, drei Stunden ist dann schon alles trocken.
In der Zwischenzeit kann man dann seine „Waschfrauenhände“ pflegen oder ein Buch lesen.
Ist die Wäsche abgehangen so kommt der sicherlich wichtigste Teil und Wasch-Regel Nummer zwei: Gut gefaltet ist halb gebügelt. Denn gebügelt wird bei uns nicht. Bei den allermeisten Sachen ist das nicht nötig, da die atmungsaktiven Sportfasern sowieso nicht gebügelt werden dürfen. Und die Baumwollsachen bügeln sich dann im Schrank von alleine (wenn sie gut gefaltet sind).
Mein Resümee: Auch wenn der oben beschriebene Waschvorgang fast einen ganzen Tag Zeit kostet, so finde ich es nicht so schlimm. Immer wieder verbringen wir ja mehrere Nächte auf einem Camp und da klappt das dann auch recht gut. Im Gegensatz zur einheimischen Bevölkerung muss ich nicht im Fluss waschen oder das Wasser aus einem Brunnen holen. Ich muss auch nur Wäsche von zwei Personen waschen und nicht von einer großen Familie. Und außerdem weiß ich, dass ich demnächst auch wieder eine Waschmaschine habe, dann wenn wir nämlich wieder zu Hause sind. Also, alles halb so schlimm und nur anders.
P.S. Und wer denkt, dass das Waschen von Dreckssocken oder Unterhosen bestimmt schrecklich ist, dem kann ich nur sagen „Das ist doch gar nichts! Richtig schrecklich sind ölige Monteuranzüge, Duschlaken und Bettwäsche im Format 2 x 2 Meter!“.
Im nächsten Bericht aus dem Alltag eines Afrikareisenden berichte ich dann über das Einkaufen. Schöne Grüße aus Sambia sendet Euch Dag
Habt ihr denn keine Reisewaschmaschine?
Das unkaputtbare Modell „Grosser Eimer mit festverschliessbarem dichtem Deckel“: Klamotten mit Wasser und etwas Waschpulver rein, losfahren, das Waschen erledigen dann die holprigen Strassen. Abends spülen, aufhängen, und wenn’s nicht regnet morgens nach ’ner Stunde oder zwei mit Sonne wieder trocken = fertig zur Weiterfahrt. Zur Sicherheit haben wir unsere immer in die Dusche gestellt (ist aber nie aufgegangen, obwohl oft umgekippt).
Funktioniert bestens mit Unterwäsche und Socken, leicht verschmutzen TShirts und Hosen, nur etwas eng mit Bettwäsche oder Handtüchern…
Hallo Jürgen, ja, haben wir auch (wer ne Tasche fürs Klopapier hat, hat doch auch eine Reisewaschmaschine). Aber ehrlich gesagt benutzen wir die nie, weil die Arbeit mit dem Auswringen ja doch anfällt. Da die Tonne aber absolut wasser- und staubdicht ist, hat sie nun eine andere Verwendung bekommen: wir lagern unsere Schlafsäcke drin und haben die Tonne auch schon zum paddeln mitgenommen! Liebe Grüße sendet Dag aus Mbala/Sambia kurz vor der Grenze zu Tansania
Liebe Dag,
das ist doch mal ein richtig guter Alltagsbericht :-). Ich verstehe mehr als gut, dass Du Dich auf die Waschmaschine zu Hause freust… Und ich kenne jetzt das Geheimnis der Bügelfalte in der Bluse.