Reisebericht von Tom
Glück im Unglück hat ja wohl jeder einmal, oder? Aber gleich 4 mal innerhalb von knapp 2 Wochen? Das ist vielleicht etwas ungewöhnlich, und deshalb möchten wir hier darüber berichten.
Glück im Unglück 1 – (fast) Rucksack-Diebstahl
Am Do, den 30. Juni treffen wir Marike und Knud nachmittags im Supermarkt in Rundu. Eigentlich wollten wir die beiden ja erst abends im vereinbarten Camp wiedertreffen… Was war passiert?
Jemand hatte auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt den Mietwagen der beiden geöffnet (mit einer passenden (!) Funk-Fernbedienung) und hatte versucht, beide Rucksäcke (mit Reisepässen etc.) zu stehlen. ZUM GLÜCK hatten Knud und Marike einen Parkplatzwächter engagiert, den den Dieb auf frischer Tat ertappt hat und dann, zusammen mit ein paar Passanten, auch so lange festhalten konnte, bis die Polizei zur Stelle war. Dadurch wurde ZUM GLÜCK dann doch nichts gestohlen und die Polizei in Rundu freute sich, endlich mal einen der schon lange gesuchten „Funk-Fernbedienungsräuber“ geschnappt zu haben. Knud und Marike durften dann ein paar Stunden auf dem Polizeirevier verbringen, aber das war ja auch mal eine Erfahrung…
Glück im Unglück 2 – versuchter Gasflaschen-Klau
Der letzte Tag vor dem Rückflug ist für Knud, Marike, Johnny und Benni Mittwoch, der 6. Juli. An diesem Tag sind wir natürlich zum Souvenir-Shopping in Windhoek, und zwar im beliebten Namibia Craft Center. Dies liegt recht nahe zur Innenstadt, an einer belebten Strasse. Als wir von Shopping zurück zum Rhino kommen, sehen wir schon von weitem, dass dort etwas nicht stimmt. Die Unterlege-Holzklötze liegen draussen auf der Strasse und eine Gasflasche schaut merkwürdig schief aus dem Gasflaschen-Fach hervor…
Was war passiert? Während wir beim Einkaufen waren, hatte jemand versucht, unsere Gasflaschen zu stehlen. Wir hatten es dem Dieb auch etwas leicht gemacht, denn die Tür des Gasflaschen-Fachs war, aus Bequemlichkeit und Unwissenheit, nicht abgeschlossen. Wir hatten bisher immer gedacht, dass hier in Afrika sowieso niemand was mit unseren Gasflaschen anfangen kann, weil der Anschluss ganz anders ist als alle Anschlüsse in Afrika. Aber das war wohl eine Fehleinschätzung…
ZUM GLÜCK hatte es der Dieb aber nicht geschafft, die erste Gasflasche aus dem Fach herauszunehmen, weil das Fach recht eng ist und man dafür einen kleine „Trick“ anwenden muss. Die Gasflasche muß nämlich quasi „von oben“ auf dem Fach rausgeholt werden, um an der Nase des Schlosses vorbeizupassen.
ZUM GLÜCK war der Dieb dazu zu dämlich, denn ein Diebstahl der Gasflaschen hätte uns wirklich dumm getroffen. Diese Dinger (mit den benötigten DEUTSCHEN Gasanschlüssen) gibt es nämlich nirgendwo in Afrika zu kaufen, und dann hätten wir nicht mehr mit dem Gas kochen und heizen können. Aber es war ja nichts passiert.
Glück im Unglück 3 – auf dem Weg zum Flughafen
Am nächsten Morgen (7. Juli) soll es schon ganz früh zum Flughafen gehen. Der Rückflug geht um 7 Uhr morgens ab, und darum sollten wir schon um 5 Uhr beim Check-In sein. Wir haben uns deshalb ein Camp nur ca. 10 km vom Flughafen entfernt gesucht, so dass der Weg nicht zu lang wird – die Ondekaremba Lodge, mit angeschlossenem Campingplatz.
Nach einer (Piep-)kalten Nacht (die Scheiben vorne im Fahrerhaus, d.h. im Schlafraum von Johnny und Benni, sind von innen zugefroren) brechen wir um halb fünf in völliger Dunkelheit vom Camp auf. Unser Rhino springt trotz klirrender Kälte gut an und fährt auch ca. 200 m ganz gut, aber dann fängt er an zu mucken. Dreht nicht mehr hoch (max. 900 U/min, Standgas ist 600 U/min) und läuft auch nur noch auf ein paar Zylindern. Aber was sollen wir machen, unsere Gäste müssen irgendwie zu Flughafen. Wir hoffen, dass die Karre wieder besser läuft, wenn sie erst mal richtig warm wird und versuchen solange, quasi „im Standgas“ vorwärtszukommen (unser Rhino hat ja auch schon knapp über Standgas ganz ordentlich Drehmoment…). Die ersten 4 km sind eine Art „Feldweg“ vom Camp bis zur Teerstrasse, die zum Flughafen führt. Nach ca. 1 km müssen wir einen kleine Fluss durchqueren, im Standgas eine ganz neue Erfahrung 🙂 ! Aber es geht nur SEHR langsam voran und nun haben wir natürlich Bedenken, ob wir es rechtzeitig zum Flughafen schaffen – der nächste Air Berlin Flug von Windhoek nach München geht nämlich erst in einer Woche.
ZUM GLÜCK kommt da von hinten ein Auto aus der Nacht an uns heran. Es ist der Lodge-Besitzer mit seinem VW-Bus, der zwei seiner Gäste zum Flughafen fährt. Natürlich stimmt er gerne zu, als wir ihn bitten, Knud, Marike, Johnny und Benni auch mit zum Flughafen zu nehmen. Die Verabschiedung um 5 Uhr morgens, in völliger Dunkelheit auf einem Piep-kalten Feldweg ist kurz und traurig 😦 . Aber Hautsache, die vier schaffen es rechtzeitig zum Flughafen – GLÜCK IM UNGLÜCK!
Ich (Tom) kann mir nun natürlich mal den Rhino genauer ansehen, was da eigentlich los ist. Ich vermute, es hat was mit der Kälte zu tun, wahrscheinlich stockt der Diesel-Zufluss. Deshalb fummle ich ein bißchen an unseren Diesel-SEPAR-Vorfilter herum, den ich als Übertäter vermute. Leider bringe ich dadurch wohl Luft in die Diesel-Leitungen, und dann geht die Karre ganz aus und springt auch nicht mehr an…
Nun müßten wir eigentlich den Motor entlüften, das haben wir schon öfter gemacht, wenn Luft im System war, z.B. wenn wir mal einem Tank leergefahren hatten. Leider muß man dazu Rhino’s Fahrerhaus nach vorne kippen, und das ist im Dunklen und in der Kälte nicht wirklich spaßig. Da wir es ja nun auch nicht mehr eilig haben, legen wir uns erst noch mal 2 Stunden aufs Ohr, bis die Sonne aufgeht und uns mit ihrem Licht und ihrer Wärme beglückt. Dann wird der Motor entlüftet und beim dritten Versuch verfällt unser Rhino endlich in einem stabilen Leerlauf und läuft dann auch auf allen Pötten.
Nach einer ausführlichen Probefahrt kehren wir zum Camp zurück und holen dort unsere restlichen Sachen ab. Wir wissen bis heute nicht 100%ig, was da los war, danach hat unser Rhino diese Mucken nie mehr gemacht. Wir vermuten aber weiterhin, dass irgendwo Diesel stockig war (wahrscheinlich im Separ-Filter angefroren), denn Winterdiesel gibt es hier in Namibia nicht…
Glück im Unglück 4 – Sturz ins Leere
Heute (12. Juli) haben wir einen Rhino Schräg-Steh-Rekord aufgestellt. Normalerweise suchen wir uns im Camp eine möglichst ebene Fläche, auf der wir unseren Rhino abstellen, damit drinnen beim Essen nichts vom Tisch rollt und wir nicht mit den Kopf nach unten schlafen müssen. Dazu werden evt. noch ein oder zwei Holzbretter unter die entsprechenden Räder gelegt, und dann paßt das meistens schon.
Heute war das etwas anders, weil wir hatten eine sehr kleine und enge Campsite und dort gab es einfach keine ebene Fläche, auf der wir hätten stehen können. Stattdessen mußten wir auf der Seite mit der Kabinen-Tür zwei wirklich dicke Steine unter die Räder kriegen, damit die Karre halbwegs gerade steht. Dadurch kam dann auch die Leiter vor der Tür nicht mehr auf dem Boden; also bekam diese auch noch 2 Holzklötze druntergestellt, damit man sie benutzen kann.
Nachdem ich dann heute nachmittag kurz mal ein Problem am unserem Gaskocher im Rhino repariert habe (man mußte ständig den Knopf reindrücken, sonst ging die Flamme sofort wieder aus), zog im mich recht zufrieden ob meines Glücks bei der Reparatur mitsamt Werkzeug rückwärts aus dem Rhino zurück. Wir gehen immer rückwärts raus, das hat sich im Laufe der Zeit so eingebürgert, geht schneller und ist sicherer.
Heute allerdings ging es GANZ schnell, weil die Leiter rutschte nämlich unter meinem Füßen weg und ich krachte rückwärts aus ca. 1,50 m Höhe auf den Stein & Staub-Boden. Sofort nach dem Aufprall ließ ich natürlich meine in solchen Situationen üblichen Flüche los (Oh nein! Ach Du sch…!), die Dag zu der Vermutung veranlassten, ich hätte mich mit dem Schraubenzieher erdolcht 🙂 Die kam dann nämlich trotz fehlender Leiter ebenfalls in vermutlich neuer Rekordzeit aus dem Rhino rausgehechtet, um zu sehen, was mir passiert war. WAR ABER NICHTS! Keine Verstauchungen, Bänderrisse oder Knochenbrüche! Nur ein paar kleine Abschürfungen, blaue Flecken, blutiger Ellenbogen und natürlich ziemlich weiche Knie! Das war das bisher größte GLÜCK IM UNGLÜCK! finden wir, weil hier in Afrika nach einem Unfall in ein Krankenhaus zu müssen, ist eine wirklich unangenehme Vorstellung…
Was machen wir denn nun, um unseren Schutzengel in Zukunft etwas zu entlasten? Wir wollen unser Glück natürlich nicht überstrapazieren… Daher werden wir nun immer einen Parkplatzwächter engagieren, die Gasflaschentür immer abschliessen, Rhino nie mehr vor Sonnenaufgang starten und vor dem Aussteigen immer nachschauen, ob die Leiter noch dran ist. Aller weiteren Vorschläge zur Risiko-Minimierung sind natürlich herzlich willkommen 🙂 !
Viele Grüße von der Fingerklippe im Damaraland
Tom & Dag
O weia, das sind ja dolle Geschichten !!!! Euer Schutzengel ist ja sehr geduldig 🙂 !
Ein Glück. Ich drücke Euch die Däumchen, dass Ihr den Rest Eures (Heim-)Weges auch unbeschadet übersteht. Das hilft sicher 😉 !
Liebe Grüße aus dem windigen und kühlen Düsseldorf, Eure Caroline
Zu euren Glückerlebnissen möchte ich euch diese Weisheit aufschreiben:
DAS GLÜCK KOMMT GERNE IN EIN HAUS,WO FREUDE HERRSCHT!
Liebe Grüße von Elke
Vielleicht sehr wichtige Dinge zweimal dabei haben, falls mal was kaputt geht oder geklaut wird. Soll ich einen deutschen Gasflaschenanschluß vorbeischicken? Oder ein paar Campinggaz-Kartuschen?!
Witzbold! Einen Camping-Gaz Kocher nebst 10 Patronen haben wir noch in Reserve…
Thomas
Hallo Ihr Schutzengelausbeuter!
Handelt sozial und gewährt Euren Schwerstarbeitern mal einen längeren Urlaub. Denke, die schwer schuftenden Burschen, haben sich eine längere Auszeit redlich verdient. Ihnen danach glückliches Zupacken und Euch gute Reise, wünscht Rolf.