Namibische Achterbahn

2 Jun

Reisebericht von Gerd

Wie in meinem letzten Bericht schon angekündigt hier nun die Informationen über unsere Camp Sites „Tsauchab River“ und „Blutkuppe“. Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine Achterbahnfahrt für einen Camping Rookie wie mich.

Wir verlassen die Namibwüste und fahren Richtung Landesinnere entlang des Flussbettes des Tsauchab, der Fluss, der hin und wieder das Soussusvlei mit Wasser versorgt. Tatsächlich führt er auch ein wenig Wasser. Im Camp angekommen sind wir sehr erstaunt: Wir haben exklusiv für uns 3, in Worten drei Toiletten für uns allein:

1) Das vollausgestattete Luxusbad mit Donkey der Extraklasse. Gut gefliest, heisses Wasser die ganze Nacht, und Beleuchtung mit einer heimeligen Petroleum Lampe. Wir sind entzückt.
2) Die „Long Drop Experience“ für Experten hinter einem dickem Baum, in Tarnfarbenschwarz gehaltene Kloschüssel mit Plumpseffekt – nur für Hardcore Camper. Nicht unweit davon die einmalige Baumdusche für Freiluftfanatiker.
3) Die „Viewpoint“ Toilette mit einmaliger Aussicht über das Flussbett und die Hochebene. Wow! Das wird gleich mal ausprobiert.

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Eine in Naturstein belassene Küchenarbeitsplatte direkt am mehrflammigen Braai-platz weckt lukullische Gelüste. Was will das Naturfreundeherz mehr? Ja, romantische Kerzenbeleuchtung der Campsite. Und die ist auch vorhanden und wird vom geschulten Servicepersonal zusammen mit den Donkeys bei Dämmerung in Betrieb genommen. Luxushöhepunkt seit Thomas und Dagmar durch Afrika reisen. Ich entscheide: Hier bleiben wir 2 Tage!

Flugs sind die Möbel aufgestellt und es wird ein leichter Mittagssnack gereicht.

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Abends geht es ins Herrenhaus zu einem 3 Gänge Dinner mit Kudu-Steaks. Im Herrenzimmer gibt es sogar Schallplatten: Von Heino über Beethoven hin zu afrikanischen Spezialitäten. Das ganze eingerahmt von Hausmannskunst aus Schrottresten.

Am nächsten Tag gibt es ein Novum: wir fahren keinen einzigen Kilometer. Ich kann mich endlich in Ruhe um die Sichtung der Fotos und Verfassung meiner Berichte kümmern und Thomas bei der Reparatur des Esstisches im Rhino Kasino zur Hand gehen. Ein ausgiebiges Sonnenbad am Fluss runden den Tag ab. Abends gibt es Lammkoteletts vom Grill an Tomatensalat.

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Nach 2 Tagen geht es weiter Richtung Blutkuppe. Wir machen Halt in Solitaire, einzigartig gelegen im Nirgendwo und Anlaufstelle für alle im Umkreis von 100km gelegenen Farmen. Hier gibt es den besten Apfelkuchen von ganz Namibia in der Desert Bakery unseres neuen deutsch-irischen Freundes, der mich gleich aus Vertriebsmitarbeiter einstellen möchte. Dagmar findet auch schnell einen neuen Verehrer, der ihr förmlich aus der Hand frisst. Der einzige Kramladen im „Ort“ war leider schon von den Farmern leergeräumt, so dass wir nur das zum Überleben notwendige bekommen: Bier, Brot und Feuerholz.

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Vorsichtshalber tanken wir auch noch – wir wollen ja weiter kommen als so manch anderer Durchreisende.

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Der Reiseführer berichtet über eine der besten Camping Sites in Namibia am Rande des „namibischen Ayres Rock“ – der Blutkuppe. Hier soll der Felsen (blut)rot glühend in der Abendsonne leuchten. Ich kann kaum glauben, dass es noch besser sein kann als die beiden Abende zuvor.

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Und dann: Die Achterbahn saust pfeifend von ihren höchsten Punkt, Luxuscamp Tsauchap River, in einer Steilkurve nach ganz unten: Wo ist denn hier eine Campsite? Wir finden Dixiehäuschen, vor deren Benutzung wegen Renovierungsbedarf abgeraten wird, und ein altes Ölfass als Mülleimer sowie eine rudimentäre Braai-Vorrichtung vor. Ich bekomme schlagartig Verstopfung. Die immer freundliche Crew von UNKOMPLIZIERT REISEN weiht mich trotzdem in die Geheimnisse des „Spatengangs“ ein – sollte sich meine Verstopfung lösen.

Wieder ist es kalt und das Dinner im Rhino besteht aus „Notfallspaghetti“ mit einer scharfen Sojafleischsosse ala Namib. Es schmeckt sehr gut, aber die scharfe Sosse tut das, was ich befürchtet hatte. Mein Magen fährt Achterbahn….

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Jetzt bin ich ein richtiger Abenteurer! Mir kann jetzt ausser einer Reifenpanne nix mehr passieren. In nur 2 Wochen habe ich das Kompaktprogramm „Camping in Afrika“ mit Auszeichung absolviert. Und weiter geht es Richtung Küste – nach Swakopmund, der deutschesten Stadt ausserhalb der Bundesrepublik…

Euer Gerd alias Hemingway der Camper

7 Antworten zu “Namibische Achterbahn”

  1. Rolf 2. Juni 2011 um 19:32 #

    Mein lieber Lagerfeuerwart! So sehr ich mich über Deine guten Berichte freue, Du hast ne ganz passable Schreibe, so sehr bedauere ich, daß Dich das Aftersausen erwischt hat. Aber sag mal, bist Du nicht zu sehr auch ein Freund leckerer Lebensmittel? Deute ich Deine Berichte richtig, dann wird Dich die Waage nach Deiner Rückkehr auch noch bestrafen. Einen Hinweis erlaube ich mir. Du erlebst zur Zeit nicht „Camping in Afrika“, denn Camping ist ja so ne Sache mit Gartenzwergen und Gesang wie: so ein Tag so wunderschön wie heute. Du bist vielmehr mitten im erlebnisreichen Freiluftleben. Und dazu wünsche ich Dir einmal baldige und gute Besserung und dann Dir und Deiner Begleitung berichtenswerte Erlebnisse. Rolf.

  2. Marion 2. Juni 2011 um 20:54 #

    Bauen wir jetzt unser Bad um und auf welche Variante darf ich mich freuen? Freiluft mit Ausblick oder die einfache Variante mit Holzschemel und Schäufelchen? :-))) Geniess die letzten Tage bevor die Zivilastion Dich wieder hat. Deine 3 Tölen freuen sich. @ Dagmar- gibst Du Gerd ein paar Rezepte mit, damit er sich langsam wieder eingewöhnen kann? Tofu habe ich schon gekauft…

  3. Jürgen 3. Juni 2011 um 00:30 #

    Wow, das ist Abenteuerurlaub der Luxusklasse, sogar mit spezieller Travellertasche für’s Klopapier! Da hat sich der Reiseausrüster aber gefreut, denn sowas verkauft sich nicht jeden Tag!
    Um ehrlich zu sein, so ’ne Tasche habe ich noch nie gesehen (aber auch noch nie nach geguckt) – hat die innen auch ’ne Halterung, damit die Rolle nicht rausfällt?
    Bei uns Low-Class-Travellern war das Klopapier immer in ’ner alten Plastiktüte – funktionierte auch!

    • gotoafrica2010 3. Juni 2011 um 08:33 #

      Hallo Jürgen,
      Daran erkennt man den aufmerksamen Leser – DANKE!
      Ich hätte den Klopapierhalter auch nicht gebraucht, aber meine Frau ist Outdoor GEAR-FREAK und hat im Laufe der letzten 20 Jahre den Globetrotter-Laden leergekauft und kennt den Katalog in- und auswendig. Nun können wir unsere Afrika-Reise mit den Globetrotter-Treuepunkten bezahlen 🙂
      Viele Grüße aus Windhoek /Namibia
      Tom

      • Jürgen 4. Juni 2011 um 00:54 #

        „Nun können wir unsere Afrika-Reise mit den Globetrotter-Treuepunkten bezahlen“
        … und schon wieder so’ne Illusion 😀

  4. Caroline 3. Juni 2011 um 10:12 #

    Ach Gerd, ist das herrlich. Ich habe mich köstlich amüsiert über Deinen Bericht !!! Auch die Fotos, die Du einstellst, sind immer klasse. Ich freue mich über so viel Abenteurerlust – Respekt ! Hat das Reiseteam schon einen Orden für Dich bereitgestellt ???

    Liebe Dag, danke für Deine Mail ! Schön, dass die Tipps Euch geholfen haben. Ich freue mich schon auf das Bobotie. 🙂

    Lasst es Euch noch sehr gut gehen, genießt die Ferne und diesen außergewöhnlichen Kontinent weiterhin !

    Liebe Grüße, Caroline aus Düsseldorf (aus dem Büro) bei tollem Wetterchen

  5. Nadja 10. April 2012 um 14:07 #

    Hallo, das sind wirklich super schöne Bilder ! Zudem finde ich das Blog hier auch echt gut und ich schaue gerne mal wieder rein, Gruß Nadja

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