Aufbruch vom Basislager in die Wüste

31 Mai

Reisebericht von Gerd

Nachdem wir unverrichteter Dinge aus dem Diamantensperrgebiet flüchten mussten, ging es in die Tirasberge. Die Schotterpiste D707 führt uns auf 1400m Höhe, durch für namibische Verhältnisse enge Bergtäler. Wir sehen sehr viele wilde Tiere, müssen sogar teilweise stehenbleiben, um sie über die „Strasse“ zu lassen. Hier gibt es keine Zebrastreifen!

Unser Ziel ist das Namtib Desert Camp. Es liegt 12 km von der Piste entfernt in einem von Felsmassiven eingeschlossenen Hochtal. Wieder ist der Sonnenuntergang riesig. In 1400m Höhe ist es recht kalt und der Wind dreht in der Nacht zu einem Sturm auf. Für den Abend geben wir Campern aus Stuttgart Unterschlupf in der Kabine des Rhino nachdem in der „onboard“ Küche ein Zitronenhühnchenfilet an Reis verputzt wurde. Der südafrikanische Rotwein wärmt schnell. Wäre der Wind nicht gewesen, so wäre diese Campsite ein genialer Platz für Tierbeobachtungen in der vor uns liegenden Ebene.

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Früh am Morgen können wir alle nicht mehr schlafen und brechen um 08:00 auf Richtung Soussusvlei.

Unser Camp erreichen wir am Nachmittag nach einem Abstecher zum Schloss Duwisib, welches ein deutscher Adeliger nebst steinreicher Gattin um die Jahrhundertwende mitten im Nirgendwo zur Pferdezucht hat bauen lassen.

Die Wolken und der Wind sind weg – ideal für den Sundowner auf der Elimdüne, die am Eingang zum Nationalpark auf unsere Besteigung wartet. Ein beschwerlicher Aufstieg nach dem Motto „Ein Schritt vorwärts, zwei zurück“ auf Socken bzw. in Sandalen geht dem einmaligen Schauspiel des Sonnenuntergangs in der Wüste voran. Wenn ich vor ein paar Tagen vom beeindruckenden Fish River Canyon als einmalig berichtet habe, dann ist dies hier noch mal eine Spur eindringlicher.

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Am diesem Abend ist endlich es windstill und die Temperaturen erlauben uns das Braai anzufeuern – nach drei Tagen Zwangspause für den Lagerfeuerwart. Es gibt Springbock Steak vom Feinsten. Vorweg löffeln wir die Suppe aus: Tomatencreme mit Knoblauchtoast. Thomas und ich wissen: Reste können nicht überbleiben.

Die Ebenen sind ungewöhnlich grün, da es in Namibia in 2011 soviel Regen wie selten seit Aufzeichnung des Wetters gegeben hat. Um 18:00 ist es dunkel. Unter unserm Kameldornbaum stehen wir gut und hören, wie die Tierwelt zum Leben aber auch Sterben erwacht.

Am nächsten Morgen klingelt der Wecker um 05:00. Aufbruch vom Basislager „Sesriem“. Ziel: Düne 45, 45km tief in der Namibwüste. Wir haben unsere Stirnleuchten eingeschaltet und machen uns auf zum Sturm des Dünengipfels – 200m Anstieg in feinem Sand. WIr wollen den Gipfel unbedingt vor Sonnenaufgang erreichen und setzen unsere Schritte dennoch vorsichtig: Gefahr droht nicht vom Steinschlag, sondern von den hochgiftigen Sandvipern, die als Spezialisten in dieser Umgebung leben – mal über, mal untern Sand. Nach 45 Minuten haben wir den Dünenkamm erreicht, 5 Minuten bevor die Sonne über dem Horizont auftaucht. Der Sand verändert im Minutentakt seine Farbe, wird glutrot bevor er in einen Ocker und danach Beigeton übergeht. Scharfe Licht/Schatten Kanten bilden sich aus. Nach etwa 1 Stunde steht die Sonne hoch am Himmel und es geht in 5 Minuten wie auf Skiern abwärts.

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Nun geht es tiefer hinein in die Wüste, aus der Schotter wird eine Sandpiste, wir müssen den Reifendruck halbieren und den Allradantrieb einschalten. Der Himmel ist stahlblau und vor uns flirren die Sanddünen wie eine Fatamorgana.

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Wir finden einen schattenspendend Baum und machen Frühstück. Es ist 08:30 Uhr. Nach einem kurzen Fussmarsch erreichen wir ein weiteres Highlight des Tages: Das Deadvlei – hier hat es zum letzten Mal 2006 etwas Regen gegeben. Die Sonne brennt nun unbarmherzig auf uns herab. Uns erschliesst sich, was es bedeutet in der Wüste zu sein. Hier gibt es kaum noch erkennbares Leben. Was sich unter unseren Füssen im Sand abspielt wissen wir nicht – und wollen es auch nicht so genau wissen. Hier findet Leben nur im Morgengrauen oder bei Sonnenuntergang statt, bevor es wieder kalt wird. Die Bäume im Vlei sind etwa 600-900 Jahre alt. Der Fluss Tsauchab hat wohl vor etwa 60.000 Jahren das letzte Mal den Atlantik erreicht bevor er von den Dünen in den Vleis (übersetzt etwa wie Pfannen) aufgestaut wurde.

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Von einem Ranger hören wir, das es nicht weit entfernt von unserm Rhinoparkplatz ein Wasserloch gibt. Das können wir uns nicht entgehen lassen, ebenso wenig wie ein paar vereinzelte Tiere und Pflanzen, die sich hierher verirrt haben:

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Es wird Zeit aus der Hitze zu verschwinden und wir fahren zurück Richtung Basislager. Beim Erreichen der Schotterpiste müssen die Reifen wieder auf einen Druck von 4 bar gebracht werden. Das ist bei solch grossen Reifen eine grössere Aktion, insbesondere weil die Ventile der Hinterreifen innen liegen und Thomas dafür unter den Rhino kriechen muss. Dann das Maleur direkt beim ersten Reifen: Der Druckschlauch des Kompressors kommt an den heissen Auspuff und schmilzt. Ohne ausreichenden Luftdruck können wir die Fahrt nicht fortsetzen. Wir haben Glück im Unglück und Martin und Burger helfen uns beim Reparieren des Druckschlauchs mittels „Leatherman“ und Sturmfeuerzeug.

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Geschafft! Nun geht es auf Richtung Naukluft, wo die deutsche Schutztruppe 1894 einen Aufstand niedergeschlagen hat. Unser Camp, das Tsauchab River Camp, liegt in der Bergen am Flussbett desselben. Es ist der absolute Wahnsinn. Mehr in der nächsten Folge von „Gerd goes Africa“!

9 Antworten zu “Aufbruch vom Basislager in die Wüste”

  1. Marion 31. Mai 2011 um 19:37 #

    Wow – die Wüstenbilder mit den roten Dünen könnten auch von Dali gemalt sein – bizarr und unwirklich. Anlässlich dieser Fotos kommt doch bei mir tatsächlich ein bisschen Sehnsucht auf, das hätte ich auch gerne live und in Farbe erlebt. Aber Frau kann eben nicht alles haben…..Der beste aller Ehemänner hat aber garantiert superschöne Fotos gemacht, die ich mir dann in aller Ruhe ansehen darf.
    Ich wünsche Euch heute viel Spass in der Erdinger-Kneipe, wenn auch ohne Haxe….
    Lieben Gruß, bis bald. M

  2. Marion 31. Mai 2011 um 19:45 #

    Ich korrigiere – habe soeben von Gerd ein Foto der Speisekarte erhalten, die ich mangels technischer Kenntnisse hier leider nicht einfügen kann. Aber ihr werdet es nicht glauben -die Speisekarte „Deutsche Küche“ – „German Cuisine“ bietet tatsächlich eine Grillhaxe Brauhaus Art mit Sauerkraut, Schweinebraten mit Rotkohl und Kassler mit Sauerkraut und Kartoffelpürree – ICH FASSE ES NICHT. Ist jetzt nur die Frage, von welchem Tier die Haxe ist – Springbock, Antilope oder Tausendfüssler???? Aber vom Letzteren wird mein Gerd nicht satt, soviel ist sicher.

  3. gitjeshorst 31. Mai 2011 um 20:33 #

    Liebe Marion, liebe Blogleser,

    Es ist wahr: wir sind in der deutschesten Stadt ausserhalb der BRD. Das Eland Steak mit Fritten und deutschem gemischten Salat mundete sehr. Das Erdinger war lecker – nun sind wie auf das allerorts bekannte Kameldornbier umgestiegen – sehr bekömmlich.

    Euer Gerd alias Hemmingway für Camper

  4. Marion 31. Mai 2011 um 23:04 #

    HEMINGWAY – ich glaube es jetzt nicht! Na, da habt Ihr ja jetzt die nötige Bettschwere, wieviel Liter waren es? Die Luft ist dort ja sehr trocken, oder? Und ich hätte gewettet, dass Du Haxe isst. Aber was bitte ich Kameldornbier? Mir kommen da sehr sehr komische Gedanken :-), so in Richtung dieser Katzen-Kaffeesorte, Du verstehst? Wenn nicht, frag Dagmar, sie weiss das.
    Guats Nächtle!

  5. Ingo 1. Juni 2011 um 08:42 #

    Wie, keine manuelle Pumpe oder einen Ersatzdruckschlauch dabei??

  6. ritazittlau 1. Juni 2011 um 10:59 #

    Hallo ihr drei es war bestimmt sehr aufregend mit dem Druckluftschlauch und ihr habt verdient das es so eine Speisekarte gibt. Hoffentlich hat es geschmeckt und alles gute noch bis bald Rita

  7. Rolf 1. Juni 2011 um 15:45 #

    Meine,daß Urlaub, so wie Ihr diesen erlebt, ruhig auch ein wenig erarbeitet werden muß. Denn nur Leckerreien geniessen, süffigen Roten und Erdinger in sich rein schütten, kann’s ja nicht sein. Es muß ja nicht immer mit Kompressorschlauchflickerei enden.
    Weiterhin prima Urlaub wünscht Rolf.

  8. Rolf 1. Juni 2011 um 15:49 #

    Nachsatz: Was denn wohl Kameldornbier für ein Einlaufmittel ist, solltet Ihr schon erklären.

  9. Elke 2. Juni 2011 um 12:20 #

    Die Bilder sind einfach großartig!Diese Farben!!!!!!!!!
    Wie habt ihr es denn geschafft, den Vipern auszuweichen?
    Grüße aus Altheim von Elke

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