Bericht von Gerd
Wir sind alle ganz aufgeregt. Nach einer windigen Nacht am Diaz Point, der Stelle an der Bartolomeo Diaz im Jahre 1488 gelandet ist, sind wir Richtung Wüste aufgebrochen. Unser Weg führte uns nach Kolmannskuppe: Reichtum, Wohlstand, Fortschritt und unerhörter Pioniergeist liegen in der Luft. Es riecht förmlich nach Diamanten. Aus Namibia stammen immerhin 90% der weltweiten Schmuckdiamanten.
In Kolmannskuppe werden wir erst einmal in die verschiedene Techniken des Diamantenschürfens eingewiesen:
Methode 1: Wir bilden eine menschliche Kette und robben uns flach auf dem Bauch liegen durch das Gelände. Im Ledersäckchen am Hals sammeln wir die Steine einfach von der Oberfläche auf. Bei Mondlicht sind sie noch leichter zu sehen. In der Spitze sind das etwa 900 Karat per Person und Tag drin. Jubel! Blöd nur dass die Sonne scheint.
Methode 2: Auswaschen und mit Flusssäure identifizieren. Das mit der Säure ist eine grosse Schweinerei. Zuviel davon kann einem die Zähne ausfallen lassen. Das ist nix für uns.
Methode 3: Beim Juwelier einen Diamanaten kaufen. Das ist langweilig und teuer, erspart einem aber ggf. einen Gefängnisaufenthalt in einem namibischen Gefängnis oder noch schlimmer das Arbeitslager in einer Mine.
In Kolmannskuppe gibt es alles: Eine Bäckerei die jeden Morgen kostenlos zwei Brötchen pro Person mit der ortseigenen Strassenbahn an die Haustüre liefert – inbegriffen ein grosser in der hiesigen Eisfabrik hergestellter Eisblock für den Eisschrank in dem Wein und Bier nebst Käse, Milch und Fleisch aus der vollklimatisierten Fleischerei aufbewahrt wird.
Abends ist Herrenrunde auf der Kegelbahn oder im Kasino. Die Damen gehen separat: Zur Sektbar. Schubkarren für den Abtransport ihrer Gatten stehen vor dem Kasino bereit. Thomas und ich staunen nicht schlecht: Das Paradies?
Leider nein – oder nicht mehr. Das kurze heftige Leben in Kolmannskuppe fand Anfang des 20. Jahrhunderts statt. Deutsche Pioniere wurden hierher gelockt, um das deutsche Reich mit Diamanten zu versorgen. Der Fluch der Diamanten packte auch den Buchhalter, er schmuggelte diese im Magen aus dem Sperrgebiet – und wurde erwischt, durch ein im örtlichen Krankenhaus 1909 installiertes Röntgengerät. Er verarmte und konnte sich den Unterhalt für das grosse Haus nicht mehr leisten – nicht mal mehr Fensterscheiben. Die Frau war nicht begeistert!
Leider haben sich die Engländer, damals auch Kolonialmacht in Afrika, nach Ausbruch des ersten Weltkrieges nicht an den Nichtangriffspakt in den Afrika-Kolonien gehalten und unsere deutschen Vorfahren aus dem Paradies vertrieben. Daher sieht es in Kolmannskuppe nun so aus:
Die deutsche Kolonialzeit war mit dem Abkommen von Versailles 1919 vorbei. Die Wüste holt sich die Diamantengräberstadt langsam aber sicher zurück.
An die verheirateten, männlichen Leser: Stellt Euch vor, Namibia wäre weiterhin Deutsch-Südwestafrika, die Diamanten würden im deutschen Binnenmarkt ohne hohe Exportzölle gehandelt: Unsere Frauen würden funkeln wie Christbäume – bei Mondlicht.
Harhar, cooler Bericht! Ich stelle mir schon alles vor…
Noch ne Methode zur Diamantengewinnung: Man besorgt sich eine gut gehende Kalaschnikow und begibt sich auf Bettel-
tour.
Und was ist- hatte das Diamantengeschäft noch geöffnet und die Kreditkarte war parat? Mal ehrlich, da lässt man den Gatten in’s Diamantenparadies und was macht er? Schreibt Berichte über zerbrochene Fenster und die Engländer. Nebenene- Herzelchen, so geht das aber mal gaaaar nicht. Aber das ist bestimmt nur ein gigantisches Ablenkungsmanöver und er kommt zurück mit einem noch gigantischerem (ist das korrekt ausgedrückt? Oder heisst das giganterischem??? Egal, Hauptsache grossem) Megaklunker! Hach, ick freu mir uff deene Rückkehr!!!:-))))). Sitze gerade bei 32 (das iPhone hat kein Grad-Zeichen) im Garten und zische ein kühles Bit. Härrrlich
Übrigens- ist Tom’s Rasierer kaputt oder habt ihr keinen Strom? Und braun seid ihr auch nicht, seid ihr nur nachts unterwegs? Nur noch 5mal schlafen….
hallo schöne Grüße aus Grevenbroich ich bekomme die Email für Dagi nicht raus aber ich versuche es weiter.
Bis bald schöne Tage wünsche ich Gerd noch.
Habe in den letzten Tagen u. a. zwei Anrufe mit verstellter Stimme erhalten und die Anrufer erkannt. Der eine nennt mich wegen meines Rates einen Schwerkriminel-
len, der am Besten langjährig im Knast aufgehoben sei. Der andere Anrufer lobt mich über den grünen Klee und meint, ich solle doch zwei dieser russischen Wunder-
spritzen besorgen, nämlich eine auch für ihn. Er wolle dann fleissig bei der Almosenbeschaffungsaktion mitwirken. Nun frage ich mich, was soll ich machen?