Afrika ist einfach großartig. Immer wieder während unserer Reise beeindrucken uns phantastische Landschaften und exotische Tiere. Aber was die Tour großartig macht, ist die Begegnung mit den Menschen. Die kleinen Gesten, ein Lachen oder fröhliche Kinder am Straßenrand, die uns zuwinken. Dass es hin und wieder auch mal nicht so nette Begegnungen gibt, tritt dabei in den Hintergrund.
Oft reicht es nicht, daraus eine „Story“ zu machen und Euch daran teilhaben zu lassen. Doch diesmal wollen wir Euch von so einer Begegnung erzählen.
Wir hatten mal wieder eine Reifenpanne. Die vierte auf dieser Tour, wieder in der prallen Mittagshitze, wieder hinten rechts. Da landet die Laune dann auf dem Nullpunkt. Also anhalten, Gefahrenstelle markieren (natürlich afrikanisch mit Ästen, siehe auch Artikel „Afrikanischer Straßenalltag“), Fahrräder losmachen, Ersatzreifen runter, Wagen heben, kaputten Reifen ab, neuen Reifen drauf, alten Reifen wieder auf dem Heck befestigen, Fahrräder drauf und weiterfahren. So weit, so einfach. Aber in der Praxis ist alles etwas schwieriger. Der Schweiß rinnt bei rund 30 Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit schon nach den ersten fünf Minuten. Beim Losmachen der Fahrräder fällt der ganze Staub der letzten Kilometer von den Rädern. Alles ist dreckig, wir natürlich auch. Der Reifen ist schwer und muss daher mit dem Flaschenzug von Halter gehoben werden. Wir schwitzen und fluchen und plötzlich stehen, wie eigentlich immer in Afrika, die ersten Zuschauer neben uns. Was für uns gerade Stress ist, ist für zwei kleine Jungs höchst interessant. Schüchtern stehen sie da und gucken uns zu. Tom liegt unter dem Rhino und ich als Hilfsmechaniker bin gerade arbeitslos. „Es ist echt zum kotzen, immer dieses Abbauen der Fahrräder, wenn man doch eigentlich schon genug Stress hat. Braucht kein Mensch!“ denke ich. „Warum haben wir die blöden Dinger überhaupt dabei?“ – na ist doch ganz klar, weil wir zur Insel Pemba mit den Rädern wollten. Und da waren wir doch auch schon. Vielleicht brauchen wir die Räder ja gar nicht mehr?
To make a long story short – mit Hilfe unseres portugisisch sprechenden Freunds Mark (Mark und Dela aus Deutschland, unterwegs mit einem Landcruiser) frage ich die beiden Jungs, ob sie vielleicht ein Fahrrad gebrauchen können. Wer jetzt denkt, dass die Kinder jetzt laut „Sim“ (Ja auf portugisch) rufen, liegt falsch. Mit großen Augen schauen sie uns an und kaum ein Wort kommt über ihre Lippen. Also baue ich die Sättel niedriger und mache den Lenker fest, während Mark bereits die erste Fahrstunde auf dem Rad gibt. Wie soll jemand auch Fahrrad fahren können, wenn er oder die Familie kein Rad hat.
Ich klebe noch zwei Go-to-Afrika-Aufkleber auf die Sättel, wir machen noch ein paar Fotos und in der Zwischenzeit hat Tom auch schon den Reifen gewechselt. Als wir sind fertig sind, schieben die Jungs, jetzt endlich strahlend, die Fahrräder nach Hause. Sie winken und rufen „Obrigado“ (danke auf portugisch) und wir fahren weiter und hupen.
Auf der Weiterfahrt denken wir die ganze Zeit an die beiden und es ist ein gutes Gefühl keine Fahrräder mehr zu haben. Wegen der eventuellen nächsten Reifenpanne, aber auch wegen zwei glücklichen Jungs.
Was ist denn portugisch für eine Sprache????:-)
Sehr schöne Geschichte, da bekommt man Gänsehaut und freut sich mit Euch und den Kindern. Was hätten sie gesagt, wenn es Mädchen gewesen wären? Na??????
„obrigada!“ 🙂
muitos saludos cordiais e bom viagem!
Birgit
Das muß ja für die Jungs wie Weihnachten und Ostern zusammen gewesen sein. Die glauben bestimmt immer noch nicht, dass sie die Fahrräder behalten dürfen. Tolle Geschichte. Dann habt Ihr ja jetzt Platz für ein Motorrad hinten drauf. Kleiner Spaß am Rande. Also weiterhin viel Spaß und möglichst keine Panne mehr.
Schöne Grüße von
Johannes
Ja auch ich hatte eine Gänsehaut beim Lesen von diesem Reisebericht. Ja vielleicht macht Ihr in 10 Jahren nochmal eine Reise dort hin und findet die Fahrräder noch in dieser Gegend als Transportmittel wieder.
Naja schöne Reise noch …………….. Bis bald Rita