Was machen die Beiden eigentlich den ganzen Tag?

23 Nov

Bericht von Dag

Sicherlich habt Ihr Euch schon mal gefragt, was wir während unserer Reise so jeden Tag machen.

Sonnenaufgang ist morgens gegen 6 Uhr. Auf unserer deutschen Funkuhr ist es dann noch 4 Uhr, denn die hat bis vor einiger Zeit noch Funksignale empfangen. Meist wachen wir aber ohne Wecker so gegen 6.30 Uhr auf oder werden auch schon mal durch „You-you-Rufe“ von Kindern geweckt. Diese sind häufig schon in aller Frühe mit ihren Schafen und Ziegen unterwegs und dann steht da auf der Wiese so ein „außerirdisches Raumschiff“. Da muss man doch mal gucken, was da so los ist. Gegen 7 Uhr stehen wir beide auf.

Morgens um 7...

 Tom geht dann zuerst ins Bad und ich mache schon mal Frühstück. Bis vor einer Woche gab es sogar noch die gute Lätta zum Frühstück – die ist nun aber alle, du Schuft. Zum frischen Kaffe aus der 12V-Maschine gibt es dann einen Mangosaft, den man hier überall kaufen kann und frisches Obst. Auf das sehr leckere äthopische Weißbrot gibt es heimische Brombeermarmelade, Honig, Käse oder auch einmal ein Ei.

Frühstück

So gegen 8 Uhr bin dann auch ich gewaschen und wir sind startklar.
Los geht es dann häufig über recht gute Schotterpiste oder auch Asphaltstraße. Wenn nicht Riesenlöcher in der Straße sind, hält sich die Rappelei in Grenzen, häufig ist aber ein ganz feiner Staub überall in der Wohnkabine (inklusive in den Schränken, wobei ich gar nicht verstehe wie das geht). Gegen 10 Uhr knurrt meist unser Magen ein wenig und wir suchen uns ein nettes Plätzchen neben der Straße. Gerade noch menschenleer, versammelt sich dann mit großer Sicherheit mindestens eine Handvoll Menschen in erwartungsvollem Staunen um unseren Rhino. Wir trinken dann meistens einen Kaffe und essen einen Keks und fahren, bevor uns die Meute zu groß wird, weiter.

Mittagsrast

Ihr ahnt es bereits, der nächste Stopp ist für den Mittagshunger. Den verlegen wir hier häufig in eine kleine Stadt oder ein Dorf, wo wir uns dann eine Bar aussuchen, um Mittag zu essen. Dort gibt es eigentlich nie eine Karte und mit den Englischkenntnissen der Bedienung ist es auch nicht besonders gut bestellt. Daher ist unsere Bestellung meist sehr einseitig. Ein Sandwich, Nudeln oder das äthopische Injera-Gericht gibt es aber immer. Zusammen mit zwei Getränken und zwei Kaffe kostet uns das in der Regel rund 60 Birr, was etwa 3 Euro entspricht. Danach gehen wir im Dorf noch ein wenig Vorräte auffüllen, wie zum Beispiel Brot oder Obst kaufen. Die Einkaufssituation ist recht einseitig, daher bin ich froh, dass wir noch Vorrat in der Kiste haben aus Deutschland. Damit und den regionalen Produkten, lässt sich eigentlich ganz gut kochen. Sobald wir den Markt betreten, sind wir natürlich wieder DIE Attraktion. „faranji-Rufe“ (Ausländer) und auch entsprechende Preise begleiten uns. Klar, das wir immer ein wenig mehr zahlen müssen, aber manchmal treiben die Händler es wirklich zu bunt. Man kann es ja mal versuchen… Mittlerweile haben wir aber schon ein Gefühl für die „richtigen“ Faranji-Preise. Nachdem alles im Rhino verstaut ist, geht dann die Fahrt weiter.

Ab 16 /16.30 Uhr fangen wir an, einen Platz für die Nacht zu suchen. Das ist hier leider nicht immer ganz einfach. Äthopien ist stark besiedelt und ein ruhiges Plätzchen für die Nacht nicht leicht zu finden. Campingplätze gibt es hier gar keine. Da es hier kaum Individualverkehr gibt, gibt es auch wenig Feldwege abseits der Straße, denn wer hier weiter auf dem Land wohnt, kommt mit dem Esel oder Fuß bis zur nächsten Straße. Bis etwa 18 Uhr sollten wir dann einen Platz gefunden haben, denn nach Sonnenuntergang wird es schlagartig dunkel. Ist bis dahin kein Platz gefunden, so ist die Notlösung die Übernachtung auf einem Hotelparkplatz. Da stehen wir dann sicher bewacht und übernachten im Rhino. Manchmal ist im Parkpreis von 5-10 Euro dann sogar noch eine Dusche drin. Angekommen scheckt Tom meist noch das Fahrzeug, während ich nach hinten verschwinde und schon mal für die Wohlfühlatmosphäre und das Abendessen sorge. Meist ist wieder irgendetwas runter gefallen oder der Inhalt der Schränke hat sich ein wenig „durchmischt“. Wir hatten allerdings auch schon mal eine Dose Ziegenkäse in Lake, die auf Marmelade im Kühlschrank ausgerutscht ist und sich dann herrlich vermischt hat…:-((( Abendessen besteht wie gesagt aus Vorrat und frischen Zutaten und bis jetzt sind von meinem Mann noch keine Klagen gekommen. Beim Essen spricht man ein wenig über den Tag und danach steht das gemeinsame Spülen auf dem Programm. Es folgt Zeit „zur freien Verfügung“.

Zur freien Verfügung

Die Tour für den nächsten Tag wird geplant, wir lesen oder an besonders schönen Plätzen machen wir dann ein Feuer. Dazu knabbert man die letzten Haribos oder Chips. Besondere Abende sind dann die, an denen wir andere Overlander treffen oder wir in einem nahen Dorf essen gehen.  Bald aber wird man müde, denn ob ihr es glaubt oder nicht, solche Tage sind echt anstrengend. Gefühlt sind es dann „bestimmt schon 11 Uhr“ und man ist dann häufig genug erstaunt, das die Uhr im Rhino umgerechnet erst 21.30 Uhr (Funkuhrzeit plus 2 Stunden:-))zeigt. Dann wird es Zeit zum waschen, Zähne putzen und dann freuen wir uns auf unser echt gemütliches Bett mit richtigem Bettzeug! Dann noch ein oder zwei Seiten lesen, Licht ausmachen und wenn dann nicht wieder Mitternachtsmesse im Dorf ist, die Hunde bellen, die Hyänen jaulen oder irgendein Esel lautstark sein Interesse an der Nachbar-Eselin verkündet, schlafen wir wunderbar bis zum nächsten Morgen. Sonnenaufgang ist morgens gegen 6 Uhr…

4 Antworten zu “Was machen die Beiden eigentlich den ganzen Tag?”

  1. Gerd 23. November 2010 um 21:27 #

    Hallo Dagmar, Hallo Thomas,

    nach langer Zeit greife ich mal wieder ins Geschehen ein: Wieder einmal ein sehr authentischer Bericht, der uns Stubenhockern einen lebhaften Eindruck von Eurer Tour vermittelt. Es macht einfach Spass den Blog zu verfolgen.

    Ein klein wenig neidisch bin ich schon. Während uns der Alltag mit den kleinen Katastrophen und Highlights (Marion kann mehr davon berichten) auf Trapp (oder auch nicht) hält, erlebt Ihr jeden Tag ein neues Abenteuer.

    Weiterhin gute Fahrt!
    Gerd

  2. Ingo 23. November 2010 um 23:01 #

    Ha Ferengi, ich wußte es! Die gibt es auch in der ganze Galaxie. Der Ferengi-Mann auf dem zweiten Bild sieht allerdings eher aus wie der junge Jack Nicholson.
    Wollen die Kinder in Äthiopien auch Stifte oder Kohle? Und wenn ja: Gebt ihr was?
    Jetzt verstehe ich, warum ihr um 7 Uhr im „Urlaub“ aufsteht – wenn man schon um 10 im Bett ist…

    PS: Ich esse ein Gummibärchen für euch mit, OK? 🙂

  3. Rolf 24. November 2010 um 12:51 #

    Hallo Dagmar, hallo Thomas!
    Der ganz normale „Alltagsbericht“ vermittelt uns Hiergebliebenen Viel über Euer Alltagsleben. Ihr seid
    schon wirkliche Glückspilze. Ne Menge Spass weiterhin.
    Rolf.

  4. Jürgen 25. Januar 2011 um 04:26 #

    Macht Euch da nichts draus: das mit dem Schränke-/Fächer-/Kühlschrank-Packen ist alles eine Frage der Übung. Nach spätestens ’nem Jahr fällt nicht mehr soviel um, die zerbrechlichen Dinge sind alle schon zerbrochen, und jede(r) erinnert sich daran immer eine Hand an den Schlitz zu halten wenn eine Schranktür nach der Fahrt geöffnet werden muss (um die ersten rauspurzelnden Gestände aufzufangen)… Alles ’ne Frage der Routine!

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