Der heutige zweite Teil unseres „Abenteuers abseits der Zivilisation“ (a.k.a. Pistentag) war alles in allem eher eine Enttäuschung. Zu harte und zu lange Piste, zu eintönige Landschaft und zuviel Sand… Aber immer der Reihe nach:
Bei der morgentlichen Toilette in unserer Herberge in „the middle of nowhere“ fällt mir auf, dass es, obwohl sich offensichtlich nur alle paar Wochen ein Gast hinhin verirrt, 4 Duschen und 5 Klos gibt. Allerdings alle in einem ziemlich erbärmlichen Zustand. EINE ordentliche Dusche und EIN akzeptables Klo wäre wohl irgendwie besser. Aber wir wollen den Marokkanern mal nicht in ihre Nasszellen-Planung reinreden… Zum Glück haben wir alles, was wir brauchen, auch im Rhino, da macht die Morgentoilette doch gleich mehr Spaß!
Überraschenderweise bezahlen wir für den Stellplatz im Wüstenfort für eine Nacht ca. 5 € (50 Dirham). Für Marokkanische Verhältnisse ein stolzer Preis! Hatten wir doch in den zwei Nächten davor auf einem recht guten Campingplatz mit 1A Lage (direkt am Erb Chebbi), sauberen Klos, warmen Duschen und kostemlosem (!) WLAN nur ca. €3 pro Nacht bezahlt (für 2 Personen und das Fahrzeug).
Wir fahren dann nach den Frühstück im Rhino recht zeitig los (ca. 9 Uhr) und verfahren uns nach ca. 1 h erstmal in einer weiten Wüstenebene. Dank GPS wissen wir wenigstens, dass wir falsch fahren, aber die nächsten 2 Wegpunkte erweisen sich als ein wenig schwieriger zu finden als sonst.
Im Gegensatz zur „normalen“ Strassennavigation („hinten der nächsten Düne scharf links einbiegen in die Sahara Chaussee…“ – gibt es in Afrika nicht…) benutzen wir nämlich eine „Offroad-Navigation“. Dort gibt man (z.B. am Vorabend bei der Routenplanung) an markanten Stellen Wegpunkte ein (GPS-Koordination), die man dann sozusagen abfährt. Die einzelnen Wegpunkte können aber schon mal 10 km voneinander entfernt liegen, und auf der direkten Vebindung zwischen den beiden liegen vielleicht Berge oder ein unüberwindlicher Sanddünen-Gürtel…
So auch bei uns. Es gab genau EINE Stelle, wo man die Sanddünen relativ gefahrlos überwinden konnte, und diese Auffahrt mußten wir erst mal finden – es war nämlich KEIN GPS-Wegpunkt. Allerdings ist uns dies dann nach ca. ½ h herumirren in der Wüstenebene auch geglückt und das war ja auch ganz spaßig (d.h. lehrreich).
Unmittelbar hinter der Auffahrt über den Dünengürtel mußten wir dann ein ca. 30 m breites Feinsandfeld überwinden, und leider haben wir nur 28 m davon geschafft, bevor die Karre stecken blieb…. Also: eine prima Gelegenheit, endlich mal die flammenneuen Fiskars-Sandschaufeln auszuprobieren! Da ich vorausschauenderweise zu Hause gleich zwei Schaufeln gekauft habe, darf Dagmar beim Sandschaufeln auch mit ran !
Aber so richig feiner Sand schaufelt sich ganz leicht, und nach nur ca. 2 min haben wir unserem Rhino die noch fehlenden 2 m freigeschaufelt und er fährt sich dann im nächsten Versuch auch wieder frei. Erfolgserlebnis!!!
Es folgen noch ein paar Sanddünen, die aber leicht zu umfahren sind und dann erfreulicherweise eine ca. 10 km lange Ebene mit fast TOPF-EBENER Oberfläche – da kann man es je richtig fliegen lassen, was in unserem Fall max. 50 km/h heißt. (Warum nur 50? Lies den vorherigen Tagebucheintrag…)
Dies war aber leider nur die Vorbereitung auf die nun noch folgenden restlichen ca. 50 km. Diese bestehen nämlich aus einer knüppelharten, wirklich zermürbenden und materialmordenen Steinpiste, die wir mit max. 15 – 20 km/h überfahren können. Dauert also ungefähr 3 h für 50 km und ist TOT-langweilig. Außerdem meint man in fast jedem Moment, dass am oder im Auto was abfällt oder der ein oder andere Reifen den Geist aufgibt. Ist aber nichts passiert von alle dem – jedenfalls nichts Wesentliches, wie wir bei unserer Ankunft in Zagora auf dem Campingplatz um ca. 15 Uhr feststellen. Trotzdem: diese letzten 50 km fahren wir NIE MEHR und empfehlen sie auch niemandem anders.
Hinzu kommt, dass wohl gerade ein Tiefausläufer über Marokko hinwegzieht, der im Norden (nördlich des hohen Atlas-Gebirges) Regen mit sich bringt und im Süden (da wo wir gerade sind) einen ziemlichen Sturm, der in der Nähe der Sahara natürlich im wahrsten Sinnes des Wortes eine ganze Menge Staub aufwirbelt. Ist zwar kein „richtiger“ Sandsturm, aber immerhin ist so viel Staub und Sand in der Luft, dass der Himmel ganz gelb wird, man die Sonne nicht mehr sieht und dafür den Sand zwischen den Zähnen knirschen hört .
Gegen Abend läßt der Sturm aber netterweise nach, so dass wir von unserem Campingplatz nach ins Städtchen Zagora spazieren können, dort im Internet-Cafe erfolglos versuchen unseren letzten Reisebericht hochzuladen (klappt irgendwie nicht richtig) und uns danach in einem netten Garten-Restaurant mit einem köstlichen 3-Gänge Menue verwöhnen lassen. Bismilla!
Hallo,
also bei Ibrahim von Ocean des dunes ist es ja auch besonders nett, sauber und äußerst preiswert, und erst noch das Essen!
Leider ist das kein Maßstab fürs ganze Land.
Wir sind derzeit nicht auf Reisen sondern im Wintereinbruch im Allgäu.
Gute Weiterreise südlich des Äquators wünsche ich
LG Hans