Montag, den 20. April 2009, Bericht von Dagmar:
Muss man mal erlebt haben!
…so kann man unsere Strecke zwischen Kagbeni und Jomson beschreiben. Bei ca. 35 Grad wandern 10 deutsche Irre einen halben Tag durch ein riesiges Flussbett und brechen sich ständig fast die Gräten an den Steinen.
Ankunft in Jomson. Ich hatte mir so viel davon versprochen. Aus Berichten „kannte“ ich die Stadt und doch erwartete uns nicht die Magie einer Stadt, die Start für soviele Expiditionen war, sondern nur eine nüchterne, staubige Stadt mit Flughafen.
Mittagessen. Danach Start zu unserer „Expedition“. Zwei Jeepkopien von Mahindra werden auf dem Dach mit unserem Gepäck beladen.
Dann erfolgt die Verteilung der Passagiere. 2 Fahrer, 6 Sherpa, 2 Führer und 10 Gäste – das sind pro Fahrzeug 10 Personen. In Nepal funktioniert das. Also fahren wir los, raus aus der Stadt über Marpha, Tukuche nach Ghasa. Die Strasse gibt es erst seit 3 Jahren. Wer nun aber eine asphaltierte Strecke erwartet hat, liegt falsch. Die alte Handelsroute durch das Kali Gandaki – Tal war früher der Transportweg zwischen Tibet und Nepal, auf dem Salz aus demTibet und Reis und Gerste aus Nepal transportiert wurde. Seit der Besetzung Tibets durch China 1959, kam der Handel völlig zum Erliegen. Aufgrund der geologischen Situation werden feste Brücken nur vereinzelt möglich sein. Das bedeutet, dass uns nun eine anstrengende Fahrt von 3 Stunden für 27 Kilometer erwartet, auf der es durch Bachläufe und über übelste Wege mit großen Steinen geht.
Tom und ich sitzen vorne neben den Fahrer auf der linken Seite, denn in Nepal herrscht Linksverkehr. Aus dem Lautsprecher schallt laut nepalische Musik und während der nächsten 3 Stunden werden wir feststellen, dass unsere Fahre nur diese ein Kassette besitzt. Hinter uns sitzen Konrad und Angelika, unsere Reise-Senioren. Holperend geht es zur ersten „Flussdurchquerung“. Von der Rückbank kommt ein stöhnendes „Jesses Maria“ und nach erolgter Durchfahrt eine Geschichte die mit “ also damals im Pantanal…“ anfängt. Ist recht lustig und Tom und ich zwinkern uns zu, wenn wir das nächste Schlagloch sehen und das nächste „Jesses Maria“ erwartenen. Uns macht es richtig Spass, denn die Strecke wären wir auch gerne mit dem Landy gefahren.
Der Klopfer des Tages ist allerdings ein kurzer Stopp in Kalopani, wo uns Janbu mitteilt, dass man von hier aus eigentlich den Anapurna 1 sehen kann. Aufgrund von Wolken war aber leider nichts zu sehen. Dann kommt von der hinteren Sitzbank „Wo muss ich denn gucken? Rechts oder links?“ Zur Erklärung warum Tom und ich fast aus dem Auto gefallen wären, ist zu sagen, dass wir seit rund 10 Tagen um das Anapurna-Massiv latschen und die 8000er immer links von uns sind. Aber wer weiss, vielleicht haben die Yeties die Berge ja über Nacht versetzt.
Angekommen in der Lodge, stellt sich heraus dass die Gruppe unter „Ermüdungserscheinungen“ leidet und die Leidensfähigkeit nachlässt. „Ich kann kein Zimmer im ersten Stock haben, da ist es soweit bis zum Klo“. „Aber im neuen Haus sind die Zimmer viel schöner“. Uns gefällt unsere Doppelbett-breite Schachtel. Wenn sich Britta und Sabine in der Schachtel nebenan umdrehen, hat man allerdings das Gefühl, sie liegen mit bei uns im Bett.
Nett ist auch der Schrei unseres weiblichen Reise-Oldies, der quer durch das Haus hallt. Alexa und ich eilen herbei. „Dieses Tier lag unter meinem Kissen!“ Sie hält uns ein Wesen, gehüllt in eine Plastiktüte hin. Langsam öffnet sie die Hand. Drin sitzt eine kleine 4 cm große Kakerlake. „Ach so ne Kakerlake“ sagen Alexa und ich aus einem Mund. Unverständlicher Blick auf der anderen Seite. Ich glaube in den Augen unserer Reiseseniorin sind wir echte Freaks. Am nächsten Morgen haben wir dann auch noch Zimmerbesuch: eine Gottesanbeterin auf dem Kopfkissen und eine fette, haarige, streicholzschachtelgroße Spinne die in meinem Halstuch geschlafen hat.
Man kann einiges erleben in Nepal und mit unseren Mitreisenden.
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