Archiv | Januar, 2008

Am Rande der Sand-Wüste

8 Jan

Heute (Dienstag, der 8. Jan) sind wir nun am Rande der Sand-Wüste angekommen. Der Erg Chebbi ist das größte zusammenhängende Sanddünen-Gebiet in Marokko. Wir haben hier direkt am Rande der Dünen einen sehr schönen Camping-Platz gefunden und werden hier wohl 2 Tage bleiben.

Da aber vielleicht der eine oder die andere unter Euch seit dem Schneesturm im Mittelatlas etwas dem Überblick verloren haben, hier noch mal eine kurze Zusammenfassung unserer Reise-Route der letzten 2 Tage:

Vorvorgestern waren wir über Casablanca und Marrakesch in den hohen Atlas gefahren. Da es für eine Paßüberquerung abends schon zu spät war, haben wir dann in dem Berg-Dorf Taddert im „Hotel Economique“ übernachtet.

Tags drauf (also vorgestern) sind wir dann über den Pass Tizi-n-Tichka gefahren (2260 m) und dann runter Richtung Quarzazate. Zufällig war an dem Tag auch der Marokkanische König zu Besuch in Quarzazate, so dass wir den Ort unter voller Beflaggung erleben durften. Dann sind wir auf die „Strasse der Kasbahs“ Richtung Ar-Rachidia eingebogen. (Nach Ar-Rachidia wollten wir eigentlich ja auch schon über den Mittel-Atlas, aber da sind wir ja im Schnee stecken geblieben…).

Auf der „Strasse der Kasbahs“ haben wir uns zuerst die alte Kasbah von Äit-Banhaddou angeschaut, die ein UNESCO-Weltkultur-Erbe ist, weil so gut erhalten. Danach haben wir uns die Dades-Schlucht angeschaut, wo wir auch übernachtet haben. Das Hotel dort war bisher das beste Hotel. Klein und geschmackvoll eingerichtet, super-nette Gastgeber, ein nettes kleines Zimmer mit Ofenheizung, abends ein tolles 3-Gänge Menü und morgens ein leckeres Frühstück, und das alles für 16€ pro Nase. Da konnte man wirklich nicht meckern.

Gestern sind wir dann von dort aufgebrochen und haben uns die Todra-Schlucht gleich um die Ecke angeschaut. Das war uns aber ein bisschen zu touristisch dort, zu viele Souvenir-Händler usw. Allerdings haben wir in der Mittagspause in dem Flussbett der Schlucht zwei nette Pärchen aus Bochum kennen gelernt, die auch mit Geländewagen unterwegs waren und sich in Marokko schon ganz gut auskannten. Das war eine sehr nette Pause und wir haben eine Menge nützlicher Tipps bekommen. Dann weiter bis zu dem kleinen Ort Goulmina, wo wir wieder auf einem Camping-Platz übernachtet haben. Dort waren wir gestern auch im Internet Cafe. Heute Morgen habe ich dort für 20 Cent ein Brot gekauft (und eine schwarze Plastiktüte dazu bekommen – kleiner Witz nur für treue Leser unseres Reise-Tagebuchs). Alles in allen ein sehr schöner und auch relativ sauberer Ort, wie fast alle Orte hier im Süden viel gepflegter und sauberer als im Norden Marokkos sind.

Heute Mittag sind wir dann von Goulmina aufgebrochen und über eine sehr schöne Offroad-Piste Richtung Erfoud gefahren. Eine kleine Fluss-Durchquerung war bei der Offroad-Piste auch dabei, das hat besonders viel Spaß gemacht. Heute am Nachmittag sind wir dann in Merzouga am Rande des Erg Chebbi angekommen und haben einen sehr guten Camping-Platz gefunden. Hier werden wir wohl 2 Tage bleiben.

Unsere GPS-Koordinaten sind Nord 31Grad 11 Minuten und West 4 Grad und 2 Minuten (für Google Earth).

Inzwischen ist es auch (wenigstens tagsüber) wesentlich wärmer geworden und wir haben hier einen sehr schönen Urlaub. Morgen geht dann die „Camel-Trophy“ los, entweder mit dem Landy oder auf dem Rücken von echten Dromedaren 
Liebe Grüße und As salâmu alekûm!

Dagmar & Thomas

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Hotel Economique

6 Jan

Nachdem wir nach dem ersten Abend in Tanger das Gefühl hatten, dass wir uns Marokko „von oben“ nähern, können wir nun mit Fug und Recht behaupten, dass wir mal wie die „normalen Marokkaner“ übernachtet haben (hoffen wir zumindest)…

Also: gestern Morgen sind wir ja in Casablanca losgefahren und über die Autobahn ziemlich schnell bis Marrakesch vorangekommen. Dann weiter ins Gebirge, der Pass über den hohen Atlas war tatsächlich geöffnet. Wir entschließen uns allerdings, da wir um 17 Uhr gerade bei der „Barrage des Neige“ sind (also der Schneepflug-Station) und es langsam dunkel wird, uns an Ort und Stelle (auf 1600 m Höhe) ein Hotel zu suchen. Sehr groß ist die Auswahl allerdings nicht – es gibt nur eins – die „Auberge des Noyers“.

Unser Reiseführer-Buch hatte ja behauptet, dass das Hotel „für das gebotene zu teuer sein“ – Doppelzimmer ohne Frühstück pro Person 5 € 

Nach einer Nacht im Hotel würden wir dem Reiseführer tendenziell zustimmen – das war wirklich eine Absteige ohne Worte… Es gab zwar elektrisches Licht auf dem Zimmer, außerdem fließendes Wasser und sogar ein Bidet (!!!), aber der Zustand des Zimmers war doch unter aller Kanone. Außerdem war das Zimmer unbeheizt und deshalb wirklich schweinekalt – eigentlich konnte man es nur im Schlafsack aushalten, ohne zu zittern. Das Bett bog sich in der Mitte durch wie eine Hängematte und die Kopfkissen waren hart wie Stein.

Aber der Höhepunkt waren Klo und Dusche auf dem Flur: beim dem Anblick (und Geruch) habe ich mich wirklich gefragt, ob ich mich vor dem Urlaub eigentlich auch gegen die Krätze habe impfen lassen…

Na ja, irgendwie haben wir die Nacht dann doch überlebt (ich gehe jetzt hier nicht weiter ins Detail)… Morgens um 7 Uhr waren wir dann froh, endlich aufstehen zu dürfen. Schnell noch ein leckeres Frühstück im einzigen Cafe vor Ort (Kaffee, Omelette und leckeres frisch gebackenes Brot für 5€ für 2 Personen). Dagmar fragte doch im Ernst, ob wir das Frühstück nicht „auf der Terrasse“ einnehmen wollen – bei ca. 2 Grad Außentemperatur an der Durchgangsstrasse!!! Ich zog da den natürlich nicht geheizten Gästeraum vor, da ist der Kaffee wenigstens nicht gleich wieder eingefroren!

Die Fahrt über den Pass und runter in die Wüste hinter den Bergen war dann sehr unproblematisch und schön. Haben auf dem Weg zu einer sehr schönen alten Kasbah die ersten 6 km „Offroad“ hinter uns gebracht. Der Landy war da ganz in seinem Element und fährt abseits der Strasse einfach super.

Die ersten Kamele waren dann auch dabei und zwischendurch wurde es dann schon richtig warm – endlich! Allerdings sind wir dann gegen Abend wieder Richtung Berge abgebogen, weil wir uns morgen die Daades-Schlucht ansehen wollen. Spätestens als wir wieder Kinder sahen, die gerade eine Schneeballschlacht veranstalteten, haben ich meine Liebe dann nochmals gefragt, ob sie die nächste Nacht WIRKLICH auf dem Camping-Platz übernachten wolle? Sie wollte zwar eigentlich campen, aber ich konnte Sie davon überzeugen dass es im Hotel doch auch ganz nett sein könnte, trotz der apokalyptischen Erfahrungen in der Nacht zuvor.

Schlussendlich haben wir dann auch noch eine SEHR nette Herberge gefunden, in einem neuen Berberhaus, welches alt aussieht aber trotzdem sehr schöne Zimmer mit Ofenheizung und heißer Dusche zu bieten hat.

Da wir zurzeit die einzigen Gäste sind, hat der Chef du Cuisine heute Abend ganz lecker nur für uns gekocht (3 Gänge) und danach durften wir noch der „Hausmusik“ vor dem Kamin lauschen (Berber Free Jazz  ).

Liebe Grüße und As salâmu alekûm!

Dagmar & Thomas

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Der Sonne entgegen

5 Jan

Gestern abend nach ewigem Suchen in der Dunkelheit endlich einen Campingplatz gefunden (vor Casablanca). Die freundliche Campíngplatz-Frau hat uns dann sogar noch den Schlüssel zu einem separaten Raum mit Dusche und WC gegeben.

Es schläft sich schon ein wenig besser, wenn einem morgens die Sonne in der Dachbox weckt! Warm geduscht. Danach alle nassen Sachen vom Vortag in der Sonne getrocknet. Spaziergang zum Meer. Das Unwetter der letzten Tage zeigt sich auch hier noch in riesigen Brechern, die auf den Strand donnern. Außerdem ist wohl einiges an Erdreich abgetragen worden, das Wasser ist ganz rot.

Danach Richtung Marrakech auf der nagelneuen Autobahn. An der Tankstelle können wir klären, dass der Pass durch den hohen Atlas hier geöffnet ist. Angeblich soll man für die 150 Kilometer 11 Stunden brauchen. Also der Landy ist zwar nicht der schnellste, aber so langsam dann doch nicht. Fahren in Anbetracht der späteren Stunde nur bis Taddelt auf 1650 m Höhe. Laut Reiseführer „nettes Dorf“ mit EINER Übernachtungsmöglichkeit. O.k. Übernachtungs“möglichkeit“ stimmt. Es gibt an der Straße ein paar Stände mit Wasser und Lebensmittel, zwei Geschäfte mit Mineralien, die hier gefunden werden. Ein paar Schlachtereien mit Direktverzehr – „MC Donald to go a la maroccain“.

Wir beziehen erst einmal unsere Auberge (siehe Foto) allerdings mit den eigenen Schlafsäcken. Es ist nämlich immer noch ziemlich kalt. Dann shopping. Tom verhandelt wie ein Berber und kauft schließlich zwei Kristalle für die Jungs und für zwei Kamele (nein keine echten, sondern aus Stein) muss er morgen um 9.00 Uhr sein Hemd abgeben. Danach gehen wir ins beste Restaurant der Stadt und treffen dort die einzigen „Fremden“ (2 Schweizer) der Stadt, die uns schon vorher aufgefallen waren. Netter Abend mit Smalltalk über Reisen und das Klettern.

Auf dem Zimmer erst mal im Schlafsack wieder auf Betriebstemperatur bringen und diese Zeilen für das Tagebuch schreiben. Morgen wollen wir dann früh los über den Pass.

Gute Nacht! DAG

Endstation Mittel-Atlas

4 Jan

Die für heute geplante große Sahara-Offensive ist leider schon im Mittel-Atlas wegen der unbarmherzigen Härte der Wüste grandios gescheitert. Allerdings Schnee-Wüste! Und dann auch noch im Mittel-Atlas… Das mit dem Hohen Atlas (4000 m hohe Berge) nicht so scherzen ist, wussten wir ja schon – aber der Mittel-Atlas („nur“ 3000 m hohe Berge)? Einfach unglaublich… Aber nun wie immer – erst mal ganz von vorn:

Wegen Dauer-Regen und Kälte in Fes wollten wir so schnell wie möglich ins Warme (d.h. ab in die Wüste). Der kürzeste Weg dahin führt von Fes mitten durch den Mittel-Atlas nach Midelt und dann durch einen Rand-Streifen vom hohen Atlas nach Ar-Rachidia. So weit ganz einfach und an einem langen Fahr-Tag auch gut zu schaffen.

Morgens geht es erst mal unerfreulich damit los, dass das Auto mal wieder nicht anspringt, wegen Batterie-Schwäche. Wahrscheinlich haben die beiden 50 Ah-Batterien, die ich unmittelbar vor der Reise eingebaut hatte, vorher schon bei Dagmar 5 Jahre in der Garage gelegen ? Und mein toller, ebenfalls frisch-eingebauter Batterie-Wächter (ein Abschalt-Relais, welches die Batterie bei Spannung kleiner 12 V abschalten und so vor Tiefentladung durch Kühlbox, Standheizung und Wechselrichter schützen soll), tut es offensichtlich auch nicht. Also heißt es mal wieder anschieben, was zu drei Mann (und Dag am Steuer) auch mal wieder gut klappt. Hoffentlich geht das jetzt nicht jeden Morgen so…

Die ersten 50 km in Richtung Gebirge kommen wir gut voran. Dann plötzlich vor uns eine Schlange von Autos und LKW, die vor einer Baustellenampel zu warten scheinen. Da stellen wir uns doch erst mal brav hinten an. Nachdem die fiktive Ampel nach 15 min immer noch nicht auf grün geschaltet hatte, fahren wir einfach mal an allen wartenden Autos vorbei vor und sehen ganz vorne mal nach dem Rechten. Offensichtlich macht man das in Afrika so, denn ganz vorne werden wir von einem warten Polizisten sehr freundlich begrüßt. Er erklärt uns, das die Strasse wegen Schnee gesperrt ist (unglaublich, da es hier immer noch wie aus Eimern regnet) und wir gerne ein paar Stunden warten können, evt. würde sie die Strasse dann wieder aufmachen. Warten ist ja in Marokko National-Sport, also machen wir gerne mit. Wir haben Glück, schon nach 10 min geht die Schranke auf und wir dürfen versuchen, den Schneepflug einzuholen. Das gelingt uns auch, nach ca. 30 min sind wir von allen Startern an der Schranke die ersten hinter dem Schneepflug und dürfen zur Belohnung dann die noch weitere 2 Stunden mit 30 km/h hinter dem Schneepflug herfahren. Hinter uns eine Karawane von weiteren 10 – 20 Fahrzeugen (schwer zu schätzen), die aber mit der Zeit erstaunlicherweise immer kürzer wird. Wir werden erst später verstehen warum.

Der Schnee wird immer höher (mindestens ½ Meter – oder noch höher?) und das Wetter immer schlechter – wir wundern uns, das der Fahrer des Schnee-Pflugs bei „White-Out“ Bedingungen überhaupt noch die zu räumende Strasse findet. Wir befinden uns auf einer Höhe von ca. 1800 Meter, aber es sieht aus wie auf dem Mond. Nach 130 km kommen wir dann endlich in Boulemane an. Wie wir feststellen müssen, ist dies die Schneepflug-Station (also der Umkehrpunkt des Schneepflugs) und damit unsere ENDSTATION! Ohne Schneepflug ist an ein Weiterfahren einfach nicht zu denken. Leider gibt es in diesem Nest aber auch kein Hotel, so dass wir uns nach ausführlichem Sondieren der Lage für die einfachste und sicherste Alternative entscheiden – mit der nächsten „Karawane“ hinter dem „14 Uhr Schneepflug“ wieder zurück dahin, wo wir hergekommen sind – nach Fes!
Gesagt, getan: wir dachten schon die Hinfahrt hätte mit 3 h lange gedauert, aber die Rückfahrt wird noch besser… Wir sind diesmal in der Mitte der Karawane von ca. 20 Autos und dürfen beobachten, warum die Karawane mit der Zeit immer kürzer wird – es schaffen einfach nicht alle! Nur die harten kommen in den Garten – d.h. am Ziel an. Die 25 Jahre alten 200er Mercedes sind natürlich standardmäßig mit abgefahrenen Sommerreifen an der angetriebenen Hinterachse bestückt, und das ist im Gebirge nicht wirklich lustig. Also: immer wenn ein Fahrzeug liegen bleibt, steigen die Insassen der 5 folgenden Fahrzeug der Karawane aus, diskutieren ein bisschen mit dem Pechvogel und dann wir gemeinsam geschoben. Das geht natürlich nicht unbegrenzt oft, so das dann irgendwann einfach überholt wird und die schwachen damit immer weiter nach hinten durchgereicht werden… (nennt man glaube ich Darwinismus).

Mit unserem Land Rover „4×4 Panzer“ haben wir dagegen natürlich gar keine Probleme und befinden uns schon fast wieder hinter dem Schneepflug, als dem LKW vor uns der Motor an einer GANZ engen Stelle abstirbt und auch nicht wieder angeht. LKW anschieben ist allerdings trotz vieler helfender Hände nicht ganz einfach – klappt einfach nicht. Der Schnee-Pflug hat nichts gemerkt und ist auch schon weg.

Da wir an dem gestrandeten LKW wegen der zu engen geräumten Strasse nicht vorbeikommen, richten wir uns geistig schon darauf ein, die Nacht im Schneesturm auf der Pass-Strasse hinter dem LKW zu verbringen. Als ich gerade am Rechnen bin, für wie lange wohl unser Treibstoff für die Standheizung unseres Landy reicht, naht die Rettung aus der entgegen gesetzten Richtung in Form eines Sahara-Expeditions-Fahrzeugs!!!

Das ist so ein Riesen-LKW von MAN mit mindestens 3 oder 4 angetriebenen Achsen und Reifen so groß wie sonst nur am Traktor. Sieht man öfters als Begleitfahrzeug bei der Rallye Paris-Dakar (dann allerdings im Wüstensand und nicht im Schnee). Dieses Viech schiebt sich einfach seitlich an dem vor uns gestrandeten LKW vorbei durch den Schnee (und hat dabei auch noch einen anderen PKW im Schlepptau) und planiert uns dadurch eine Rampe in den Schnee neben der Strasse, über die wir ebenfalls an dem Strandgut-LKW vorbei fahren können…

Der Rest der Reise bis wieder zurück nach Fes war dann ziemlich einfach?.

Und nun – wie kommen wir in die Wüste? Gemäß der alten Alpen-Weisheit „Wenn der Brenner zu ist, fahr halt über den Gross-Glockner“ haben wir dann heute kurzfristig umdisponiert und versuchen nun bei Marrakesch über den hohen Atlas zu kommen. Sind zwar „nur“ 600 – 700 km Umweg, aber was will man machen? Die Pässe sind dort zwar noch höher (2200 m) aber vielleicht besser geräumt? Ja, Ja, ist natürlich Wunsch-Denken… Wenn nicht, müssen wir ganz um das Atlas-Gebirge rumfahren (fast bis ganz ans Meer nach Agadir) und das wären dann über 1000 km Umweg ?

Heute Abend haben wir uns von Fes aus einfach mal auf die Autobahn geschwungen (sowas gibt es in Marokko nämlich auch), haben in den verbleibenden 3 Stunden ganz gut Strecke gemacht und sind nun auf einem Campingplatz am Meer kurz vor Casablanca.

Morgen geht es nach Marrakesch und dann sehen wir weiter!

Liebe Grüße und
As salâmu alekûm!

Thomas

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Königsstadt Fes

3 Jan

Hatten wir eigentlich schon mal was über das Wetter geschrieben? Wahrscheinlich denkt ihr, wir leiden hier bei 30 Grad und haben jeden Tag blauen Himmel. Weit gefehlt. So nass und so kalt wie heute war mir schon lange nicht mehr.

Die erste Nacht im Dachzelt verbracht – mit Eskimo-Schlafsäcken auch kein Problem. Morgens hat mein E-Techniker sich dann erfolgreich an der Bordelektrik versucht, Kühlbox läuft wieder (warum eigentlich, sind draußen doch auch nur 7 Grad). Kaum waren alle Sachen wieder im Auto eingebaut (Batterie ist nämlich unter dem Sitz) fing es dann an zu regnen, so ein wenig wie Weltuntergang. Als wir dann gegen 14.30 Uhr unseren Führer für Fes abholen wollten, keine Batterie mehr. Also die Wüstenfrau ans Steuer und 3 Herren schieben an. Na läuft doch. Elouafi, Vermieter auf dem Campingplatz hat sich angeboten uns die Stadt zu zeigen. Also erst einmal Rundfahrt um die Stadt und dann auf den Stadtberg, der Aussicht wegen. Welche Aussicht? Mein Fotografenherz hatte heute ganz schön zu leiden. Da ist man einmal für einen Tag in Fes und dann kein Licht zum fotografieren. Dafür schüttet es wie aus Eimern. Ist echt zum Mäuse melken! Weiter durch engste Tore, die gerade mal eine Hand auf jeder Seite breiter als der Landy sind, aber Tom fährt wie ein alter Marokkaner (nur die Mulisperre übersieht er für sich, dazu später mehr).

Erste Besichtigung: eine Mosaikwerkstatt. Auf dem Boden hocken Arbeiter die 6 Tage die Woche je 8 Stunden, kleine Fliesen zu Sternen und Ornamenten bearbeiten. Danach werden die Mosaikstücke auf den Kopf gelegt und von hinten vergossen, für Tische und dergleichen.

Dann Landy abgestellt und zu Fuß durch die Altstadt. Noch größer und verwirrender als die von Tanger. Es regnet wie verrückt. Immer schmaler werden die Gassen, manchmal nur knapp einen Meter. In den Hauseingängen harren Verkäufer von Zigaretten, Süßigkeiten und allerlei Krimskrams. Wir kommen durch die Gasse der Schneider, der Schreiner, der Kupferer und biegen dann in eine besonders schmale Richtung Gerberviertel ab, als sich Tom den Kopf an einer ca. 170 Meter hohen Stange den Kopf stößt. „Ha, ha, Maultiersperre“ lacht unser Führer. Vom Dach eines Ledergeschäftes können wir dann in die noch schwach erleuchteten Färberbottiche der Ledergerber schauen und versichern dem Verkäufer, dass Tom keine Schlappen in gelb in Schuhgröße 46 braucht. Na und wo waren wir noch nicht? Richtig, im Teppichgeschäft! Auch dieses besuchen wir, war aber zweifelsohne auch sehr interessant. Auch wenn wir wissen, dass man Teppiche entweder gaaanz klein falten kann zum mitnehmen und auch verschicken in die ganze Welt, haben wir doch keinen gekauft. Tom meinte halt, rosa würde bei uns nicht reinpassen. Letzte Besichtigung, der Antiquitätenhändler in den Räumlichkeiten eines alten Riad (Stadthaus), seit 4 Generationen und jetzt von der UNESCO geschützt. Alles sehr imposant.

Mittlerweile sind wir wegen Dauerregen so nass, dass wir im Wagen uns erst einmal trocken legen. Elouafi zeigt uns dann noch ein Restaurant, in dem wir dann essen gehen. Er verabschiedet sich, nicht ohne uns noch seine Handynummer zu geben, falls wir im Land einmal Probleme hätten, sollten wir Ihn anrufen. Essen heiß und gut: Tanjine mit Huhn und Salzzitronen und Oliven. Danach zurück zum Campingplatz der zur Hälfte unter Wasser steht. Überall Bäume abgeknickt und Äste. Relativ trocknes Plätzchen gesucht, Dachbox auf und dann früh ins Bett.

Wollen morgen bei Sonnenaufgang starten um durch das Gebirge zu kommen. Sind zwar nur gut 200 km, aber wahrscheinlich wird Schnee liegen.

Gruss DAG

REgen in Fes

Das Land der fliegenden Plastiktüten

2 Jan

Heute Tour von Tanger nach Fes. 300 km ohne Probleme. Sind nun auf dem Campingplatz bei Fes. Aber immer schön der Reihe nach…

Gestern Abend vom Hotel in Tanger aus vergeblich telefonisch versucht, ein Hotel oder Gästehaus (=Luxus-Pension) in Fes zu reservieren. War angeblich alles ausgebucht, außer das eine Gästehaus mit den Suiten zwischen 200 – 300 € pro Nacht und Person (!). Da dachten wir uns, das kann doch in der Nebensaison gar nicht sein, da fahren wir einfach mal hin und gucken selbst…

Also heute morgen ca. 11 Uhr der Versuch der Abfahrt in Tanger. Leider war unser Landy SO gut bewacht, dass wir selbst ihn nicht mehr raus gekriegt haben – da standen nämlich VIER andere PKW davor. Ich sagte dem Wächter dann, dass ich in 30 min noch mal vorbei kommen würde, bis dann sollte er unser Auto bitte freigeschaufelt haben. Er sagte natürlich: „No problem!“

Nach ca. 15 min bin ich dann mal den Arbeitsfortschritt kontrollieren gegangen. Zero, niente, gar nix – der hatte noch nicht mal angefangen  . Also habe ich mir erst mal in unseren Hotel Hilfe geholt. Unser Hotel-Boy hat dann ganz doll mit dem Park-Wächter geschimpft, und anschließend haben sie dann beide zusammen die anderen Autos weg geschoben, die unseren Landy zugeparkt hatten. Praktisch, dass die Autos alle weder einen Gang eingelegt hatten noch die Handbremse angezogen! Nur ein etwas neuerer Mercedes wurde mit Motorkraft ausgeparkt, allerdings offensichtlich von einem Fahrer, des das zum ersten Mal machte – es war deshalb wahrscheinlich so vorsichtig beim rangieren. Nach ca. 15 min war der Landy dann frei, unser Hotel-Boy hat noch mal ganz doll mit dem Wächter geschimpft und dann konnten wir abfahren!

Die ersten 150 km leider bei Sturm und Regen durch das Rif-Gebirge. Dabei festgestellt, dass die Marokkaner offensichtlich eine sehr lockere Beziehung zu ihrem Müll haben – der wird nämlich einfach rechts und links der Strasse entlang entsorgt. Besonders die ganz dünnen schwarzem oder weißen Plastiktüten, die man beim Einkaufen bekommt, wurden zumindest in der Nähe von Tanger ständig von Wind über die Strasse geblasen und verfingen sich dann zu hunderten (wirklich!) in den Bäumen und Sträuchern entlang der Strasse. Es sah teilweise so aus, als wären die Sträucher extra für uns mit Plastiktüten dekoriert worden…

Weitere Beobachtung auf dem Lande zwischen den größeren Städten: der Marokkaner an und für sich geht entweder zu Fuß, reitet auf einem Esel oder fährt Mercedes! Ca. 50% der Autos sind zwischen 20 und 30 Jahre alte Mercedes-Limosinen der 200er Reihe (die Taxis sowieso ALLE), und 99% der Lieferwagen sind Mercedes Sprinter Kastenwagen – kommen also aus Düsseldorf – unglaublich aber wahr!

Der zweite Teil der Fahrt (als wir aus dem Rif-Gebirge raus waren) dann wieder im Trockenen. Die Armut und der Dreck in den kleineren Städten entlang der Strasse sind nicht zu übersehen. Sieht fast so aus wie der Wilde Westen der USA Mitte des 19 Jahrhunderts, nur mit alten klapprigen Autos (und Eseln) anstatt Pferden.

In Fes sind wir dann direkt zu einem der beiden Camping-Plätze von Fes gefahren. Dagmar hat mich navigiert, und wir haben den gesuchten Platz direkt gefunden, ohne uns auch nur 1x zu verfahren. GROSSES LOB DER NAVIGATEUSE!!!

Der Campingplatz ist für Marokkanische Verhältnisse wahrscheinlich unglaublich luxuriös (mit sauberen Waschräumen und Duschen), wir uns Deutsche wahrscheinlich in die Kategorie „akzeptabel“ einzuordnen.

Leider wird es um diese Jahreszeit abends schon um ca. 18 Uhr dunkel. Da hat mein Liebe heute Abend im Landy hinten drin erst mal ein super Abendessen gezaubert, jetzt lesen wir noch ein bisschen und dann gehen wir heute abends früh ins Bett 

Morgen ist Stadtführung in Fes angesagt, der Campingplatzbesitzer sieht zwar aus wie ein Gotteskrieger, spricht aber zufällig perfekt Deutsch und ist in Personalunion auch noch Fremdenführer für Fes!

As salâmu alekûm!

Thomas

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Jussuf

1 Jan

Also heute (Neujahr) Stadtführung mit Jussuf. Das ist der freundliche, nicht mehr ganz junge Mann, der uns gestern so nett unser Hotel und den bewachten Parkplatz für den Landy gezeigt hat. Er ist zwar kein „offizieller“ Führer, aber er ist sehr nett und spricht Arabisch, Französisch, Englisch und Deutsch, obwohl er nur 5 oder 6 Jahre auf der Schule war und Marokko noch nie verlassen hat.

Außerdem hat es den großen Vorteil, dass man nicht mehr von anderen potentiellen Führern angequatscht wird, wenn man schon einen hat! Nachdem wir gleich zu Anfang gesagt haben, dass wir KEINEN Teppich kaufen wollen, war es dann auch eine sehr schöne Führung.

Besonders interessant war der Besuch der „original marokkanischen Berber-Apotheke“, wo man uns „Haus-Mittel“ gegen Bronchitis, Asthma, Krampfadern, Ekzeme, Neurodermitis, Schnarchen (!!!) und alles mögliche andere im wahrsten Sinnes des Wortes vorgeführt hat – wir mussten überall mal dran riechen. Viel Riech = Gut Zeugs!

Nachdem ich dann dezent darauf hingewiesen habe, dass wir „so alt“ doch noch gar nicht seinen (sonst haben die in der Apotheke wohl meistens Touristen-Rentner als Kunden) wurde mir dann, natürlich erst als meine Liebe sich etwas entfernt hatte und unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit, eine kleine Flasche mit „Berber-Viagra“ (braunes Pulver) angeboten.

Habe aber auch das Dankend abgelehnt und dann eine Tinktur gegen Hautprobleme gekauft. Einfach zum abends auftragen. Nach den Öffnen der Flasche im Hotel wurde mit dann auch klar, warum es die Kern-Seife zum morgens wieder abwaschen gleich mit dazu gab. Wenn das Zeug so wirkt wie es stinkt, dann ätzt es die betreffenden Hautpartien bestimmt einfach weg. Na ja, von nix kommt halt nix…

Während der Führung hat sich Dagmar auch gleich von einem der ansässigen Schuster Ihre Wüsten-Schuhe (bzw. einen Schuh) reparieren lassen, an dem sich gerade die Sohle löste. War sehr spannend, dem Schuster bei der Arbeit zuzuschauen. Besonders bei dem Teil, wo er die Schuhspitze über dem Bunsenbrenner erhitzte, und Dagmar ein bisschen Angst um Ihre guten Timberlands hatte….

Anschließend hat sich Jussuf noch sehr anerkennend über Dagmars Schule geäußert („SÄÄÄHR gut Schuh“) und gefragt, ob diese auch aus echtem Kamel-Leder seien (im Ernst!) 

Morgen fahren wir weiter nach Fes (ca. 300 km). Mal sehen wie es dort so klappt mit dem Handy-Netz und dem Hochladen der Reisebericht. Wenn wir uns ab morgen dann eine Weile nicht mehr melden, liegt es wahrscheinlich daran dass es nicht so gut klappt…

As salâmu alekûm!

Thomas

Über den Dächern von Tanger

Bon annee!

1 Jan

Zuerst einmal möchten wir allen unseren Lesern und Freunden ein gutes neues Jahr wünschen. Auf dass sich ein Teil Eurer Wünsche und Ideen in 2008 erfüllen.

Und außerdem möchten wir uns bei Euch bedanken, dass Ihr so intensiv an unserem „Schicksal“ und unserer Reise teilnehmt. Eigentlich war das Reisetagebuch für mich so geplant, dass man sich dann abends noch einmal hinsetzt und den Tag ein wenig Revue passieren lässt und festhält. Es ist aber mehr geworden. Wir freuen uns jedes Mal darauf, den Laptop hochzufahren und nachzusehen, welche Kommentare oder Meldungen es von zu Hause gibt. Wir nehmen auch gerne Bestellungen für Seife und nette Frauen entgegen und freuen uns über die Lösung unseres Wissensquiz (and the winner is: Marion!). Und wenn Tom tagsüber einmal völlig grundlos grinst, dann weiß ich, er hat wieder einen netten, gehässigen Kommentar fürs Tagebuch ;-).

Nachdem wir gestern Mittag in Tanger angekommen sind (Uhrzeit habe ich vergessen, scheine schon im Urlaub zu sein) ging es erstmal zum Zoll. Auf dem Schiff hatten wir schon die Einfuhrpapiere fürs Auto und unsere Eintrittspapier ausgefüllt und abstempeln lassen. So etwas muss man wissen oder irgendwie mitbekommen, weil für so etwas es natürlich keine Durchsagen gibt. Irgendwann öffnet irgendwo ein Schalter in Form eines Tisches mit zwei wichtigen Herren. Dann muss man sich die richtigen Papiere angeln (einmal grün fürs Auto, zweimal weiß für uns). Ausfüllen und zusammen mit Fahrzeugpapieren (die man hoffentlich nicht im Auto gelassen hat, an welches man für 40 Stunden nicht kommt) in die Schlange stellen für eine Stunde. Und dann hoffen, dass man alle wichtigen Stempel bekommen hat.

An Land dann Zollabfertigung wie zu alten DDR-Zeiten, nur ein wenig unorganisierter. Da wir recht brav immer am Fahrzeug gewartet haben, keinen Bakschisch gezahlt haben (manche Touristen haben doch tatsächlich €50 bezahlt, nur um in 20 Minuten anstelle wie wir in 1 h durch den Zoll zu kommen), verlassen wir dann nach über einer Stunde den Zoll, fast als letztes Fahrzeug.

Für Tom, das erste Mal in Afrika scheint das Gewusel kein Problem zu sein. Wir hatten nur eine grobe Richtungsbeschreibung für das Hotel, er aber navigiert uns mit Kompass (!!) durch Gassen die im Stadtplan als Hauptstrasse eingezeichnet sind. Kurz vor dem Ziel macht er den Rest noch zu Fuß und trifft auf Yusuf (nein, nicht Cat Stevens, die heißen außer Mohammed und Hassan hier alle so). Der leitet uns erst einmal zu einem bewachten Parkplatz (echtes Kunststück in einer super eng bebauten Altstadt) und dann durch ein verwirrendes Netz von kleinen Gassen zum Hotel. Dieses unscheinbare Haus ohne Hotelschild hätten wir im Leben nicht gefunden. Innen dann so wie erwartet und gewünscht, ein Traum aus 1000 und einer Nacht: Springbrunnen im Haus, überall Kerzen und Lampen, ein Bett mit frischen Rosenblättern und als Krönung eine Dachterrasse mit Blick über die Medina (Altstadt) und den Hafen.

Fotos dauern hier in Afrika sehr lange bis sie über das Handy-Netz hoch geladen sind Aber vielleicht schaut ihr mal auf die Internetseite http://www.darsultan.com – das ist das Hotel, in dem wir zurzeit „residieren“ (GPS Koordinaten für Google Earth: 35,7885 Grad N; 5,8138 Grad W).

(Kommentar von Tom: es gibt hier in Marokko leider kein 3G Netz, geschweige denn 3,5G wie in Frankreich und Spanien – mit 3,5G geht das Hochladen von Fotos über das Handy Ratz-Fatz. Bis auf weiteres stellen wir deshalb leider nur noch 1 oder 2 Fotos pro Tag in niedrigerer Auflösung ins Netz)

Auf Empfehlung unseres Hausherren gehen wir dann abends ins Restaurant Riad Tanja (www.riadtanja.com). Ziemlich gut, 5 Gänge vom Feinsten was die marokkanische Küche zu bieten hat. Allerdings hat Tom auch Recht, dass wir uns Marokko sehr „von oben“ nähern. Super Hotel, super Essen im Restaurant und rund um uns nicht nur morbider Charme, sondern auch viel Dreck und Armut.

Danach wieder vollgefuttert ins Hotel, ne Stunde bis Mitternacht aufs Bett legen mit dem Effekt, dass wir eingeschlafen sind, an Silvester dann aber von den Schiffs-Sirenen wach geworden sind. Rauf aufs Dach um festzustellen: gar nichts! Außer den Sirenen und ein paar Mensch die pfeifen, kein Feuerwerk oder Geknalle. Na wir sind aber trotzdem gut ins neue Jahr gekommen.

LG DAG

Im Bett