Noch einer weiteren „naja-Nacht“ im Hotel in Tazenakht (ich schmücke das hier mal nicht weiter aus), weiter Richtung Marrakesch. Wir haben uns dafür entschieden den gleichen Pass, nämlich den Tizi-n-Tichka, zu fahren den wir auch schon auf der Hintour gefahren sind, da dieser schnell und gut zu befahren war. Der andere Pass Tizi-n-Test ist landschaftlich zwar wesentlich schöner, aber sehr engkurvig und somit nur langsam befahrbar. Da in diesem Land immer der Größere siegt, wären wir allen alten Mercedes 200 zwar überlegen, aber die LKW… Da wir so schnell wie möglich nach Marrakesch wollen, haben wir auch noch das Tanken vergessen und sind vor dem Pass noch mal zurück zur Tankstelle gefahren: 60 Kilometer Umweg.
In Marrakesch angekommen, erstmal wie ein guter deutscher Tourist, die Touristeninformation gesucht. Steht schließlich die Adresse im Reiseführer. Wir sind dann auf der richtigen Strasse und brauchen nur noch die Hausnummer zu finden. Nachdem wir jetzt fast alle Anwohner der 4-spurigen Straße und alle Polizisten kennen, endlich auch die Touristeninformation gefunden, die aber leider heute (und nur heute) geschlossen ist. O.k., dann suchen wir uns halt ein Zimmer auf die marokkanische Art. Wir fahren zum größten touristischen Platz der Stadt und deponieren dort erst einmal unser Auto. Tom drückt dem Parkwächter, der fast blind ist, dann die verlangten Dirham in die Hand mit den Worten „schön aufpassen, ist gutes Auto“. Zu Fuß zum Platz der geköpften „Djamaa el-Fna“ und ungefähr 7 hundertstel Sekunden später, spricht uns der erste an. Nein, wir wollen nicht in den Hamman (Badeanstalt), sondern ein Zimmer. „Ein Zimmer – no Problem“ „Aber wir wollen ein gutes Zimmer…“ No Problem – ist gutes Zimmer“. Na, gehen wir mal mit. 1. Strasse rechts, links in die Gasse, dann wieder links, zweimal rechts, in gaaanz kleine Gasse (hier sind dann auch keine Menschen mehr), dann noch mal rechts: unscheinbares Haus, die Türe geht auf und AHHH… Wir stehen wieder einmal staunend in einem Riad und werden freundlich mit Tee empfangen. Hier gibt es nur 4 Zimmer und alles sieht sehr nett aus. Noch bevor wir das Zimmer gesehen haben raunt Tom: „ das nehmen wir“. Sehr fragender Blick meinerseits. „Guck mal hier gibt es Heizpilze…“ Ach, daher weht der Wind. Aber auch die Zimmer stellen sich als warm und mit wirklich heißer Dusche heraus. Zum Preis von 95 Euro für das Zimmer inklusive Frühstück und halbstündigem Besuch des Hamman, ist der Preis für uns in Ordnung. „Nous prenons le chambre“. Darauf gibt es natürlich erst mal wieder einen Tee.
Ein wenig haben wir uns in diesem Urlaub schon an die labyrint-artigen Gassen gewöhnt und wir finden ohne Probleme wieder zum Auto zurück.
Nachdem wir bisher immer gleich das Zimmer mit Halbpension gebucht haben, was hier sehr üblich und auch immer gut war, wollten wir diesmal uns in den Garküchen verpflegen. Auf dem Platz der Geköpften ist die Fressmeile. Wir nehmen Platz auf der Biergarnitur und der „Kellner“ liest uns erst einmal die Karte von oben bis unten vor. Wir nehmen Brochette (Fleischspieße) und Gemüse-Couscous – beides super lecker und frisch zubereitet. Zum Preis von zusammen 9 Euro sind wir super satt. Entlang der Gasherde auf denen es überall kocht und brutzelt, finden wir dann auch die Meile der Süßwarenhändler. Hier trinke ich glaube ich den leckersten Tee meines Lebens, scharf und süß und wunderbar nach orientalischen Gewürzen schmeckend. Dazu gibt es eine braune Masse mit Sesam garniert, die wie weicher Lebkuchen schmeckt.
Auf dem Platz treffen sich nicht nur die Touristen. Dieser Platz ist auch wichtig für die Einheimischen, den hier lauschen Sie gebannten den Geschichtenerzählern und Wahrsagern. Musikanten spielen auf und manch einer wagt das Glücksspiel. Schlangenbeschwörer und Wasserverkäufer runden das malerische Bild ab.
Weniger malerisch war allerdings, dass Tom plötzlich sein Handy vermisste – war ihm im Gewühl aus der Jackentasche geklaut worden. Danach war uns ein wenig die Lust auf Stadt und Menschen vergangen und wir sind zurück in unsere wohlige Herberge.
Beslôma – DAG
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